In der Solarindustrie jagen sich derzeit Positiv- und Negativmeldungen. So hat die OC Oerlikon-Tochter Solar von der russischen Nano Solar Technology Ltd. (NST) einen Grossauftrag zur Herstellung einer Solaranlage in Russland erhalten (Solarmedia berichtete bereits am 23.Juli). Derweil geht es der viel gelobten deutschen Solarindustrie ganz schlecht.
Was ein russischer Oligarch als Investor eines Schweizer Unternehmens wert sein kann, zeigt sich nun: Viktor Vekselberg (siehe Bild) verhilft OC Oerlikon zu einem Solar-Grossauftrag. Eine Woche vor der Präsentation eines wohl tiefroten Halbjahresergebnisses, kann OC Oerlikon Gutes vermelden: Der Konzern darf in Russland die Anlage für die Produktion von Dünnschicht-Solarmodulen liefern. Es handelt sich um einen Auftrag von rund 300 Millionen Franken. Mit einer geplanten Jahreskapazität von einer Million Solarmodulen sei dies der in diesem Jahr bisher größte Auftrag weltweit für eine Dünnschicht-Photovoltaik-Produktionsanlage, betont Oerlikon Solar in der Pressemitteilung. Im Rahmen des Auftrags soll Oerlikon Solars "Micromorph"-Technologie zum Einsatz kommen, die nach Angaben des Unternehmens im Vergleich zur früheren Modulgeneration den Wirkungsgrad um bis zu 50 % erhöht. Die Anlage werde 2010 an das neue Werk geliefert, das derzeit in Novocheboksarsk (Republik Tschuwaschien) errichtet wird. Der Produktionsbeginn sei für 2011 geplant.
Vekselbergs Beteiligungsgesellschaft Renova hat im Juni mit dem russischen Staatsfonds Rusnano ein Joint Venture zur Produktion von Solarmodulen gegründet. Ab 2011 sollen im russischen Novocheboksarsk rund eine Million Module produziert werden. Als Anlagenbauer und wählte das Joint Venture OC Oerlikon. Auch die Wartung der Anlage übernimmt Oerlikon. Finanziert wird der Auftrag wiederum von Rusnano: Der Staatsfonds gewährt Oerlikon gemäss früheren Angaben zudem einen Kredit von knapp 330 Millionen Franken.
Die Micromorph-Technologie der Schweizer ist zwar führend, aber die Türe nach Russland wurde für Oerlikon von Vekselberg aufgetan. Seit letztem Jahr hat der Hightech-Konzern in Moskau zwar eine Niederlassung. Aber viel lief dort bislang nicht. Das ändert sich nun. Russland ist, was Hightech und den Bereich erneuerbare Energien angeht, eher rückständig. Der mit Milliarden von Franken ausgestattete Staatsfonds Rusnano dient nun als Anschub-Motor. Russland soll bis 2015 ein bedeutender Standort für Nanotechnologien werden. Der Auftrag beinhaltet zudem einen Wartungsvertrag über mehrere Jahre.
Der deutschen Solarindustrie droht derweil gemäss der "Financial Times Deutschland" eine beispiellose Pleitewelle. Nachdem zahlreiche Zellenhersteller im ersten Halbjahr in die roten Zahlen gerutscht sind, fürchten Branchenexperten nun einen Niedergang vieler Unternehmen. Die Branche profitiere kaum von der staatlichen Förderpolitik. Vor allem China hat demgegenüber seine Stellung bei der Solartechnik massiv ausgebaut. Binnen zwei Jahren stieg der Weltmarktanteil des Landes auf mehr als 30 Prozent. Und auch andere asiatische Staaten wie Taiwan, Südkorea und Indien holen auf. Chinesische Hersteller wie Suntech Power, Yingli Solar oder Trina Solar profitieren davon, dass sie deutlich günstiger arbeiten als ihre deutsche Konkurrenz, dabei technologisch aber durchaus mithalten. Nach aktuellen Berechnungen der Schweizer Großbank UBS bauten chinesische Unternehmen Anlagen mittlerweile um ein Drittel günstiger, berichtet die "Financial Times Deutschland" weiter.
© Solarmedia - Quellen: Cash, Financial Times Deutschland
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