Um das St. Galler Geothermie-Projekt herrscht wieder vorsichtiger
Optimismus: Nach dem herben Rückschlag durch ein Erdbeben Mitte Juli
konnte zuletzt bei Tests heisses Wasser gefördert werden. Zudem strömte
Erdgas in unerwartet grosser Menge aus dem Bohrloch.
Der «Vater»
des Geothermie-Projekts, Stadtrat Fredy Brunner, zeigte sich an einer
Medienkonferenz auf dem Bohrplatz «ausserordentlich glücklich» über den
jüngsten Verlauf der Arbeiten. Seit Beginn der Pumptests in über 4000
Metern Tiefe habe sich der Untergrund beruhigt. Weitere Beben blieben
aus. Erste Erkenntnisse lassen auf einen «bedeutsamen Zufluss» von
Heisswasser schliessen, wie Projektleiter Marco Huwiler erklärte. Die
Temperatur in der Tiefe liege wie erwartet bei 140 bis 145 Grad. Ob
ausreichend Wasser für ein Erdwärme-Kraftwerks fliesst, zeigen aber erst
die Auswertungen der kommenden Monate.
Als
Nebeneffekt wurde mit der Bohrung Methangas angezapft - in einer
Reinheit von über 90 Prozent. «Uns hat es schon überrascht, wie viel Gas
kommt», sagte Fredy Brunner. Mit dem Methan, das an einem Tag auf dem
Bohrplatz abgefackelt wurde, hätte sich laut Brunner die ganze Stadt
heizen lassen. Die Fachleute relativierten diese Aussage: Die
Grösse und Ergiebigkeit des Gasreservoirs lasse sich noch nicht
abschätzen. Dazu brauche es aufwendige Auswertungen. Im Sittertobel Gas
zu fördern, sei nicht das Ziel, sagte auch Brunner. «Wir werden nicht
zum Texas der Ostschweiz.»
Gegenwärtig
laufen die letzten Arbeiten am Bohrloch. In den kommenden Wochen wird
der 60 Meter hohe Bohrturm der deutschen Spezialfirma Itag abgebaut und
abtransportiert. Das Bohrloch wird mit mehreren «Packern» (Verschlüssen)
gesichert und bis Mitte 2014 stillgelegt. Wie es mit dem Projekt
weiter geht, entscheiden die St. Galler Behörden im nächsten Jahr. Im
Idealfall entsteht ein Geothermie-Kraftwerk, das Strom produzieren und
Heizwärme für einen Teil der Häuser in der Stadt St. Gallen liefern
wird. Zum 160-Millionen-Projekt gehört ein Ausbau des Fernwärmenetzes.
Die
St. Galler Erdwärme-Pläne hatten am 20. Juli dieses Jahres einen starken Dämpfer
erlitten: Die Arbeiten im Bohrloch lösten ein Erdbeben der Stärke 3,5
aus, das in der Region deutlich spürbar war. Die Arbeiten auf dem
Bohrplatz mussten gestoppt werden. Dem Beben vorausgegangen war
ein plötzlicher, starker Gasaustritt in der Tiefe: Um eine Explosion zu
verhindern, pumpte die Bohrfirma grosse Mengen von Schlamm ins Loch. Die
Folge war ein Druckanstieg in der Tiefe, der das Beben ausgelöst haben
dürfte.
Quelle: Agenturen
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