Kongresspräsident Prof. Dr. Klaus Vajen forderte mehr staatliche und private Investitionen in die Solar- und Energieeffizienzforschung. Der Kongress habe gezeigt, dass eine Kombination aus Wind- und Solarenergie in vielen Ländern der Erde die aktuelle wie auch die künftige Energieversorgung zuverlässig sicherstellen könne. Während der einwöchigen Veranstaltung, an der 700 Wissenschaftler und Industrievertreter aus 66 Ländern teilnahmen, sei deutlich geworden, dass eine Vielzahl solarer Technologien das Stadium der Forschung und Entwicklung verlassen und Marktreife erlangt habe, sagte Vajen. So habe der Einsatz der Solarenergie bei der Bereitstellung von industrieller Prozesswärme und Dampf enorme Fortschritte gemacht. In Europa, Indien und China seien inzwischen Anlagen mit über 1000 m² Kollektorfläche in Betrieb. Auch bei der Integration in bestehende Energiesysteme gebe es interessante Entwicklungen. In Dänemark seien 15 bis 20 Fernheizwerke geplant, die sich durch eine intelligente Kombination aus Solarwärme, Kraft-Wärme-Kopplung, Wärmepumpen und Windkraft auszeichnen und die er als „smarte Fernwärme“ bezeichnete.
Zudem gilt: Neue Kombisysteme für Einfamilienhäuser aus thermischen Solaranlagen und Wärmepumpen überzeugen mit höheren Wirkungsgraden und können zusätzlich zur Heizung auch noch Kühlfunktionen übernehmen. Vorträge hätten zudem die Fortschritte beim Betrieb solarer Kühl- und Klimaanlagen deutlich gemacht, betonte der Kongresspräsident. Hier gebe es eine Vielzahl unterschiedlicher Ansätze, die teils noch unter Kinderkrankheiten litten. Einige Systeme hätten aber mittlerweile Marktreife erlangt. Angesichts des weltweit wachsenden Energiebedarfs für Klimatisierung und Kühlung sei die erfolgreiche Etablierung solarer Kühlsysteme ein ganz wesentlicher Baustein für die künftige Entwicklung der Solarindustrie und ein nicht zu unterschätzender Beitrag zum Klimaschutz.
Große Fortschritte gebe es auch bei der Entwicklung von Solarhäusern, sagte Vajen. Der Trend zur Integration von Solarstrom und Solarwärme-Modulen erhöht zudem die architektonische Attraktivität. Hier habe der Kongress gezeigt, dass es voraussichtlich in wenigen Jahren möglich sein werde, auch große Verwaltungsgebäude durch einen Mix aus Energieeffizienz und Solarnutzung vollständig mit Energie zu versorgen. Die technische Entwicklung sei damit sehr nahe an der Realisierung von größeren Gebäuden, die in der Gesamtbilanz keine energiebedingten Emissionen mehr produzieren. Insgesamt wachsen die Disziplinen Haustechnik, Bauphysik und Architektur zusammen.
Deutlich geworden sei auch, dass die Vorhersage der Energieproduktion aus erneuerbaren Quellen immer wichtiger werde, erklärte der Kongresspräsident. Nicht allein Investoren wollten wissen, ob sich ihre Geldanlage rechne. Auch für eine reibungslose und kluge Integration von Sonnen- und Windenergie in die bestehenden Stromnetze sei es wichtig, zu wissen, wie viel Energie, wann und in welchem Umfang voraussichtlich produziert werden kann. Hier mache die Erstellung komplexer Vorhersagemodelle enorme Fortschritte, auch durch die Verbindung von Satellitendaten mit erdgestützten Beobachtungsergebnissen.
Erstmals auf einem Solar World Congress wurde die ländliche Energieversorgung als wissenschaftlicher Themenschwerpunkt behandelt. 1,4 Milliarden Menschen müssen immer noch ohne jegliche Stromversorgung leben, auch da von der weltweit eingesetzten Solartechnik wird bisher erst 1% in Entwicklungsländern genutzt wird. Das beim Kongress vorgestellte weltweit größte Programm in Bangla Desh zur Verbreitung so genannter Solar Home Systems zur Basis-Stromversorgung kann hier beispielgebend sein. Weitere sehr interessante Ansätze lieferte z.B. ein Projekt in Nepal, in dem Wasserver- und –entsorgung sowie Wärme und Stromversorgung in einem Konzept integriert sind.
Das International Panel of Climate Change (IPCC) stellte eine neue Studie vor. Demnach kommt der Nutzung Regenerativen Energien eine entscheidende Bedeutung für den Klimaschutz zu. Allerdings wurde der Mangel an ausgebildeten Fachkräften, sowohl in Industrie- als auch in Entwicklungsländern, in mehreren Kongressbeiträgen als wesentliche Hürde für den Umbau der Energiesysteme benannt. Der nächste Weltsolarkongress findet vom 17. bis 22. März 2012 im Badeort Cancun (Mexiko) statt.
Weitere Informationen über:
Prof. Dr. Klaus VajenUniversität Kassel
Fachbereich Maschinenbau
Institut für Thermische Energietechnik
Solar- und Anlagentechnik
^^^
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen