Die Wirtschaftlichkeit rückt näher, ist aber oft noch nicht gegeben. Immer mehr Photovoltaikanlagenkäufer legen sich einen Solarstromspeicher zu - in Deutschland und seltener auch in der Schweiz. Und die Kosten sind wieder einmal im Sinken begriffen (wie früher bei der Photovoltaik) und wieder einmal mehr in Deutschland als in der Schweiz.
Für Gebäudeeigentümer ist Strom aus der
Dachsolaranlage deutlich günstiger als der Strom aus der Steckdose.
Batteriespeicher helfen, einen größeren Anteil des lukrativen
Photovoltaikstroms selbst zu verbrauchen. Die Kosten der beliebten
Solarstromspeicher sinken derzeit immer weiter, so dass sie bald
wirtschaftlich sein werden. Bislang ist dies jedoch meist noch nicht der
Fall. Darauf weist das Solar Cluster Baden-Württemberg hin. Im Jahr
2017 sind die Durchschnittskosten der Speichersysteme inklusive
Installation von 1.550 Euro pro Kilowattstunde Speicherinhalt auf rund
1.300 Euro gesunken. Inzwischen gibt es bereits qualitativ hochwertige
Systeme für 1.100 Euro pro Kilowattstunde. Die Wirtschaftlichkeitsgrenze
liegt bei rund 800 Euro – falls die Lebensdauer der Speicher 20 Jahre
beträgt. Sinkt die Lebensdauer, sinkt die Wirtschaftlichkeitsgrenze
entsprechend. Verbraucher sollten daher bei den Speicherherstellern
genau nachfragen, wenn es um die Wirtschaftlichkeit der Powerpakete geht
und sich auch über die Garantie erkundigen, rät Franz Pöter vom Solar
Cluster.
Strom aus einer neuen Photovoltaikanlage auf dem
Hausdach kostet die Eigentümer in Deutschland derzeit 9 bis 11 Cent pro erzeugte
Kilowattstunde. Das ist nur noch rund ein Drittel dessen, was sie beim
Energieversorger zahlen müssen. „Es rechnet sich daher, möglichst wenig
Strom für 25 Cent netto pro Kilowattstunde aus dem Netz zu beziehen und
möglichst viel Solarstrom zum Betrieb der elektrischen Geräte im Haus zu
verwenden“, sagt Franz Pöter. Ohne Speicher lässt sich jedoch selten
mehr als 30 Prozent selbst nutzen. Mit einer Batterie kommen die
Eigentümer dagegen auf 50 bis 60 Prozent.
Höhere Werte sind möglich, wenn der Strombedarf für
eine Wärmepumpe oder ein Elektroauto ebenfalls mit Solarstrom gedeckt
wird. Die tatsächlichen Zahlenwerte hängen jedoch stark vom Verhältnis
der Jahreserzeugung an Solarstrom und dem Jahresstrombedarf im Haushalt
ab, sowie vom Profil des Strombedarfs über Tag und vom Energieinhalt des
verwendeten Speichers. Interessierte Hauseigentümer sollten sich daher
an geeignete Handwerker aus der Region wenden, etwa Solarteure,
Fachkräfte für Solartechnik oder geschulte Fachleute aus
Elektrofachbetrieben, rät Pöter.
In der Vergangenheit waren die Kosten für die
Batteriespeicher deutlich zu hoch, um sie auch nur annähernd
kostendeckend betreiben zu können. Von Ende 2013 bis Ende 2017 ist es
jedoch gelungen, die Kosten zu halbieren. Die RWTH Aachen hat diese
Zahlen im Rahmen des Speichermonitorings am 16. Juli 2018
veröffentlicht. Allein 2017 sanken die Kosten um rund 15 Prozent. Im
Durchschnitt der im Bericht angegebenen Preise hat der Preisrutsch trotz
Bundes- oder Landesförderung aber noch nicht dazu geführt, dass sich
die Solarspeicher für Hauseigentümer finanziell rechnen. Dafür müssen
die Kosten noch etwas weiter sinken.
Die Solarbatterie im Keller übt trotz der noch
fehlenden Wirtschaftlichkeit eine große Faszination auf die deutschen
Solaranlageneigentümer aus. Ende 2017 waren bereits 85.000 Speicher
installiert – doppelt so viel wie noch Anfang 2016, so die RWTH. Rund
ein Drittel davon wurde von der Förderbank KfW finanziell bezuschusst.
Im Jahr 2017 kamen insgesamt fast 32.000 Speicher neu hinzu. „Etwa jede
zweite neue Photovoltaikanlage wird inzwischen zusammen mit einem
Speicher installiert“, sagt Jan Figgener von der RWTH. „Für den
Gesamtmarkt erwarten wir auch 2018 ein Wachstum. Die Anteile an
KfW-geförderten Speichersystemen sind dabei jedoch rückläufig. Dies
spricht für ein erfolgreiches Marktanreizprogramm, mit dessen Ende der
Markt nun auf eigenen Beinen steht.“
Dass es danach weiter aufwärts geht, scheint eine
ausgemachte Sache zu sein: Erstens sollen die Speicherkosten weiter
sinken. Zweitens werden nach 2021 die ersten Solaranlagen aus der
EEG-Vergütung fallen. Da ihre hohe Einspeisevergütung von 2001 ab diesem
Zeitpunkt wegfällt und die dann abgeschriebenen Anlagen nur noch
Betriebs-, Wartungs- und Reparaturkosten von 2 bis 4 Cent pro
Kilowattstunde aufweisen, bieten sich künftig, je nach Preisentwicklung
der Speicher, Eigenverbrauch und Speicherung an. Beschleunigt wird der
Speicherzubau durch folgenden Umstand: Insgesamt gibt es in Deutschland
rund 1,6 Millionen Photovoltaikanlagen. Sie alle werden früher oder
später aus der EEG-Vergütung fallen, was die Eigentümer dazu bewegen
wird, über die Installation von Batterien zur Erhöhung des
Eigenverbrauchs nachzudenken.
Für die Amortisation eines Speichers ist
entscheidend, wie oft Hauseigentümer über die Lebensdauer seine
Speicherkapazität nutzen können und damit zusätzlichen Solarstrom statt
Strom aus dem Netz verbrauchen. „Für gut ausgelegte Systeme im Haus kann
der Speicher 200 bis 250 Mal im Jahr vollständig geladen und entladen
werden“, sagt Franz Pöter vom Solar Cluster. „Multipliziert man diesen
Wert mit der Lebensdauer in Jahren und dem Energieinhalt in
Kilowattstunden, so ergibt sich der zusätzlich selbst genutzte
Solarstrom.“ Ersetzt dieser Solarstrom, der ohne Speicher ins Netz
eingespeist und derzeit mit 12 Cent pro Kilowattstunde vergütet worden
wäre, den Bezug von Netzstrom zu 25 Cent pro Kilowattstunde (netto), so
ergibt sich ein „Verdienst“ durch den Speicher von 13 Cent je
Kilowattstunde (netto).
Bei einer Lebensdauer von 10 Jahren und 250 Zyklen
im Jahr würden pro Kilowattstunde Energieinhalt 2.500 Mal 13 Cent pro
Kilowattstunde und damit 325 Euro Stromkosten gespart. Zieht man die
Verluste im Speicher ab, so reduziert sich der Wert nochmal um 10 bis 25
Prozent. Rechnet man eine moderate Strompreissteigerung von 2 Prozent
pro Jahr mit ein, kommt man auf rund 400 Euro. Hält der Speicher 20
Jahre, erhöht sich die Wirtschaftlichkeitsgrenze auf rund 800 Euro pro
Kilowattstunde Energieinhalt.
Abhängig von der erwarteten beziehungsweise vom
Hersteller garantierten Lebensdauer sind Speicher mit Kosten unterhalb
der genannten Grenzen folglich wirtschaftlich. Ein Rundum-Sorglos-Paket bieten immer mehr
Stadtwerke und Speicherhersteller an: Photovoltaik-Speichersysteme im
Zusammenhang mit Stromlieferverträgen. In dem Fall wird das Stadtwerk
oder der Stromversorger zukünftig den Speicher für weitere
Netzdienstleistungen wie der Erbringung von Primärregelleistung nutzen
und damit die Zahl der Zyklen pro Jahr für den Speicher erhöhen. Als
Resultat rentieren sich Speicher auch bei höheren Kosten. Die
zusätzlichen Zyklen wirken sich auf die Alterung des Speichers nur wenig
aus, denn dominierend ist für stationäre Batteriespeicher die
kalendarische Alterung - also die Alterung aufgrund der Standzeit und
nicht die Alterung aufgrund der wiederholten Be- und Entladung. Wichtig
für Käufer: Sie sollten die Bedingungen prüfen, etwa die Länge des
Stromliefervertrages.
Für Industriebetriebe können Speicher weitere
Dienstleistungen übernehmen. Etwa die Absicherung gegen Stromausfall
oder die Reduktion der Leistungsspitzen beim Bezug elektrischer Energie.
Das reduziert den Leistungspreis. Damit können die Betriebe neben dem
Deckungsbeitrag aus Eigenverbrauchserhöhung auch Deckungsbeiträge aus
den anderen Dienstleistungen erwirtschaften.
Im privaten Bereich gibt es bislang lediglich den
Gewinn aus der Eigenverbrauchserhöhung. Dieser Gewinn steigt mit dem
Unterschied zwischen Einspeisevergütung und Strompreis. Wenn eine
Photovoltaikanlagen aus der EEG-Förderung fällt, erwirtschaftet jede
zusätzliche Kilowattstunde selbst verbrauchter Solarstrom nicht 13 Cent
pro Kilowattstunde durch das Vorhandensein des Speichers, sondern rund
20 Cent. Zusammen mit der zu erwartenden Preisreduktion werden Speicher
dann in einem ganz neuen Licht stehen.
Der Speichermonitoringbericht: www.speichermonitoring.de/ueber-pv-speicher/studien.html
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