Industrieveteran Paul Gipe: Britische Einspeisetarife für erneuerbare Energien können Signalwirkung haben.
Paul Gipe, Experte für Einspeisetarife und Autor mehrerer Artikel und Bücher zum Thema, veröffentlichte kürzlich seine Bewertung des vom britischen Energieminister Ed Miliband angekündigten Gesetzentwurfs der Labour-Regierung über Einspeisetarife für Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Laut Gipe hat Miliband geschafft, was vorher undenkbar war: dass die britische Regierung Einspeisetarife als Instrument zur Förderung erneuerbarer Energien nutzen will. Gipe glaubt, dass diese Initiative weit reichende Auswirkungen in der englischsprachigen Welt haben könnte, wo ein ausgeklügeltes System von Einspeisesystemen bisher eher abgelehnt wurde, zum Teil aus ideologischen Gründen. Laut Gipes Analyse ist nun weniger Widerstand gegenüber Einspeisetarifen zu erwarten, weil Großbritannien, Ontario und Südafrika nun definitiv diese Richtung eingeschlagen haben.
Der britische Gesetzentwurf über Einspeisetarife enthält laut Gipe verschiedene neue Aspekte, die ihn als "Made in Great Britain" kennzeichnen, darunter Tarife für zur Kraft-Wärme-Kopplung, gesonderte Einspeisetarife für kleine Photovoltaik-Anlagen auf privaten Neubauten und einen speziellen Tarif für Altbauten. Was für den Experten noch interessanter scheint, ist ein Mechanismus, der für Hausbesitzer und Inhaber kleiner Unternehmen Anreize schaffen soll, ihren Stromkonsum zu senken. Der komplette, von einer Photovoltaik-Anlage produzierte Strom soll nach dem britischen Modell vergütet werden. Zusätzlich soll ein Bonus von 0,05 Britischen Pfund Sterling (0,08 US-Dollar, 0,06 Euro) gewährt werden, der für jede erzeugte Kilowattstunde Solarstrom bezahlt wird, die den Eigenbedarf übersteigt. Wenn Hausbesitzer ihren Stromverbrauch senken können, werden sie in der Lage sein, mehr Strom in das Netz zu einzuspeisen, und in den Genuss des den Bonus kommen.
Wie die erfolgreichen gesetzlichen Vorbilder würde das in Großbritannien vorgeschlagene Programm laut Gipe Einspeisetarife festsetzen, die eine Investition in kleinere Projekte zur Stromerzeugung mit geringem CO2-Ausstoß fördert. Dies stehe im deutlichen Gegensatz zu den so genannten "falschen" Einspeisetarifen, wie jenem der kalifornischen Regulierungsbehörde (California Public Utility Commissione), die als weitgehend wirkungslos gälten, weil der "Wert" der erneuerbaren Energie an die Anlage gekoppelt ist. Das Ziel des britischen Programms ist laut Gipe jedoch zu bescheiden. Es sehe bis 2020 nur eine Deckung von zwei Prozent des Strombedarfs Großbritanniens aus erneuerbaren Energien vor und soll nur Projekte fördern mit einer Leistung unter fünf Megawatt. Das Zwei-Prozent-Ziel erfordere nur die Produktion von acht Milliarden kWh (8 Terawattstunden; TWh) pro Jahr, was im Vergleich zu den in Deutschland jährlich mit Windenergie erzeugten 40 TWh sowie 4 TWh mit Solarenergie als sehr gering angesehen wird. "Die Tarife sind für Projekte von Gemeinden oder für größere private Anlagen unangemessen", sagte David Timms, ein Aktivist der britischen Abteilung der Organisation Friends of the Earth. Die britischen Einspeisetarife sollen nach sorgfältigen Beratungen im April 2010 in Kraft treten. Weitere Informationen über Einspeisetarife und andere Gesetze zur Energieproduktion aus erneuerbaren Quellen sind auf der Homepage von Paul Gipe zu finden.
03.08.2009 Quellen: Paul Gipe, Solarserver.de
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Montag, 3. August 2009
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