Das ist einer der gravierendsten Unterlassungen der heiss umstrittenen ETH-Studie: Sie verzichtet darauf, den technologischen Fortschritt zu berücksichtigen, der seit dem Jahr 2000 vollzogen wurde. Das ist besonders fatal für den Bereich der Solarenergie, insbesondere der Stromerzeugung durch Photovoltaik (PV). Denn hier hat sich tatsächlich bereits eine Revolution vollzogen (Kostenreduktion um rund 80 Prozent und Effzienzgewinne um rund 50 Prozent). Und die nächste Revolution steht bevor. Zu diesem Schluss kommt der US-Energiespezialist Brad Mattson in einem Essay des Webportals greentechmedia.com. Im folgenden eine exklusive Zusammenfassung und Übersetzung von Solarmedia:
In seinem Post schreibt Mattson, CEO von Solexant (siehe Bild) , einem neuen Startup-Unternehmen der Solarbranche, über die «wirkliche Geburt der Solarindustrie und den Beginn von Solar 2.0». Man kommt gemäss Mattson nicht umhin, die aktuell belämmernde Situation der Solarbranche zu beklagen, aber gleichzeitig sei es eine aufregende Zeit. Denn die Industrie ist auf dem Sprung zum wirklich grossen Wachstumsschritt. Die Pleiten verschiedener hoffnungsvoller Solarunternehmen wie etwa von Solyndra (siehe Solarmedia vom 4. September 2009) suggerieren zwar etwas anderes. Doch die Reduktion der Kosten und Preise von Solarmodulen haben auch die Nachfrage gewaltig in die Höhe getrieben, so dass auf verschiedenen Märkten bereits die so genannte Grid Parity (Gleichheit des Preises von Haushaltstrom mit den Kosten der solar erzeugten Kilowattstunde Strom) erreicht ist.
Dieser Zustand bedeutet gemäss Mattson die Geburtsstunde des wirtschaftlich getriebenen Wachstums der Solarbranche. Genau das bezeichnet Mattson als die Marktphase von Solar 2.0, die ungeahnte Möglichkeiten für die Branche bietet (aus seiner Sicht vor allem auch für die US-amerikanische). Und in dieser Phase sei der «tipping point» bereits überschritten, der die Branche zur weltweit wichtigsten der Erneuerbaren Energien macht. Immer angesichts der aktuellen Situation, die von Überkapazitäten der Modulproduktion weltweit gekennzeichnet ist. Aber: Solche Überkapazitäten sind auch in der Entwicklung anderer Branchen aufgetaucht, Mattson erinnert an die wiederholten Krisen der Halbleiterindustrie im Laufe des Siegeszugs der Computerisierung (deren Zeuge Mattson als Manager war). Demnach hat sich immer das gleiche abgespielt: Ein anfangs robuster Wachstumsmarkt im Kleinen gerät in eine Phase des «Über-Enthusiasmus». Sie entsteht in der Regel in Momenten, in denen die Branche entweder durch die Politik oder die Branche selbst als strategisch wichtig erkannt wird - was dann eben zum Aufbau zeitweiser Überkapazitäten führt. In der Folge kommt es zu einem Preisrutsch, den viele Firmen nicht überstehen (ein nunmehr «schwacher Markt» ist die Folge).
Wie in jedem anderen Rohstoffmarkt auch setzt nun aber dank der gesunkenen Preise ein starker Nachfrageschub ein. Was wiederum die Preise stabilisiert (ein in der Solarbranche gegenwärtig sich abzeichnendes Phänomen) und was den Markt auch für die Produzenten wiederum in ruhigere Gewässer führt, die Gewinne steigen wieder und selbst neue Investitionen in die Produktion werden getätigt. Die noch immer vorherrschende Panik führt Mattson auf die Tatsache zurück, dass sich die Solarindustrie eben erstmals in einem solchen Zyklus befindet - andere Industrien haben schon mehrere hinter sich. Verstärkend bezüglich der aktuellen Situationen hat sich zweifellos das massive Eingreifen des chinesischen Staates ausgewirkt, der im Wissen um die strategische Bedeutung der Solarenergie massiv eingriff und den Abschwung noch verstärkte resp. die aktuelle Erholung verzögert, in Mattson's Worten: «Die Nachfrage ist zwar da, aber noch nicht in einem Ausmass, das bereits wieder Profitabilität in der Modulherstellung sichert.»
Aber Verzweiflung sei fehl am Platz. Denn genau die weiterhin auf tiefem Niveau verharrenden Preise stehen dem neuerlichen Aufschwung Pate. Dahinter verbirgt sich als entscheidende Entwicklung jene der Herstellungskosten. Die folgende Darstellung zeigt die Lernkurve als Abbild der Kostenreduktion der vergangenen Jahrzehnte. Betrugen sie 1980 noch rund 26 US-$ pro Watt Solarleistung, sanken diese innnert weniger 30 Jahre (bis 2009) auf einen Zehntel. Was einer Senkung von 16,6 Prozent während einer Verdoppelung des kumulierten Marktvolumens entsprach.
Chart data from Navigant
Doch markierte das Jahr 2009 erst den Start ins neue Solarzeitalter - denn ab dann wurde der massive Einfluss Chinas auf den Solarmarkt erst so richtig spürbar. Trotz erster Überkapazitäten investierte das Land 2010 und 2011 weiterhin in den Aufbau - und die Preise der Module stürzten geradezu in den Keller, mit unterdessen 0.70 US-$ pro Watt Solarleistung. Womit allein in den letzten vier Jahren die Kosten erneut um 85 Prozent abnahmen. Noch ist damit Konkurrenzfähigkeit der Solarenergie in absolutem Sinn nicht gegeben, aber doch bereits in einigen Fällen. Unternehmenserfolge wie jene der neuerdings börsenkotierten Installationsfirma SolarCity (siehe Vorsorgemedia vom 17. Dezember 2012) und das Key-Investment von Warren Buffett im Solarsektor sprechen eine deutliche Sprache.
Das nächste Kapitel wird erneut China zu schreiben. Denn nun tritt das Land nicht nur auf der Angebotsseite als First Player auf, sondern auch nachfrageseitig. Letzte Woche erst wurde In einem vom Wirtschaftsdienst Bloomberg veröffentlichten Interview bekannt, dass China das für 2015 gesetzte Ausbauziel für Solarstrom um 67 Prozent erhöhen will. Das neu gesetzte Ziel sieht demzufolge bis 2015 eine installierte Leistung von 35 Gigawatt vor.
Von der Rolle der Solarenergie bei der Schweizer Energiewende ist allerdings nur am Rande die Rede - diesbezüglich besteht Bedarf für Nachbesserung.
Haben die Wachstumsaussichten der Schweizer Volkswirtschaft in rabenschwarzen Farben gemalt, sollten die Energiewendepläne des Bundesrats Wirklichkeit werden: Economiesuisse-Geschäftsleiter Pascal Gentinetta und ETH-KOF-Professor Peter Egger (Bild vom Medienanlass Mitte Woche: Guntram Rehsche).
Auswahl der aufgrund der Energiewende-Vernehmlassung und der Wachstumsstudie von Economiesuisse erschienenen Artikel im Internet:
- Ein Verband verspielt seine Glaubwürdigkeit (Tages-Anzeiger 3.2.13)
- Das ist eine Unterstellung (Tages-Anzeiger 2.2.13)
- «Interpretation völlig überzogen»: Interview mit Professor Beat Hotz von der ETH (Tages-Anzeiger 1.2.13)
- Stellungnahme Umweltallianz zur Energiewende 2050
- A EE: Manifest der Wirtschaft - Ja zur Enegiewende
- Swisspower erachtet Energiewende als machbar
- BIP könnte um ein Viertel einbrechen: Studie Economiesuisse / ETH-KOF
- Energiestrategie 2050: Resultat von 13 Studien (Tages-Anzeiger 1.2.13)
- Ja - mit mehr Sonne! Stellungnahme von Swissolar
- Die besondere Bedeutung der Solarenergie - SSES-Mitteilung
- Real Birth of the Solar Industry - by Brad Mattson, greentechmedia.com
© Solarmedia
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Da hat sich ein naiver ETH-Professor von der Economiesuisse über den Tisch ziehen lassen. - Wahrscheinlich zum Schaden Beider! - Immerhin!
AntwortenLöschentake heed article yes
AntwortenLöschenvery interesting: D