Dienstag, 10. Juni 2014

EVU reagieren nicht auf Überangebot

Ein Teil der konventionellen Energie-Versorgungs-Unternehmen (EVU) reagiert nicht auf ein Überangebot von Strom. Die sogenannte Must-Run-Kapazität in Deutschland liegt bei etwa 20 bis 25 Gigawatt.

An der deutsch-französischen Strombörse EPEX kam es zwischen Dezember 2012 und Dezember 2013 an 97 Stunden zu negativen Strompreisen - mit der Folge, dass die Stromverbraucher rund 90 Millionen Euro mehr für die Förderung der Erneuerbaren Energien zahlen mussten. Die Ursache für die negativen Strompreise liegt in der Inflexibilität der Braunkohle- und Kernkraftwerke sowie des wärmeorientierten Betriebs von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen. Diese Anlagen haben trotz des negativen Preissignals von der Börse Strom produziert. 

Dieser hat gemeinsam mit dem Strom aus den Erneuerbaren Energien zu einem Stromüberschuss geführt. Falls die konventionellen Anlagen weiterhin so inflexibel bleiben, werden im Jahr 2022 voraussichtlich an rund 1.000 Stunden im Jahr negative Strompreisen zu verzeichnen sein, mit entsprechend höheren Belastungen der Stromkunden. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie von Energy Brainpool im Auftrag von Agora Energiewende. Einen Stromüberschuss durch Erneuerbaren Energien hat es hingegen bislang noch nie gegeben. Selbst in Spitzenstunden wurden nie mehr als 65 Prozent des Strombedarfs in Deutschland aus Windkraft, Photovoltaik, Biomasse und Wasserkraft gedeckt. 

Dass konventionelle Kraftwerke mit einer Leistung von 20 bis 25 Gigawatt bei sehr niedrigen oder sogar negativen Strompreisen nicht vom Netz genommen werden – obwohl die Anlagen in diesen Zeiten Verluste erwirtschaften – hat im Wesentlichen drei Ursachen, wie die Studie zeigt.
  1. Braunkohle- und Kernkraftwerke lassen sich bei einem hohen Angebot von Strom aus Windkraft und Photovoltaik nicht für wenige Stunden ausschalten. Das An- und Abfahren wäre für die Kraftwerksbetreiber teurer als die Inkaufnahme von negativen Strompreisen, bei denen die Kraftwerksbetreiber dann für die Abnahme des Stroms zahlen.
  2. Kraftwerke, die neben Strom auch Wärme für Industrie und Haushalte liefern (KWK-Anlagen), können bislang auch bei einem Überangebot von Strom nicht vom Netz genommen werden, weil damit die Wärmelieferungen gefährdet würden.
  3. Für die Zuverlässigkeit des Stromsystems wichtige Systemdienstleistungen – etwa Regelenergie – fallen derzeit in konventionellen Kraftwerken quasi als Nebenprodukte der Stromerzeugung an. Etliche Kraftwerke laufen daher aus Gründen der Systemstabilität selbst dann, wenn der von ihnen erzeugte Strom vom Markt gar nicht gebraucht wird.
„Die Studie zeigt, dass es höchste Zeit für ein Flexibilitätsgesetz ist“, sagt Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. „Damit können Barrieren, die einem flexibleren Kraftwerksbetrieb auch regulatorisch entgegenstehen, abgebaut werden. So sollten etwa Erneuerbare Energien Systemdienstleistungen übernehmen können oder Stromverbraucher ihren Stromverbrauch in Zeiten mit hoher Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien verlagern. Ohne ein flexibleres Stromsystem drohen an immer mehr Tagen negative Strompreise. Für die Stromverbraucher könnte das über die steigende EEG-Umlage zu zusätzlichen Belastungen führen.“

Quelle: Agora

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2 Kommentare:

  1. Franz Alt berichtet von 100% EE Potenzial zum Muttertag:

    http://sonnenseite.com/Aktuelle+News,73+Prozent+erneuerbare+Stromproduktion+am+Muttertag,6,a28566.html

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  2. Mittlerweile gehen die Negativpreisstunden stark zurueck, 2014 wurden an der EPEX am 16.2., am 16.3., am 13.4. und am 11.5. Negativpreise registriert.

    An zusammen 23 Stunden, also eine Halbierung gegenueber der von Agora veroeffentlichten Zahlen fuer 2012-2013.

    Wer genau hinschaut dem faellt auf das bei diesem Mondkalender (alle 28 Tage Negativpreise) ein Datum fehlt, das von letztem Sonntag, dem 8.6. 2014.

    Trotz Rekordeinspeisungen an PV kein Negativpreis fuer letzten Sonntag.

    Wir gehen also von getuerkten Preisen aus, evtl. verursacht durch Stromhandelsprovisionsvertraege oder auch Brennstoffvertraege (take-or-pay).

    Die Akteure fuehlten sich evtl. erwischt und haben kalte Fuesse bekommen.
    Oder waren nur im Pfingsturlaub.
    Oder die Boerse ist schwanger geworden.

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