Freitag, 26. September 2014

Ausstieg aus Fossilen muss beginnen

Die Fachtagung der Schweizerischen Energie-Stiftung SES “Fossile Schweiz – Der Preis der Abhängigkeit“ von Freitag ging zum einen der Frage der Beschaffungsrisiken dieser Rohstoffe nach. Zum anderen wurde die Technologie des Frackings diskutiert und aufgezeigt, dass dessen Nutzung keine Probleme löst. Und die SES begab sich auf die Suche nach Wegen, wie sich die Schweiz von dieser Abhängigkeit lösen kann. Zu den Referenten der Tagung zählten unter anderem der Autor und Journalist Ulrich Tilgner und der Soziologe Harald Welzer.

Man kann es drehen und wenden, wie man will. Die Schweiz ist in einem unverantwortlich hohem Masse vom Import von fossilen Energien abhängig. Wir verbrennen täglich 250'000 Fass Erdöl und rund 10 Millionen Kubikmeter Erdgas. Und gerade heute ist dieser Erdgas-Import nicht unproblematisch: Ein Viertel unseres Erdgases stammt aus Russland – und 80% der russischen Gas-Lieferungen nach Europa fliessen durch die Ukraine.

Im ersten Teil der Fachtagung zeigten die drei Energie- und KonfliktexperInnen Ulrich Tilgner, Kirsten Westphal und Daniele Ganser die verschiedenen problematischen Aspekte der fossilen Abhängigkeit auf – spezifisch für die Schweiz und ganz generell für die westliche Welt. Sie diskutierten fossile Ressourcenkonflikte und Kriege mit Blick auf die Versorgungssicherheit der Schweiz. Daniele Ganser legte den Fokus auf die 100-prozentige Abhängigkeit der Schweiz von fossilen Energie-Importen. Ulrich Tilgner beleuchtete die kriegerischen Auseinandersetzungen des an fossilen Ressourcen reichen vorderen Orients. Und Kirsten Westphal analysierte die europäische Gasabhängigkeit von Russland vor dem Hintergrund des Russland/Ukraine-Konflikts. 

Der zweite Teil widmete sich der Förderung von nichtkonventionellen fossilen Ressourcen. Bedingt durch die zunehmende Verknappung und den Preisanstieg von Erdöl und Erdgas wird Fracking von Schiefergas und -öl zunehmend wirtschaftlicher. Hans-Martin Schulz (Deutsches GeoForschungs-Zentrum Potsdam) analysierte die Technologie und das Potenzial des Frackings. Er zeigte die Chancen und Risiken als auch die wirklich realisierbaren Potenziale dieser fossilen Ressourcen für Europa. Der Energieexperte Werner Zittel ging der Frage nach, ob Fracking nicht Ausdruck dafür ist, dass die fossilen Ressourcen zur Neige gehen. Andy Gheorghiu (Koordinator der Anti-Fracking-Bewegung in Deutschland) beleuchtete letztlich die Umweltschädlichkeit dieser Technologie. 

Zwei unterschiedliche, sich aber nicht zwingend widersprechende Denkansätze setzten die Thematik  der Tagung in einen grösseren Kontext. Der Soziologe Harald Welzer zeigte auf, wie wir durch einen generellen Kulturwandel unsere Gesellschaft in eine nachhaltigere, lebenswertere transformieren können – eine Welt der Reduktion statt der immer fortfahrenden Expansion. Georg Klinger (Energieexperte Greenpeace) fokussierte auf konkrete Möglichkeiten und Massnahmen dieses Wandels: Wie wir unseren Energiebedarf senken und ihn bis zum Mitte des Jahrhunderts mit 100% erneuerbaren Energien decken können.

Die Tagung zeigte für die SES einmal mehr die dringliche Handlungsnotwendigkeit in der Energie- und Ressourcenpolitik: Trotz momentanem Fracking-Boom bleiben Öl und Gas endliche Ressourcen, aus deren Abhängigkeit wir uns lösen müssen. Wir tun gut daran, den fossilen Energieverbrauch rasch zu minimieren. Das heisst in erster Linie: Häuser einpacken und kleinere Autos fahren. Es gibt keine Alternative zur Energiewende. Sie kommt so oder so. Jetzt damit zu beginnen bedeutet mehr Energiesicherheit, weniger geopolitische Risiken und mehr Umweltverträglichkeit. Und nicht zuletzt sparen wir Kosten und schaffen Arbeitsplätze. 


Die von den ReferentInnen an der Fachtagung gezeigten Präsentationen werden laufend auf www.energiestiftung.ch/service/fachtagungen/fachtagung14/referate aufgeschaltet.

Quelle: SES

^^^ Nach oben

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen