Die Rekordmeldungen überschlagen sich: Jetzt rechnet die deutsche Bundesregierung für 2010 mit einem gigantischen Wachstum bei photovoltaisch erzeugten Strom. Das rückt ihn in die Nähe der Kapazität von Atomstrom.
Gemäss einer Meldung der englischen Nachrichtenagentur Reuters rechnet die deutsche Bundesregierung auch für das laufende Jahr 2010 mit einem Rekordzubau an Solaranlagen. So sagte Karin Freier vom bundesdeutschen Umweltministerium in dieser Woche, nach 3000 Megawatt im vergangenen Jahr könnten es durchaus gar deren 5000 MW oder 5 Gigawatt (GW) an neuer Photovoltaik-Kapazität in diesem sein. Die in Aussicht gestellten Kürzungen der Einspeisevergütung, für anfangs Juli um 16 Prozent geplant, würden derzeit den Ausbau geradezu beflügeln.
Nach Berechnungen von Solarmedia würde der deutsche Solarmarkt damit vielerlei Meilensteine erreichen: Für Aufsehen sorgt vor allem der Umstand, dass eine solch massive Zunahme der Leistung eines mittleren Atomkraftwerks entspricht. Mit anderen Worten wird der Beweis erbracht, dass Photovoltaik effektiv ganze AKW ersetzen kann. Damit zieht die Solartechnik mit der Windenergie-Erzeugung gleich, die im Zubau den Atomstrom bereits überholt hat (siehe Solarmedia vom 16. März 2010). Die fünf Gigawatt Zubau kämen gegenüber dem Vorjahr zudem einer auf diesem Niveau bereits nicht für möglich gehaltenen Steigerung um rund zwei Drittel gleich. Der Weltmarktanteil Deutschlands würde weiter steigen. Er beträgt derzeit bereits rund die Hälfte. Ende 2010 wird der weltweite Zubau nicht ganz zehn GW erreichen.
Dass der Erfolg der Photovoltaik seinen Preis hat, sei hier nicht verschwiegen und durchaus erwähnt, bevor die ganze Kritikergemeinde aufheulen wird. Ein Zubau wie für 2010 prognostiziert, wird zusätzliche Milliarden kosten. Die verteilen sich allerdings auf 20 Jahre und belasten den einzelnen Haushalt weiterhin nur mit rund 3 bis 5 € monatlich. Ein wohl vertretbarer Preis für den schnellen Übergang zu erneuerbaren Energien – abgesehen davon, dass ein Weiterwursteln wie bisher auch seinen Preis hätte (der langfristig sogar höher zu liegen käme).
Von Bedeutung ist der Photovoltaik-Markt unterdessen auch bei der deutschen Beschäftigung, in der Branche arbeiten derzeit rund 58'000 Personen. In diesem Umstand ist wohl auch begründet, warum sich die Bundesregierung derzeit schwer tut, die ins Auge gefassten Förderkürzungen effektiv umzusetzen. Ursprünglich für anfangs April geplant, dann auf Juli verschoben, soll unterdessen auch dieses Datum nicht mehr gelten. Vielmehr tritt die Neuregelung nach Koalitionsstreitereien eher erst im Herbst in Kraft. Was insofern wieder zweifelhaft erscheint, weil sie dann nahe der sowieso vorgesehenen Kürzung zu Anfang des kommenden Jahres zu liegen käme.
Zur neuen Marktsituation in Deutschland passen zwei Meldungen der Internetplattform Solarplaza aus den USA, die zeigen, dass sich die Deutschen trotz allem nicht absetzen werden vom Rest der Welt. Demnach steigt General Electrics in grossem Stil in die Produktion von Dünnschichtmodulen ein und wird sich damit wohl bald als Konkurrent der amerikanischen First Solar (siehe Solarmedia vom 9. März 2010) etablieren. Und die renommierte Biomasse-Energie-Produzentin Green Energy will einen Photovoltaikproduzenten aufkaufen und ins Solargeschäft einsteigen. Der Solarzug ist definitiv am Rollen.
© Solarmedia / Quellen: Reuters / Solarplaza
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