Donnerstag, 18. November 2010

Wann werden USA erneuerbar?

Auf nationaler Ebene gab und gibt es in den USA kaum nennenswerten Klimaschutz. Die US-Amerikaner sind und bleiben die größten Klimazerstörer auf unserem Planeten. George W. Bush war so abhängig von der US-Öl-Lobby, dass er Klimaschutz nicht mal buchstabieren konnte – wie er einmal der Bundeskanzlerin verriet. Ein Kommentar des Energiepublizisten Franz Alt.


Große Hoffnungen setzten die amerikanischen Umweltschützer auf Präsident Obama, den sie auch im Wahlkampf kräftig unterstützten. Doch der junge Präsident enttäuscht seine Anhänger, weil er für seine Umweltpolitik keine politischen Mehrheiten findet. Umso beachtlicher war das jüngste Wahlergebnis am 2. November in Kalifornien – dem größten und wirtschaftskräftigsten Bundesstaat der USA. Dort fiel schon Gouverneur Arnold Schwarzenegger mit ehrgeizigen Klimaschutz-Zielen auf. Zum Hermann Scheer sagte der Republikaner Schwarzenegger oft: „You are my hero“. Der „grüne Terminator“ nannte das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz „vorbildlich für die USA“.

Aber auch Schwarzeneggers Nachfolger, der Demokrat Jerry Brown, wirbt für Klimaschutz. In vier Jahren, so kündigte er jetzt an, soll ein Drittel des Stromverbrauchs in Kalifornien aus erneuerbaren Quellen stammen. Das wäre mehr als eine Verdoppelung gegenüber jetzt. Schon in den letzten Jahren war das Land an der Pazifikküste US-Meister in der Energieeffizienz. Seit 1980 blieb der Stromverbrauch in Kalifornien etwa gleich während das Wirtschaftswachstum kräftig gestiegen ist. In derselben Zeit stieg der Stromverbrauch in den gesamten USA um 60 %.

Heute ist die Energieeffizienz – das ist der Energieverbrauch pro erzeugtem Wirtschaftsgut – an der Ostküste um 60 % günstiger als in den übrigen US-Staaten. Ein unschlagbarer ökonomischer Vorteil durch ökologische Intelligenz. Allein durch Energieeffizienz und Energiesparen wurden in den letzten 30 Jahren in Kalifornien 1.5 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen. Das sonnenreiche Kalifornien produziert heute 90 % des gesamten Solarstroms der USA – zu Preisen, die mit herkömmlichem Strom bereits konkurrieren können. Kaliforniens Hauptstadt Sacramento wird seit 20 Jahren bereits zur Hälfte mit Solarstrom versorgt – bei Tag und bei Nacht. Ähnlich ehrgeizige Ziele melden inzwischen auch einige weitere US-Bundesstaaten an. Kaliforniens Beispiel ist ansteckend. Auch die Story des American Way of Life kann neu geschrieben werden.

So haben zum Beispiel auch die deutschen Firmen Schott Solar und Solarworld neue Solarfabriken in den USA gebaut. Das Geothermie-Feld „The Geysers“ nördlich von San Francisco gilt als der größte Wärmetauscher der Welt.

Der neue Gouverneur Brown, heute 72 Jahre alt, war von 1975 bis 1983 schon einmal Kaliforniens Regierungschef. Er ließ die riesigen Windparks am Pazifik bauen – zu einer Zeit als in Deutschland die Windenergie noch für viele ein Fremdwort war. Damals waren die Kalifornier Windweltmeister, später wurden es die Deutschen und jetzt sind es wieder - dank Obama – die US-Amerikaner. Vor den Deutschen und hinter den Amerikanern stehen inzwischen bereits die Chinesen beim Aufbau und Ausbau des Windstroms.

Kalifornien beweist, dass auch in den USA die Macht der starken Öl-Lobby begrenzt ist. Die Öl-Vertreter haben im letzten Wahlkampf allein in Kalifornien neun Millionen Dollar ausgegeben, um gegen Klimaschutz öffentlich zu polemisieren. Doch die Wähler haben sich zu knapp 60 % für die Beibehaltung des Klimaschutzgesetzes (Global Warming Solutions Act) ausgesprochen, das unter Schwarzenegger eingeführt worden war. Früher hatten sich südlich von San Francisco hauptsächlich IT- und Computer-Firmen angesiedelt – heute sind es Firmen für energieeffizientes Bauen, Solarkraftwerke, Elektroautos und Batterietechnologien. „Big Oil“ wird auch in den USA letztlich verlieren. Es geht ihnen der Stoff aus. Und dieser wird schon in wenigen Jahren –dank seiner Knappheit – unbezahlbar. Auch die USA sind erneuerbar.

Und was geht bis dahin im Angesicht des dramatischen Klimawandels noch alles kaputt? Immerhin ist Kalifornien schon oft Vorbild für die restlichen Staaten der USA gewesen. Und wenn erst die USA ihre Energiewirtschaft erneuern, dann wird dies die ganze Welt verändern.
Quelle:

© Sonnenseite / Franz Alt 2010

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