Vor Jahren schon war einmal von der solaren Revolution die Rede - und fürwahr kam es zum ersten grossen Schub bei der solaren Stromerzeugung in den Jahren 2009 bis 2011. Dann folgte der Niedergang der Modulindustrie - obwohl die solaren Installationen weiterhin wuchsen. Nun kann erneut eine solare Revolution ausgerufen werden - mit ganz anderen Dimensionen.
Es war der US-Amerikaner Travis Bradford, dessen 2006 erschienenes Buch keinen minderen Titel als «Solar Revolution» trug. Der Gründer des Prometheus-Instituts für Solarforschung sollte ein erstes Mal Recht behalten. Denn die Folgejahre brachten einen Solar - sprich Photovoltaik - Boom, den selbst die grössten Optimisten nicht für möglich gehalten hatten. Allerdings hatte sich Bradford die Sache vielleicht anders vorgestellt, als sie sich in dieser Zeitspanne abspielte. Der Boom fand nämlich vor allem in Europa, dort in erster Linie in Spanien und dann in Deutschland statt. Orchestriert war die damalige Entwicklung von den so genannten Einspeisetarifen, die den Investoren in Erneuerbaren Energien berechenbare Einnahmen bescherten und damit zu einem ungeahnten Investitonsboom führten.
Derselbe Travis Bedford hat sich jetzt wieder zu Wort gemeldet, nachdem es selbst um sein Prometheus-Institut in den vergangenen Jahren ruhig geworden war. In einem Beitrag für die Plattform solarplaza.com ruft Bradford erneut die solare Revolution aus - und wieder zeigen sich bereits Spuren, die auf eine Realisierung seiner erneuten Vision hinweisen. Doch zuerst zu eben dieser Vision. Ausgangspunkt ist Bedfords Feststellung, dass Grid Parity unterdessen erreicht ist - will heissen, dass der Strom aus der Steckdose für einen Besitzer einer PV-Anlage teurer ist als der selbst produzierte Solarstrom - für den, bei Eigenverbrauch, keine Netzkosten und je nachdem auch keine Steuern und Gebühren anfallen. Das gilt natürlich noch nicht überall auf der Welt, aber es gilt in Gegenden mit starker Sonneneinstrahlung oder teurem Netzstrom - also sowohl in vielen Teilen der USA wie eben auch in Deutschland, wo der Netzstrom rund die Hälfte mehr kostet als etwa in der Schweiz. Unschwer vorherzusehen, dass in immer mehr Gegenden der Welt Grid Parity erreicht sein wird - denn der Solarstrom wird weiterhin immer billiger. Mit der ausgedehnten Massenproduktion der Anlagenbestandteile (wie Module und Wechselrichter) sind weitere grosse Kostenreduktionen zu erwarten. Bradford verweist rückblickend auf die Tatsache, dass 2005 jährlich Solaranlagen mit 1000 Megawatt MW (oder einem Gigawatt GW) Leistung erbaut wurden. Nur eine Dekade später wird Ende 2015 das Fünfzigfache erreicht sein. Denn 2013 ist eine zuvor verlangsamte Entwicklung wieder in die Gänge gekommen, mit einem Wachstum von rund 20 Prozent jährlich auf voraussichtlich 35 Gigawatt - und dieses soll auf dem unterdessen bereits hohen Niveau weiter anhalten. Ohne mit Zahlen die Verwirrung noch zu steigern - aber der solare Ausbau hat unterdessen jenen des Windausbaus erreicht, dabei galt die Windenergie lange als uneinholbar führend bei den Erneuerbaren. Und: das jetzt erreichte Niveau entspricht in seiner jährlichen Ausbeute bereits dem Neubau von fünf bis sieben neuen und grossen Atomkraftwerken - von denen in den vergangenen Jahren nur ganz wenige fertig gestellt wurden, in Europa kein einziges.
Das rasante Wachstum des photovoltaisch erzeugten Stroms findet zu unterschiedlichen Zeiten in unterschiedlichen Gegenden der Welt statt - aber es findet eben wieder in gesteigertem Mass statt. Zuvor waren es Spanien, Deutschland und Italien, die den Markt beherrschten. Ganz plötzlich ist es China (siehe Solarmedia vom 24. Januar 2014) - und daneben geht es auch in den USA und in Japan nach Fukushima in ungeahntem Tempo voran. Zusätzlich sind es eine Reihe kleinerer Volkswirtschaften in den aufstrebenden Ländern, die sich anschicken eine wichtige Rolle auf dem Solarmarkt zu spielen wie Südafrika, Mexiko, Brasilien, Chile, Saudi-Arabien, Südkorea und Thailand.
Gemäss Bradford hat die Solarenergie damit aber auch ihre Unschuld verloren oder die Nische verlassen - gepaart mit einer Reihe neu auftauchender Probleme. So wird die Zeit der staatlichen Förderung zu Ende gehen, je nach nationalen Voraussetzungen unterschiedlich schnell. Nicht zuletzt Probleme gebracht hat die schnelle Entwicklung den Energieversorgungsunternehmen - deren Zug vielleicht in gewissen Ländern schon abgefahren ist (vielleicht auch in der Schweiz). Auf jeden Fall müssen diese Unternehmen heutzutage eingestehen, dass sie sich in ernsthaften Schwierigkeiten befinden (erodierende Erträge, sinkende Stromabsatzzahlen). Die fallenden Aktienkurse der grossen Energiekonzernde sind beredtes Zeugnis der Entwicklung. Noch ist gemäss Bradford aber auch möglich, dass die alteingesessene Stromwirtschaft auf den Zug aufspringt zum beiderseitigen Nutzen - offenbar hat er dabei vor allem die USA im Sinn, wo effektiv viele Unternehmen unterdessen Abnahmeverträge mit den Solarstromproduzenten anbieten.
Zu den offenen Problemen zählt Bradford die Netzintegration, die bei einer fortschreitenden Solarrevolution (noch nicht allerdings auf einem Niveau von einem Prozent Marktanteil wie in der Schweiz) unweigerlich nach neuen Lösungen rufen wird. Kommt hinzu, dass das alles natürlich Geld kosten wird - welches wohl nicht vom Staat kommen wird. Aber weil andernorts genug Mittel vorhanden sind (Pensionskassen und Versicherungen zuvorderst), sollte auch dieses Problem lösbar sein - die solare Revolution kann kommen - und sie wird kommen!
Siehe ausführlichen Artikel (in Englisch) von Travis Bedford auf Solarplaza > hier
Die PV-Lobby jammert m.E. unbegründet- jahrelang haben PV-Modul-, Wechselrichter- Hersteller und Anlagenbauer dank staatlicher Förderung "gelebt wie die Maden im Speck"! Da die Erzeugungskosten für Solarstrom pro kWh inzwischen bei 10-12 Ct/kWh liegen muß man halt, um neuen Markt bei Kunden zu schaffen, im Verbund mit der Wärmeversorgung arbeiten. Wenig gedämmte EFH und deren Haushalte benötigen die 5-10-fache Wärmeenergie im vergleich zum Strom. Solarstrom-betriebene Wärmepumpen können bei JAZ von 3,0 so den Wärmepreis unter das Niveau mit fossilen Brennstoffen erzeugter Wärme absenken. Speicherlösungen müssen forciert(zu bezahlbaren Preisen) voran gebracht werden, Also ist noch ein weites Betätigungsfeld vorhanden, in das jetzt eine erhöhte Förderung umgeleitet werden sollte!
AntwortenLöschenEine viel drastischere Negativ-Entwicklung kann man auf dem Micro-BHKW-Markt beobachten. Dort wird der KWK-Zuschlag nur 10 Jahre lang gewährt.
Wenn solche Anlagen bei Heizungssanierungen wirtschaftlich konkurrenzfähig sein sollen, muß der Mehrpreis von ca. 10Tausend Euro innerhalb dieses Zeitraums durch Stromkosteneinsparung kompensierbar sein. Einsparungen werden dort jedoch größtenteils durch die zusätzlichen Wartungskosten der aufwendigeren Technik "aufgefressen", so daß der Betreiber in vielen Fällen über die gesamte Betriebszeit keinen müden Euro spart!
Nach Ablauf der KWK-Vergütung gibt es für den eingespeisten Strom nur noch den Leipziger Börsenpreis(ca 5Ct/kWh) plus vermiedener Netzkostenausgleich(1,5Ct/kWh)!
Bei einem Erdgaspreis von ca.7Ct/kWh bkeibt dann nicht viel übrig!
So ersetzen viele Micro-BHKW- Betreiber ihre Geräte nach 10 Jahren wieder durch einen herkömmlichen Brennwertkessel und bieten lauffähige Geräte bei ebay zum Verkauf an,
Die Micro-BHKW-Betreiber hätten so viel mehr einen Grund, ebenfalls eine Zahlung des KWK-Zuschlags über 20 Jahre zu fordern, zumal BHKW-Strom auch als Regelenergie zur Verfügung steht.