Donnerstag, 21. Februar 2013

Für einmal profitieren Südstaaten

Auf dem Weltmarkt für Solarenergie vollzieht sich ein einschneidender Wandel. Zubau in grossem Stil wird in den kommenden Jahren einerseits durch die Wirtschaftsgiganten USA und China erwartet – andererseits in den Staaten, die einst unter dem Globalbegriff «Dritte Welt» fungierten. 

Möglich gemacht hat diesen Strukturwandel das gewaltige  Marktwachstum.  Es führte im vergangenen Jahrzehnt dazu, dass Staaten wie Deutschland, Italien, Spanien und Belgien allesamt bereits einen Anteil der photovoltaischen an der Gesamtstromproduktion von zwei bis fünf Prozent ausweisen. Mit deren Fördermassnahmen, allesamt in Form einer zwar unterschiedlich angewandten kostendeckenden Einspeisevergütung und des Vorrangs der Einspeisung Erneuerbarer gegenüber konventioneller Stromproduktion, wurde ein Marktvolumen erreicht, das die Kosten der Stückproduktion in den Keller sausen liess. Das lässt sich auch am Schweizer Markt ablesen, der zwar im Gegensatz zu früher längst nicht mehr führend im Bereich der Photovoltaik ist. Hierzulande kostete die Erstellung von einer mittelgrossen Anlage pro Kilowatt Leistungseinheit alles inklusive noch vor vier Jahren zwischen 6000 und 8000 Franken – heute weniger als die Hälfte. 

Den grössten Anteil an dieser Kostensenkung hatten die chinesischen PV-Module, die unterdessen gegen vier Fünftel des gesamten Weltmarkts dominieren. Gelangten diese Module von Produzenten wie Suntech, Yingli, Ja Solar und wie sie alle heissen, in den vergangenen Jahren vor allem nach Europa, sind nunmehr neue Märkte auszumachen. In erster Linie der chinesische Inlandmarkt, der bereits 2013 einen PV-Zubau von 10 Gigawatt erreichen soll (womit China auch der grösste Anwendermarkt wird und  Deutschland wie Italien ablöst). Sodann werden die USA und Japan zulegen, während in Europa die Politik den Solarboom gerade abwürgt. 

Und dann sind da die Staaten des Südens, von denen unterdessen ja manch einer auch sonst das wirtschaftliche Stiefmütterchen-Dasein der vergangenen Jahrzehnte längst hinter sich gelassen hat. «Sonne statt Öl» titelt etwa die deutsche Solarzeitschrift Photovoltaik ihren Report über den Nahen Osten und schreibt: «2012 war vor allem das Jahr der Absichtserklärungen und Ankündigungen von Grossprojekten und Initiativen im Nahen Osten. Jetzt nimmt die Photovoltaik-Pipeline in der Region allmählich Gestalt an.» Bannerträger der Entwicklung ist Saudi-Arabien, aber auch Oman, Bahrein und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) stehen kaum hinten an. Investitionen in Solaranlagen von mehr als 2,5 Milliarden Euro sind bereits angekündigt. Und für die Region gilt zweifellos, weder an der Sonne noch am Geld dürfte es fehlen. 

Gerade letzteres ist es aber, was für die Südländer bei solchen Investitionen im allgemeinen immer noch entscheidet – und da ist die starke Verbilligung durch das Marktwachstum in den Staaten des Nordens die entscheidende Hilfe. Dass zudem die politische Einsicht wie auch die meist hervorragenden Voraussetzungen dank hoher Sonneneinstrahlung eine Rolle spielen, zeigt die Tatsache, dass der Solarboom nun dank Einspeisevergütungen vorangetrieben wird, so in Pakistan, Malaysia, Thailand und den Philippinen geschehen. Aber auch Staaten Lateinamerikas wagen sich nunmehr an die Installation grösserer PV-Anlagen. Chile etwa wird dank idealer Sonnenwerte in den hochgelegenen Wüsten gar ohne solche Vergütungen auskommen und startet nun mit dem Bau von Grossanlagen zur Stromversorgung der dortigen Minen. Weitere Staaten mit günstigen PV-Aussichten weltweit sind die Türkei, Kasachstan, Jordanien, Nigeria und die Ukraine – siehe dazu auch die Untersite des Solarmedia-Blogs «World Solar Outlook».
 
© Solarmedia

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