Vor etwas mehr als einem Jahr hatte die
Eidgenössische Kommission für Technologie und Innovation (KTI) noch
geschrieben: «Mit flexiblen Photovoltaik-Modulen will das ETH-Spin-off Flisom
den boomenden Solarstrommarkt aufrütteln. 2013 soll die kommerzielle Produktion
starten. Obwohl technologisch an der Spitze, hat das junge Unternehmen Mühe, in
der Schweiz Risikokapital zu generieren. Auftrieb bringt ein namhafter
indischer Investor.» Nun hat es also doch geklappt.
Das Ziel der ganzen Übung: Günstiger
Solarstrom – zu Preisen, die die Hälfte bis einen Drittel der heutigen
Erzeugerkosten ausmachen, also rund 10 bis 15 Rappen pro Kilowattstunde. Und
nun also die Gewissheit, dass 15 Millionen Franken als Risikokapital zur
Verfügung stehen, um den nächsten Schritt des Start-Up-Unternehmens zu
finanzieren. Dabei geht es darum, die Produktion hochzuziehen – mit einer
15-Megawatt-(MW)-Linie. Wo diese zu stehen kommt, scheint noch unklar, immer
wieder haben die Flisom-Verantwortlichen
deutlich gemacht, dass sie möglichst an einem Standort in der Region
Zürich festhalten wollen. Die Entwicklungsarbeiten finden derzeit im Bereich
der ETH-EMPA in Dübendorf statt. Die nunmehr erfolgreiche dritte Runde der
Kapitalbeschaffung erfolgte mit einem Schweizer Investor, nachdem zuvor das
indische Industriekonglomerat Tata eingestiegen war.
Das 2005 als ETH-Spin-off gegründete
Unternehmen will flexible Dünnschicht-Solarzellen produzieren, sogenannte CIGS-Solarzellen.
Sie benötigen wenig Material, können kostengünstig produziert und einfach
transportiert werden. Die Solarmodule von Flisom sollen
dereinst Elektrizität produzieren, die mit Kern-, Wasser- und Windenergie
konkurrieren kann. Vor allem bei Gebäuden ist das Potenzial für die flexiblen
Solarzellen von Flisom sehr gross: Die Module lassen sich je nach Bedürfnis in
unterschiedlichen Grössen produzieren und einfach in Fassaden oder Dächer
integrieren. Weitere Einsatzgebiete sind Fahrzeuge und mobile Anwendungen wie
Laptops oder Taschen.
Solarzellen wandeln Licht in
Elektrizität um. Flisom AG setzt als Halbleiter eine Verbindung von Kupfer,
Indium, Gallium und Selen (kurz CIGS) ein, anstelle von Silizium wie bei
klassischen Solarzellen. Dank der viel höheren Lichtabsorption ist der aktive
Teil der Solarzelle nur 5 Mikrometer dick. Zum Vergleich: Ein Haar ist mind. 10
Mal dicker! Die Solarzellen werden in der Produktion auf eine Polymerfolie
abgeschieden – ein so genannter Rolle-zu-Rolle-Beschichtungsprozess. Die Empa –
eine interdisziplinäre Forschungs- und Dienstleistungsinstitution für
Materialwissenschaften und Technologieentwicklung innerhalb des ETH-Bereichs –
arbeitet in der Forschung und Entwicklung eng mit der Flisom AG zusammen. Mit 20,4
% (Stand 2013) hält die Empa selbst seit Jahren den Weltrekord im Wirkungsgrad
kleiner Labor-Solarzellen auf Plastikfolie. Für den kommerziellen Bereich
möchte das ETH-Spin-off Flisom AG einen Wirkungsgrad von über 12 % bei
grossflächigen Modulen erreichen. Für die Zukunft werden sogar über 15 %
angepeilt.
In neuerer Zeit schienen solche
Technologien (allgemein bekannt als Dünnschichtzellen) von der immer
billigeren, siliziumbasierten kristallinen Technologie verdrängt zu werden.
Doch vielleicht gelingt es ausgerechnet dem in Dübendorf bei Zürich
angesiedelten Unternehmen, diesen Niedergang zu durchbrechen. Willkommen also in der
solaren Zukunft! Der nachstehend einsehbare kurze Youtube-Film zeigt den
Spiritus Rector des Jungunternehmens in einer Aufnahme aus dem Jahr 2009, als
Flisom einen von bereits vielen Preisen gewann:
Quellen: www.flisom.ch / www.empa.ch / www.tata.com
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