Der weltgrösste Hersteller kristalliner Solarzellen plant, eine eigene PV-Grossanlage von über 100 Megawatt zu errichten. Gleichzeitig verheissen neueste Geschäftszahlen eine düstere nahe Zukunft.
400 Millionen Euro will das Unternehmen (im Bild der Firmenhauptsitz im ostdeutschen Bitterfeld) eigenen Angaben zufolge in das derzeit weltgrößte Photovoltaik-Projekt investieren. 730 000 Module mit 43,8 Millionen Solarzellen sollen im Jahr 142 Millionen Kilowattstunden Strom produzieren – das würde nach Berechnung der Q-Cells den Strombedarf von 140 000 Menschen decken. Nach Solarmedia-Schätzungen dürfte es sich damit um eine Anlage mit einer Spitzenkapazität von über 100 Megawatt handeln. Die bislang grössten Anlagen erreichten rund die Hälfte (in Deutschland und Spanien erstellt gemäss PV-Ressources).
Q-Cells will mit seinen Partnern so schnell wie möglich seine 730 000 Solarenergie-Module auf dem ehemaligen Flugplatz Brandenburg-Briest aufbauen und in Betrieb nehmen, wie die Märkische Allgemeine Zeitung meldet. Demnach dränge die Zeit. Der Solarenergiepark müsse bis Ende 2010 fertig sein. „Das ist ein K.-o.-Kriterium“, sagte Karsten Tietz, Leiter des Q-Cells-Baumanagements, im städtischen Wirtschaftsausschuss.
Um die Finanzierung macht sich der Q-Cells-Manager Tietz offenbar weniger Sorgen. Dies könne ein Konsortium leisten, schließlich sei die Rendite angesichts der im Erneuerbare-Energien-Gesetz festgelegten Vergütung kalkulierbar. Doch diese Vergütung fällt von Jahr zu Jahr geringer aus. Mit der für das Jahr 2011 zu erwartenden Vergütung wäre das Projekt in Brandenburg-Briest wirtschaftlich nicht mehr darstellbar. Wenn der aus der Solarenergie gewonnene Strom dort nicht bis Ende 2010 ins Netz eingespeist wird, wäre also alles für die Katz gewesen. Das Projekt steht ein gutes Jahr vorher noch ziemlich am Anfang. Für die knapp 400 Hektar große Fläche gibt es noch kein Baurecht, das die Errichtung des geplanten Solarenergieparks gestatten würde. Daher sollen die Stadtverordneten in ihrer Novembersitzung die Aufstellung eines Bebauungsplanes „Solarkraftpark Briest“ beschließen.
Der Solarzellenhersteller hat gemäss aktueller Medienmitteilung auch das dritte Quartal mit einem gigantischen Verlust abgeschlossen. Die Zahlen fielen noch schlechter aus als von Analysten erwartet. Hoffnung auf schnelle Besserung besteht keine, wie der Konzern am Donnerstag in Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) klarmachte: "Q-Cells erwartet unverändert ein schwieriges Marktumfeld, das von Überkapazitäten und Preis- sowie Margendruck geprägt sein wird." Die Börsianer waren vor den Kopf gestossen: Vorbörslich sank die Aktie um 4,1 Prozent. Im dritten Quartal lag der operative Verlust (EBIT) mit 163,8 Millionen Euro fast dreimal so hoch wie im zweiten Jahresviertel.
© Solarmedia / Quellen: Märkische Allgemeine / Swissinfo
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