Die Schweizer Bevölkerung steht der Atomenergie zunehmend kritisch gegenüber. 57 Prozent lehnen sie laut einer Umfrage des Bundes ab. Fast alle finden zudem, dass die Entsorgung radioaktiver Abfälle jetzt angepackt werden muss, dies trotz Zweifeln an einer sicheren Lösung.
In einer ersten Erhebung des Bundesamtes für Energie (BFE) hatten sich 1998 noch 52 Prozent eher oder vollständig gegen die Atomkraft ausgesprochen. 41 Prozent befürworten gemäss der neuen Umfrage vom Juni 2013 diese Energieform, gegenüber 40 Prozent vor fünf Jahren, wie das BFE am Mittwoch mitteilte (im Bild das weltälteste AKW in Beznau). Mit 34 Prozent ist die Zustimmung bei den Frauen geringer als bei den Männern, von denen sich 49 Prozent zur Atomenergie bekennen. In der Deutschschweiz, wo alle fünf AKW des Landes stehen, zählen sich zwischen 43 und 46 Prozent zu den Befürwortern, mehr als in den anderen Landesteilen mit jeweils 33 Prozent.
95 Prozent der gut 1000 Befragten sind laut BFE der Ansicht, dass jetzt eine konkrete Lösung für die Entsorgung der radioaktiven Abfälle gefunden werden muss und das Problem nicht nachfolgenden Generationen überlassen werden darf (2008: 97%). Allerdings denken heute 82 Prozent, dass es kein sicheres Rezept dafür gibt. 2008 waren es noch 77 Prozent. Für die Hälfte der Befragten ist die geologische Tiefenlagerung die am besten geeignete Methode für die langfristige Lagerung. Falls ein solches Lager in ihrer Nähe gebaut würde, befürchten ebenfalls 50 Prozent mögliche Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt. 28 Prozent beunruhigt, dass radioaktive Stoffe entweichen könnten. Annähernd zwei Drittel (63%) der Befragten fühlen sich über radioaktive Abfälle zu wenig informiert. So geht fast die Hälfte fälschlicherweise davon aus, dass die Schweiz derzeit Atommüll im Meer versenkt. 71 Prozent wissen, dass es verschiedene Abfallkategorien gibt, 85 Prozent halten alle davon für sehr gefährlich.
Informationen zu diesem Themenkreis werden vor allem dann als vertrauenswürdig eingeschätzt, wenn sie von unabhängigen Quellen stammen, insbesondere von Nichtregierungsorganisationen (38%), Wissenschaftlern (36%) und internationalen Organisationen, die sich für die friedliche Nutzung der Atomenergie einsetzen (33%). 32 Prozent erachten die Informationen der Nagra als vertrauenswürdig, deutlich mehr als 2008 (24%). Nur rund ein Fünftel (21%) vertraut den Verlautbarungen des Bundesrates und der Nuklearindustrie, nur 7 Prozent den Medien.
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