Freitag, 1. November 2013

Energiewende: Wärmesektor stockt

Von Januar bis September wurden in Deutschland rund 820.000 Quadratmeter Kollektorfläche für Solarwärmeanlagen verkauft. Das entspricht einem Absatzrückgang von rund elf Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Auch in der Schweiz stockt der Absatz gemäss Industrieangaben.

Das gaben diese Woche der Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH) und der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) bekannt. Beide Verbände appellieren an die Politiker vom Union und SPD, in den Koalitionsverhandlungen die Weichen für eine Energiewende im Wärmesektor zu stellen. Für einen wirksamen Klima- und Verbraucherschutz sei dies unverzichtbar. Deutschlands Heizungsbestand gilt als veraltet. Die Wärmeerzeugung in Deutschland ist für rund zwei Fünftel der Treibhausgasemissionen und ein Drittel der Energiekosten der Bürger verantwortlich. 

Seit 2010 stagniert der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Wärmebereitstellung weitgehend bei rund 11 Prozent. Bei der Solarthermie verzeichnen BDH und BSW-Solar aktuell sogar ein geringeres Wachstum als noch 2012. „Mit angezogener Handbremse sind die energiepolitischen Ziele nicht zu erreichen“, betont Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer vom BSW-Solar. Mehr als 80 Prozent des Endenergieverbrauchs von Privathaushalten entfallen auf die Wärmeerzeugung. Die Erneuerbaren Energien sollen daran im Jahr 2030 einen Anteil von 30 Prozent haben, so legt es das Energiekonzept der Bundesregierung fest. „Um den Sanierungsstau alter Heizungen aufzulösen und Erneuerbare Energien zum Wärmestandard zu machen, bedarf es einer intelligenten Kombination aus Anreizen und Mindeststandards und einer verlässlichen Mittelausstattung bestehender Förderprogramme“, fordert Körnig. Eine Energiewende im Wärmesektor entlaste den Verbraucher und könne auch damit den Anstieg der Strompreise kompensieren. 

Die Solaranlagen zur Wärmeerzeugung sparen in Deutschland  jedes Jahr über eine Million Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid ein. Bereits mehr als 1,8 Millionen Haushalte betreiben in Deutschland eine Solarwärmeanlage. Immer noch zu wenige, findet Andreas Lücke, Hauptgeschäftsführer des BDH: „Wer seine veraltete Heizung modernisiert, zum Beispiel durch Brennwerttechnik oder eine Pelletheizung in Kombination mit Solarthermie, kann die Heizrechnung um bis zu 70 Prozent senken. Und dennoch verwenden vier von fünf Haushalten noch immer veraltete Heizungstechnik.“ In den vergangenen 15 Jahren haben sich für die Haushaltskunden die Erdgaspreise verdoppelt und die Heizölpreise vervierfacht. Mit solarer Wärme können Verbraucher die wachsenden Ausgaben für Heizöl oder Gas erheblich senken. Die meist überfällige Heizungsmodernisierung wird mit Zuschüssen gefördert: Für den Einbau eines neuen Heizkessels plus Solaranlage gibt es über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) mindestens 2.000 Euro dazu. Zusätzlich hilft die staatliche Förderbank KfW bei der Finanzierung mit bis zu 50.000 Euro zu attraktiven Kreditkonditionen. 

Das Verbraucherportal www.solartechnikberater.de informiert kostenlos über Fördermöglichkeiten in Deutschland und hilft bei der Suche nach einem qualifizierten Fachbetrieb. Angaben für die Schweiz sind erhältlich über www.swissolar.ch.

Quelle: Bundesverband Solarwirtschaft / Bild: Guntram Rehsche

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