Donnerstag, 30. Mai 2013

Masterplan: Schub für Solarwärme

Am Dienstag fand die Swissolar-Tagung zur Solarwärme-Nutzung in der Schweiz statt (siehe auch Solarmedia 28.5.13). Nachstehend ist der Masterplan dokumentiert, den die Tagung verabschiedet hat - mit klarer Stossrichtung: Die Solarwärme soll wieder neuen Schub erhalten. 

Von 2004 bis 2009 verzeichnete der schweizerische Solarwärmemarkt ein erfreuliches Wachstum. Seither sind die Verkaufszahlen für Kollektoren jedoch zurückgegangen. Ähnliche Entwicklungen sind auch in den Nachbarländern zu beobachten. Um die Ursachen dieser Entwicklung zu erkennen und Gegenmassnahmen ergreifen zu können, haben die Solarwärmeverbände Deutschlands und Österreichs Fahrpläne erarbeitet. In der Schweiz begann ein ähnlicher Prozess 2011 mit der Erarbeitung einer Potenzialerhebung. Fazit: Allein im Wohnbereich könnten bei bestehender Speichertechnologie und energetisch saniertem Gebäudebestand rund 30% des Wärmebedarfs mit Sonnenkollektoren gedeckt werden. 

An der ersten Tagung Solarwärme im Januar 2012 präsentierte Swissolar gestützt auf diese Potenzialstudie ein Ziel von 2 m2 Sonnenkollektoren pro Person bis 2035. Damit könnten 20% des Wärmebedarfs im Wohnbereich gedeckt werden. Die Wege zur Erreichung dieses Ziels sollten mit einem Masterplan erarbeitet werden, der konkrete Handlungsempfehlungen für die beteiligten Akteure – öffentliche Hand, Firmen und Verbände – aufzeigt. Im Rahmen der Erarbeitung des Masterplans zeigte es sich, dass die Beschränkung auf den Wärmebedarf der Haushalte nicht sinnvoll ist, da die Solarwärme bis 2035 relevante Beiträge sowohl an den Wärmebedarf von anderen Gebäuden (Heime, Hotels, Spitäler, etc.) wie auch an den Prozesswärmebedarf (Industrie und Gewerbe) leisten kann und soll. So ist das Ziel, bis 2035 10% des gesamten Wärmebedarfs mit Solarenergie zu decken.  Der nun vorliegende Masterplan wurde anlässlich der zweiten Solarwärme-Tagung vorgestellt. Er wurde mit Unterstützung einer repräsentativen Begleitgruppe und unter intensivem Einbezug der Swissolar-Mitglieder erarbeitet. 

Marktanalyse: Der Solarwärmemarkt entstand sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite durch Pioniere und Idealisten. Im letzten Jahrzehnt wurde das Angebot professionalisiert. So konnten auf der Nachfrageseite neue Segmente, insbesondere umweltbewusste Eigenheimbesitzer für thermische Solaranlagen gewonnen werden. Neben den steigenden Energiepreisen haben auch politische Rahmenbedingungen einen wichtigen Beitrag dazu geleistet. Dazu gehören Technologieförderung, Vorschriften für Neubauten, Fördergelder, CO2-Abgabe auf Brennstoffen. Typische Kunden sind bisher Eigenheimbesitzer, die weniger kostensensibel sind und die Umweltfreundlichkeit sowie die eigene Wärmeproduktion (Versorgungssicherheit).


Bereits stark präsent am Markt sind heute drei Segmente, die jeweils Neubauten wie auch bestehende Bauten umfassen. Für diese gilt es, in den Massenmarkt vorzustossen.  
  • Wassererwärmung in Einfamilienhäusern: Solche Anlagen sind seit vielen Jahren erfolgreich im Markt, die Qualität der Produkte ist gut und es gibt viele routinierte Installateure. Allerdings ist es bisher kaum gelungen, kostenbewusste, weniger umweltsensible Kunden zu gewinnen. Um diese zu gewinnen, müssen in erster Linie die Kosten gesenkt werden.  
  • Wassererwärmung in Mehrfamilienhäusern: Auch dieses Segment hat den Markteintritt erfolgreich gemeistert. Allerdings ist die Wirtschaftlichkeit für Besitzer von Mehrfamilienhäusern oft von grösserer Bedeutung als für Eigenheimbesitzer, sodass die Kostensenkung und die finanzielle Förderung noch wichtiger sind. Zudem gilt es, über verstärkte Kooperationen der Installationsbetriebe neue Kunden zu gewinnen. Im Gegensatz zu den kleineren Standardanlagen ist die Qualität bei diesen komplexeren Anlagen noch nicht durchgehend gewährleistet und muss erhöht werden. 
  • Kombinierte Anlagen in Einfamilienhäusern: Zwar liegt ihr Anteil an den verkauften solarthermischen Anlagen bereits bei einem Viertel. Ihre Position im Markt ist jedoch noch nicht gesichert. Der Bedarf an Raumwärme ist sehr gross, deshalb ist das Potenzial in diesem Segment besonders bedeutend. Die Kombination mit einer anderen Heizungsanlage erhöht die Komplexität und folglich den Aufwand für Planung, Installation und Steuerung. Im Vordergrund stehen daher neben den bereits genannten Handlungsfeldern die Verbesserung der Produkte und Dienstleistungen. Eine gezielte und konstante Förderung erhöht die Wirtschaftlichkeit, die Erfahrung der Installateure und das Vertrauen in die Technologie. 
Für folgende Segmente muss erst das Terrain vorbereitet werden: 
  • Heizungsunterstützende Anlagen für Mehrfamilienhäuser: Diese sind über das Stadium der Demonstration hinaus gewachsen, aber noch nicht im Markt etabliert. In diesem Stadium ist das Ziel, den Markt zu erschliessen. Prioritär ist in diesem Segment derzeit, die Produkte und Dienstleistungen zu vereinfachen und verbessern.
  • Prozesswärme in Industrie und Gewerbe: Diese Anwendung steht in ihrer Entwicklung noch einen Schritt weiter zurück. Ziel ist hier, funktionierende und zuverlässige Anwendungen zu entwickeln. Einige vielversprechende, in letzter Zeit erstellte Pilotanlagen zeigen, welches Potenzial hier noch genutzt werden könnte. 
  • Wärmenetze: Es bestehen erst wenige Wärmenetze, und das Potenzial ist im Vergleich zu den anderen Segmenten beschränkt. Ziel ist, Konzepte zu prüfen und bekannt zu machen. 
  • Solare Kühlung: Diese Anwendung steckt noch im Forschungsstadium, ihr Potenzial ist zurzeit noch nicht absehbar. 
Damit die drei marktnahen Segmente in den Massenmarkt vorstossen, müssen folgende Handlungsfelder bearbeitet werden:

1. Kosten senken, unter anderem durch
- die konsequente Vereinfachung bestehender Systeme und
- die effiziente Installation von Kleinanlagen durch neue Kooperationsmodelle.
2. Qualität gewährleisten, unter anderem durch
- strengere Anforderungen an Solarprofis.
3. Produkte und Dienstleistungen verbessern, unter anderem durch 
- die Schaffung eines Innovationsfonds Solarwärme zur Förderung von Kleinprojekten im Bereich Gesamtsysteme und Systemintegration.
4. Rahmenbedingungen verbessern, unter anderem durch
- die Vorgabe eines 50% Pflichtanteils erneuerbarer Energien für Warmwasser beim Ersatz
der Heizung oder des Warmwassersystems.
5. Kommunikation intensivieren, unter anderem durch
- die Aktivierung zufriedener Kunden als Multiplikatoren aktivieren und 
- die stärkere Unterstützung der Installateure.  
6. Zusätzlich braucht es für die Marktsegmente im Forschungs- und Pilotstadium das Handlungsfeld «Terrain vorbereiten». Dies beinhaltet unter anderem als Massnahme 
- die Schaffung eines schweizweiten Markteinführungsprogramms für 50 Grossanlagen mit finanzieller Förderung und Begleitung durch Experten in allen Phasen der Umsetzung.   


Quelle: Swissolar

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2 Kommentare:

  1. Warum beeinträchtigt man die Lesbarkeit der Artikel mit einem derartigen Hintergrund???

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  2. Die Daten sind sehr aufschlussreich, aber ich staune trotzdem, dass in der Schweiz noch meines Erachtens nach so wenig Solarwärme genutzt wird.

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