Wissenschaftler am Zentrum für
Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) haben
einen neuen Typ flexibler CIGS-Dünnschicht-Solarzellen entwickelt. Die
Stuttgarter Forscher nutzen für die stromerzeugende Absorberschicht ein
alternatives Trägermaterial: dünnen emaillierten Stahl.
Bei den Wirkungsgraden schneidet
Emaillierstahl mindestens so gut ab wie Edelstahl: So beträgt der
Wirkungsgrad der neuen biegsamen, 0,5 Quadratzentimeter großen
Solarzelle 18,6 Prozent. Ein Photovoltaik-Modul auf einer Fläche von 23
mal 30 Zentimeter konnte 12,9 Prozent des Sonnenlichts in Strom
umwandeln - weltweit einer der besten Werte für monolithisch
verschaltete Module auf Metallsubstraten. Emaillierstahl ist langlebiger und nicht so leicht
zu beschädigen wie Kunststofffolien. Im Gegensatz zu Edelstahl ist er
elektrisch isolierend, zudem entfallen ein zusätzlicher Dotierschritt
und eine Diffusionsbarriere. Produziert wurden Zelle und Modul auf einer
industrienahen Inline-CIGS-Anlage des ZSW.
Flexible Dünnschicht-Solarzellen erweitern die
Anwendungsmöglichkeiten der Photovoltaik enorm. Durch ihre Elastizität
lassen sie sich an die Oberflächen von Autos, Wohnmobilen, Schiffen,
Fassaden, Hausdächern oder elektronischen Geräten anpassen. "Dünner Stahl als flexibles, aber gleichzeitig
stabiles Material eignet sich da besonders", berichtet Friedrich Kessler
vom ZSW-Fachgebiet Materialforschung. Eine Emailleschicht schützt die Stahlfolie vor
Durchrostung. Die glasartige Substanz eignet sich außerdem besser für
die Aufbringung der elektrisch aktiven Schichten. "Emaillestahl
verbindet die Vorteile von starrem Glas mit denen einer flexiblen
Metallfolie", so Kessler.
Im Vergleich zu rostfreiem Edelstahl sind die Kosten
ungefähr gleich. Emaillestahl ist aber vollständig elektrisch isoliert.
Die Solarzellen können dadurch monolithisch verschaltet werden, also
bereits serienmäßig während der Herstellung. Das spart metallische
Verbindungen und Geld. Der Emaille-Schmelz stellt zudem eine
Diffusionsbarriere zwischen dem vom Stahl freigesetzten,
ertragsmindernden Eisen und der CIGS-Schicht dar. Auch eine zusätzliche
Dotierung - das Einbringen von Fremdatomen in die CIGS-Schicht, um die
elektrische Leitfähigkeit zu erhöhen - ist nicht nötig. Die Forscher
fügten der Emaille Natrium und Kalium zu, die bei der Beschichtung in
den Absorber diffundieren.
Bei dem Beschichtungsvorgang ist es dem
Wissenschaftlerteam gelungen, eine Hürde zu überwinden. Die hohen
CIGS-Beschichtungstemperaturen im Vakuum können dazu führen, dass die
Emailleschicht Blasen bildet und sich vom Stahl ablöst. Um das zu
verhindern, entwickelte das ZSW mit einem Industriepartner, Pemco
International aus Belgien, eine neue Emailschicht auf niedrig legiertem
Stahl, die den Hochtemperatur-CIGS-Beschichtungsschritt bis maximal 650
Grad Celsius unbeschadet übersteht.
Für Solarzellen mit der gewünschten Flexibilität
müssten jetzt nur noch die Stahlfolien dünner werden, so der
ZSW-Forscher Kessler. Momentan ist der günstige kohlenstoffarme Stahl
nur bis zu einer minimalen kommerziellen Dicke von 200 bis 300
Mikrometer (0,3 Millimeter) erhältlich. Im Rahmen der Forschungsarbeiten
wurde eine dünnere Sonderanfertigung hergestellt; weitere Optimierungen
durch Stahlfirmen sind technisch ohne weiteres möglich. In die Zell-
und Modulfertigung könnten Solarunternehmen danach einsteigen. Die Forschung zu emaillierten Stahlsubstraten für
CIGS-Dünnschicht-Solarzellen fand im Rahmen des EU-Projektes HIPOCIGS
statt und ist seit 2013 abgeschlossen. Das ZSW koordinierte die
Arbeiten, an denen insgesamt acht Forschungs- und Industriepartner
beteiligt waren.
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