Die Nationalen Forschungsprogramme (NFP 70 & 71) sind bald Geschichte - nun werden deren Resultate in die Öffentlichkeit getragen - so auch diese Woche an der ETH zu Markt- und Regulierungsfragen.
Beat Hotz-Hart präsentierte Ergebnisse - Bild vergrössern mit Klick ! |
"Für einen funktionierenden Strommarkt sind Lenkungsmassnahmen der
Förderung vorzuziehen. Lenkung ist gesamtwirtschaftlich erheblich
wirksamer und kostengünstiger. Die neuen Anforderungen an das
Stromsystem müssen deshalb in Marktanreize übersetzt und die
verschiedenen Bereiche – in Abstimmung mit der Entwicklung in der EU –
entsprechend organisiert und reguliert werden", hält Beat Hotz-Hart
fest. "Abgaben auf CO2-Emissionen mit Rückerstattung an die
Bevölkerung und an die Wirtschaft haben kaum negative Auswirkungen auf
die wirtschaftliche Entwicklung, sind effizient und tragen zu
Innovationen bei", begründet Hotz-Hart diese Empfehlung der Synthese zum
Themenschwerpunkt "Marktbedingungen und Regulierung". Damit der Markt effizient und sozialverträglich spielen kann, braucht es jedoch weitere aufeinander abgestimmte Massnahmen.
Erneuerbare Energien schrittweise dem Markt aussetzen
Heute
kann der Markt alleine die gemäss der Energiestrategie 2050 nötigen
Investitionen für den Ausbau der neuen erneuerbaren Energien – Sonne,
Holz, Biomasse, Wind, Geothermie und Umgebungswärme – noch nicht
auslösen. Um diese in das Stromsystem zu integrieren und schrittweise in
den freien Markt zu überführen, braucht es abhängig von der Marktreife
der einzelnen Technologien eine zeitlich befristete Unterstützung; in
den nächsten Jahren etwa über ein Auktionsmodell, in dem Zubaumengen
technologieneutral versteigert werden, oder mit einer flexiblen
Preissteuerung über Marktprämien.
Flexibilität bei Angebot und Nachfrage erhöhen
Mit
steigendem Anteil der neuen erneuerbaren Energien entsteht ein massiv
höherer Bedarf an flexibel einsetzbaren Kapazitäten. Dies gilt künftig
nicht nur auf der Angebotsseite, sondern auch der Verbrauch sollte für
das Glätten von Nachfragespitzen und die Anpassung an die
Angebotsschwankungen genutzt werden. Wie verschiedene Untersuchungen im
Rahmen des NFP "Energie" zeigen, sind zum Beispiel dynamische Tarife,
Bonus-Malus-Systeme für Strom oder Energieberatung geeignete Massnahmen.
Auch die Flexibilität in der Netznutzung sollte einen Preis erhalten,
indem die heute üblichen verbrauchsabhängigen Netztarife durch eine
dynamische Leistungstarifierung ersetzt werden. Zudem brauchen
dezentrale Speicherlösungen geeignete Rahmenbedingungen für einen
wirtschaftlichen Betrieb.
Neue Akteure integrieren
Mit
dem Ausbau der erneuerbaren Energie treten neue Akteure in den
Strommarkt ein: Energiegenossenschaften, Eigenverbrauchsgemeinschaften,
regionale Verteilnetz- und Stromspeicherbetreiber sowie "Prosumer", die
sowohl als Kleinproduzenten wie auch als Verbraucher agieren. Die
Regulierung muss optimale Bedingungen für die Entwicklung und effiziente
Integration dieser neuen Akteure in das Stromsystem schaffen.
Versorgungssicherheit wirtschaftlich erhöhen
Mittelfristig
können vertraglich gesicherte strategische Reserven und
zertifikatsbasierte Leistungsverpflichtungen sowie ein diversifizierter
Kraftwerkspark die Versorgungssicherheit zusätzlich erhöhen. Für
Reserveleistungen sowie spezielle Netz- und Speicherinfrastrukturen
dürfte längerfristig eine zusätzliche finanzielle Unterstützung
notwendig sein. Ohne Stromabkommen mit der EU dürften jedoch auch die
Kosten für Versorgungssicherheit steigen. Allerdings ist auch mit einem
EU-Stromabkommen längerfristig die Erzeugungskapazität in der Schweiz zu
vergrössern.
NFP 70 und 71: das Nationale Forschungsprogramm "Energie"
In den Nationalen Forschungsprogrammen "Energiewende" (NFP 70) und "Steuerung des Energieverbrauchs" (NFP 71) des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) haben über 300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in mehr als 100 Forschungsprojekten Erkenntnisse zur substanziellen Verringerung des Energieverbrauchs, zu neuen Technologien sowie zu gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für deren Implementierung in den kommenden 10 bis 30 Jahren erarbeitet.Aufgrund zahlreicher Wechselbeziehungen haben die parallel laufenden NFP 70 und NFP 71 von Beginn an eng zusammengearbeitet. Beide NFP werden unter dem Titel "Nationales Forschungsprogramm Energie" anfangs 2020 abgeschlossen sein. Bereits wurden die Ergebnisse zu den Themenschwerpunkten "Akzeptanz", "Mobilitätsverhalten", "Gebäude und Siedlungen" sowie "Marktbedingungen und Regulierung" veröffentlicht. In Kürze werden die Synthesen zu den Themenschwerpunkten, "Energienetze" sowie "Wasserkraft und Markt" und im Januar 2020 das abschliessende Programmresümee publiziert.
Weitere Informationen zu den einzelnen Forschungsprojekten und zum Nationalen Forschungsprogramm "Energie" stehen ab sofort auf dem Webportal www.nfp-energie.ch zur Verfügung
Die
Forschungsprojekte, die vollständige Synthese und ausführliche
Informationen zum Themenschwerpunkt "Marktbedingungen und Regulierung"
sowie laufend aktuelle Ergebnisse zum "NFP Energie":
www.nfp-energie.ch
Quelle: nfp70.ch
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