Man
kann es drehen und wenden, wie man will. Die Schweiz ist in einem
unverantwortlich hohem Masse vom Import von fossilen Energien abhängig.
Wir verbrennen täglich 250'000 Fass Erdöl und rund 10 Millionen
Kubikmeter Erdgas. Und gerade heute ist dieser Erdgas-Import nicht
unproblematisch: Ein Viertel unseres Erdgases stammt aus Russland – und
80% der russischen Gas-Lieferungen nach Europa fliessen durch die
Ukraine.
Im
ersten Teil der Fachtagung zeigten die drei Energie- und
KonfliktexperInnen Ulrich Tilgner, Kirsten Westphal und Daniele Ganser
die verschiedenen problematischen Aspekte der fossilen Abhängigkeit auf –
spezifisch für die Schweiz und ganz generell für die westliche Welt.
Sie diskutierten fossile Ressourcenkonflikte und Kriege mit Blick auf die
Versorgungssicherheit der Schweiz. Daniele Ganser legte den Fokus auf
die 100-prozentige Abhängigkeit der Schweiz von fossilen
Energie-Importen. Ulrich Tilgner beleuchtete die kriegerischen
Auseinandersetzungen des an fossilen Ressourcen reichen vorderen
Orients. Und Kirsten Westphal analysierte die europäische Gasabhängigkeit
von Russland vor dem Hintergrund des Russland/Ukraine-Konflikts.
Der
zweite Teil widmete sich der Förderung von nichtkonventionellen fossilen
Ressourcen. Bedingt durch die zunehmende Verknappung und den
Preisanstieg von Erdöl und Erdgas wird Fracking von Schiefergas und -öl
zunehmend wirtschaftlicher. Hans-Martin Schulz (Deutsches
GeoForschungs-Zentrum Potsdam) analysierte die Technologie und das
Potenzial des Frackings. Er zeigte die Chancen und Risiken als auch die
wirklich realisierbaren Potenziale dieser fossilen Ressourcen für
Europa. Der Energieexperte Werner Zittel ging der Frage nach, ob
Fracking nicht Ausdruck dafür ist, dass die fossilen Ressourcen zur
Neige gehen. Andy Gheorghiu (Koordinator der Anti-Fracking-Bewegung in
Deutschland) beleuchtete letztlich die Umweltschädlichkeit dieser
Technologie.
Zwei unterschiedliche, sich aber nicht zwingend widersprechende Denkansätze setzten die Thematik der
Tagung in einen grösseren Kontext. Der Soziologe Harald Welzer zeigte
auf, wie wir durch einen generellen Kulturwandel unsere Gesellschaft in
eine nachhaltigere, lebenswertere transformieren können – eine Welt der
Reduktion statt der immer fortfahrenden Expansion. Georg Klinger
(Energieexperte Greenpeace) fokussierte auf konkrete Möglichkeiten und
Massnahmen dieses Wandels: Wie wir unseren Energiebedarf senken und ihn
bis zum Mitte des Jahrhunderts mit 100% erneuerbaren Energien decken
können.
Die
Tagung zeigte für die SES einmal mehr die dringliche
Handlungsnotwendigkeit in der Energie- und Ressourcenpolitik: Trotz
momentanem Fracking-Boom bleiben Öl und Gas endliche Ressourcen, aus
deren Abhängigkeit wir uns lösen müssen. Wir tun gut daran, den fossilen
Energieverbrauch rasch zu minimieren. Das heisst in erster Linie:
Häuser einpacken und kleinere Autos fahren. Es gibt keine Alternative
zur Energiewende. Sie kommt so oder so. Jetzt damit zu beginnen bedeutet
mehr Energiesicherheit, weniger geopolitische Risiken und mehr
Umweltverträglichkeit. Und nicht zuletzt sparen wir Kosten und schaffen
Arbeitsplätze.
Die von den ReferentInnen an der Fachtagung gezeigten Präsentationen werden laufend auf www.energiestiftung.ch/service/fachtagungen/fachtagung14/referate aufgeschaltet.
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