Selbst Betreiber von Stromnetzen mit hohem Photovoltaik-Anteil sehen weder aktuell noch künftig ernsthafte Probleme. Die Solarbranche verringert mit Innovationen wie neuer Wechselrichter-Technologie Investitionsbedarf erheblich. So weit eine Einschätzung des deutschen Bundesverbands Solarwirtschaft.
Die Stromnetze können den künftigen Ausbau der Solarstrom-Erzeugung in Deutschland auf die geplanten 52 Gigawatt im Jahr 2020 gut bewältigen, den die Bundesregierung in ihrem Nationalen Aktionsplan für Erneuerbare Energien vorsieht. Das ist das Fazit einer aktuellen Untersuchung, für die die Unternehmensberatung Roland Berger Betreiber von Verteilnetzen in sogenannten Photovoltaik(PV)-Ballungszentren befragt hat. "Selbst die Betreiber von Stromnetzen mit besonders großem Photovoltaik-Anteil und starken Wachstumsraten sehen im Ergebnis keine fundamentalen Probleme für ihre Netze. Eine Beeinträchtigung der Stromversorgung oder gar ein 'Netzkollaps' aufgrund der Einspeisung von Solarstrom ist auf keinen Fall zu befürchten", sagte Günther Cramer, Präsident des Bundesverbands Solarwirtschaft.
Photovoltaik ist die dezentrale Stromerzeugung unter den Erneuerbaren Energien: Solarstrom sorgt nicht nur für deutlich mehr Akteure auf dem Strommarkt und reduziert damit einseitig verteilte Marktmacht. Er wird auch verbrauchernah und zu Zeiten hoher Stromnachfrage erzeugt und ebenso dezentral sowie fast ausschließlich auf der Verteilnetzebene eingespeist und dort auch regional wieder verbraucht. Weil Solarstrom nicht weit über Land transportiert werden muss, entlastet er zu gewissen Teilen sogar die großen Übertragungsnetze auf Hochspannungsebene. Lediglich in einigen ländlichen Gebieten - dort wo relativ viel Strom aus PV- und Windkraftanlagen erzeugt, aber relativ wenig direkt vor Ort aus dem Netz genommen wird - ist bislang zum Teil eine Verstärkung der Verteilnetze notwendig geworden. Auch zukünftig sind Auswirkungen auf die Verteilnetze, wenn überhaupt, in ländlichen Gebieten zu erwarten. Netze in dichtbesiedelten Gegenden sind auf Grund ihrer engmaschigeren Struktur sowie dem hohen regionalen Energiebedarf sehr aufnahmefähig und für dezentrale Einspeisung durch Photovoltaik-Anlagen prädestiniert.
Um die unumgänglichen Investitionen in die ländlichen Verteilnetze so gering wie möglich zu halten, arbeitet die Photovoltaik-Industrie intensiv an technischen Innovationen, die die Kosten des ohnehin nur an wenigen Stellen notwendigen Verteilnetzausbaus erheblich minimieren. So werden schon in wenigen Wochen blindleistungsregelungsfähige Wechselrichter auf den Markt kommen, die die Aufnahmefähigkeit von Stromnetzen wesentlich erhöhen und klassische Netzausbaumaßnahmen zum großen Teil ersetzen können. Prof. Dr.-Ing. Martin Braun vom Forschungsinstitut Fraunhofer IWES in Kassel bestätigt die Potenziale der neuen Wechselrichter-Generation: "Unsere Netzberechnungen zeigen, dass die Photovoltaik-Aufnahmefähigkeit der Niederspannungsnetze durch die Bereitstellung von Blindleistung deutlich erhöht und in einigen Fällen auch mehr als verdoppelt werden kann."
Die Beratungsgesellschaft Roland Berger führte die Untersuchung im Auftrag des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar) durch. Untersucht wurden darin die Stromnetze sogenannter PV-Ballungszentren, also Groß-, Mittel- und Kleinstädte im Süden, der Mitte und im Norden Deutschlands, die im Vergleich die höchste installierte Photovoltaik-Leistung in Watt pro Einwohner haben. Befragt wurden die Netzexperten von 22 Verteilnetzbetreibern nach den Auswirkungen des aktuellen Ausbauzustands der Photovoltaik auf ihre Verteilnetze sowie des zu erwartenden Ausbaus auf Grundlage des von der Bundesregierung verabschiedeten Nationalen Aktionsplanes. Angewendet auf das jeweilige Netzgebiet entspricht dies jeweils etwa einer Verfünffachung der installierten Leistung.
Quelle: Bundesverband Solarwirtschaft (Deutschland)
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