Seit
dem Jahr 2.000 wurde die Solarenergie-Gewinnung weltweit etwa um das
200-fache gesteigert, die Windenergie-Gewinnung um das 30-fache. Der
Siegeszug der Erneuerbaren Energien ist nicht mehr zu stoppen. Sie haben
global die Nische verlassen. Und was für Deutschland gilt, gilt in übertragenem Sinn auch für die Schweiz. Ein Kommentar von Franz Alt.
Seit
sechs Jahren wird bereits Jahr für Jahr mehr in die Erneuerbaren
investiert als in die alten fossil-atomaren Technologien. Am Anfang der
Entwicklung waren Solar- und Windstrom – wie bei allen neuen
Technologien – noch sehr teuer. Im Jahr 1990 kostete in Deutschland die
Produktion einer Kilowattstunde Solarstrom ca. einen Euro. Im Jahr 2000
noch 70 Cent, heute sind wir in Deutschland bei 4.9 Cent, in Afrika, in
Südasien oder in der Wüste Chiles bei ca. zwei Cent. Die
Regierung Saudi-Arabiens hat angekündigt, bis zum Jahr 2025 Solarstrom
für einen Cent pro Kilowattstunde produzieren zu können. Die
entsprechende Anlage soll dann eine Leistung von 200 Gigawatt liefern.
Das entspricht etwa der Leistung von 70 Atomkraftwerken. Das ist dann
das Solarzeitalter.
Das Solarzeitalter beginnt
Es
ist völlig klar, wem die Zukunft gehört. Warum? Sonne und Wind sind
Geschenke des Himmels. Die Solarindustrie boomt weltweit, sie erreichte
in Deutschland 2018 ein Plus gegenüber dem Vorjahr von 30%. Aber
hierzulande strauchelt die Windenergie. Im ersten Halbjahr 2019 wurden
in Deutschland 82% weniger Windräder erstellt als im Vorjahr.
Hauptursache: Bürokratische Willkür und kurzsichtiger Widerstand aus der
Bevölkerung.
Seit
2006 sind die Preise für Photovoltaik-Anlagen um sensationelle 90%
gefallen. Eine einmalige Erfolgsgeschichte. Ein Solarpark läuft 30 bis
40 Jahre – wartungsarm, während ein Windpark mit beweglichen Windflügeln
wartungsintensiv ist. Die Planungszeit für einen Windpark dauert
zurzeit in Deutschland sechs Jahre. Ein Solarpark kann nach einem Jahr
gebaut werden.
Sechs Kilowatt solare Leistung auf dem Dach reichen aus für eine vierköpfige Familie samt Solarauto.
Das Tanken eines Benziners kostet etwa fünfmal mehr an der Zapfsäule
als der Strom auf dem eigenen Dach. Das spricht sich allmählich herum.
Und dafür braucht man etwa 40 Quadratmeter Dachfläche. Die Installation
dauert ein bis zwei Tage. Inzwischen
haben in Deutschland 1.6 Millionen Dächer Solaranlagen. Das heißt aber
auch: 85% unserer Dächer stehen noch völlig umsonst in der Gegend herum,
obwohl die Sonne auf fast jedes Dach scheint. Warum eigentlich?
Auch die Speichermöglichkeiten für Solarstrom haben sich verbessert.
Zu den heute gekauften Solarstromanlagen werden in Deutschland bereits meist auch die Speicher
dazu gekauft. Die Batterien stehen im Keller. Hinzu kommt: Immer mehr
Landwirte treiben jetzt doppelte Landwirtschaft. Auf dem Boden
klassische Landwirtschaft und sechs oder acht Meter darüber eine
aufgeständerte Solaranlage. Bauern können auf derselben Fläche ihren
Ernteertrag jetzt verdoppeln. Das hat Zukunft.
Photovoltaik-Anlagen sind recycelbar
Und
das Recycel-Problem? Dazu Andreas Bett vom Fraunhofer-Institut
gegenüber der „Welt“: „Solarmodule sind zu 100 Prozent recycelbar. Sie
enthalten keine giftigen Stoffe“. Endlich hat auch die Groko in Berlin
alle Vorteile der Solarenergie verstanden: Im Klimaschutzpaket soll der
Anteil des Solarstroms bis 2030 von 49 Gigawatt auf 98 verdoppelt
werden. Warum aber nicht verdreifacht oder verfünffacht? Die Dachflächen
sind vorhanden.
Die gesamte Symphonie der Erneuerbaren
Für
eine zuverlässige Stromversorgung brauchen wir künftig einen
intelligenten Mix aller erneuerbaren Quellen: Sonne, Wind, Wasserkraft,
Bioenergie, Geothermie sowie Strömungs- und Wellenenergie der Ozeane.
Sozusagen die gesamte Symphonie der Erneuerbaren. Was früher als zu
teuer und als unzuverlässig galt, ist heute Zukunft. Sonne und Wind und
Co sind zuverlässiger als das Gas von Wladimir Putin oder das Öl der
Saudis, was ohnehin in wenigen Jahrzenten zu Ende geht. Alle
erneuerbaren Energiequellen haben wir noch einige Milliarden Jahre -
umweltfreundlich, klimaneutral und preiswert. Worauf warten wir
eigentlich noch?
Danke für diesen Artikel. Schade ist jedoch, dass die Stromkonzerne lediglich 12 Cent pro eingespeiste KWh zahlen. Daher sollte das Zahlungsmodell komplett neu überdacht werden. Das gilt auch für Vergütung von Windkraftanlagen.
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