Donnerstag, 26. November 2009

Schweizer Klima-Versagen

Die Förderung von solar erzeugtem Strom wird nicht von ihrem leidlichen Deckel befreit – was sich einordnet in das Versagen der CH-Klimapolitik.

Wenn alle Industriestaaten eine Klimapolitik im Stil der Schweiz betreiben, wäre die globale Katastrophe unausweichlich. Die vom Bundesrat angestrebte CO2-Absenkung um 20 Prozent (davon lediglich die Hälfte im eigenen Land) würde zu einer Erwärmung der Atmosphäre von 3 Grad führen. Dies belegt eine Studie von Climate Analytics, die Greenpeace Schweiz heute veröffentlicht hat.

Dazu passt der gestrige Entscheid des Nationalrats zur nur halbpatzigen Deblockierung der kostendeckenden Einspeisevergütung. Die Erhöhung des Kostendachs um 50% wird gemäss Branchenverband Swissolar als absolut ungenügend angesehen. Eine baldige erneute Blockade mit der damit verbundenen Büro-kratie sei leider zu befürchten. Für die zusätzliche Produktion von Strom aus erneuerbaren Energien in der Schweiz ist demnach die Überarbeitung der kostendeckenden Einspeisevergütung von grösster Bedeutung. Der vom Nationalrat verabschiedete Vorschlag verzichtet auf die mehrfache Einschränkung der Photovoltaik und schafft dadurch mehr Konstanz. Das Kostensenkungspotenzial dieser Technologie kann nun mit mehr Anlagen umgesetzt werden - es bleibt nicht bei wenigen Grossanlagen.

Soweit das Positive. Leider folgte der Rat knapp nicht der vorberatenden Kommission, die eine Verdoppelung der Mittel von 0.6 auf 1.2 Rappen pro Kilowattstunde verlangte. Die Kleinkrämer im Rat haben also gemäss Swissolar wieder einmal gewonnen. Diese ungenügende Erhöhung führt dazu, dass der Gesamtdeckel für die kostendeckende Einspeisevergütung wahrscheinlich in kurzer Zeit wieder erreicht wird. Das bedeutet Bürokratie, Deckelbewirtschaftung, Wartelistenmanagement – und viele verärgerte Bauherren, die einen persönlichen Beitrag zu einer sauberen und sicheren Energieversorgung leisten möchten.


Erstaunlich ist, dass man hierzulande nicht von den Erfahrungen anderer Länder lernen will. In Deutschland stehen alle Parteien hinter der ungedeckelten Einspeisevergütung für Ökostrom (siehe auch die Erfolgsmeldug vom gleichen Tag aus Deutschland auf Solarmedia), weil damit eine Schlüsselindustrie des Jahrhunderts gefördert und Zehntausende neuer Arbeitsplätze geschaffen werden. Dieses Jahr werden in Deutschland pro Einwohner rund 15-mal mehr Solaranlagen als in der Schweiz gebaut! Dies ist auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, denn Solarstrom ist etwas siebenmal weniger klimabelastend als der europäische Durchschnittsstrom.

Langfristig könnten wir allein mit Solaranlagen auf Gebäuden einen Drittel des schweizerischen Strombedarfs decken, so Swissolar. Bis 2030 könnte ein Anteil von etwa 12 Prozent erreicht werden. In Kombination mit anderen erneuerbaren Energien und dem effizienten Einsatz des Stroms könnten wir gelassen dem Ende der Lebensdauer unserer AKW entgegenblicken. Eigene Berechnungen von Solarmedia, die sich auf die Angaben von ETH-Professor Boulouchos (siehe Solarmedia vom 13. November 2009) stützen, gehen sogar noch weiter und zeigen, dass auch der gesamte Stromverbrauch der CH-Haushalte mit Solarmodulen auf etwa einem halben Prozent der CH-Landesfläche zu decken wäre.

© Solarmedia / Quellen: Greenpeace & Swissolar

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