Donnerstag, 26. Juli 2018

Fit für die Zukunft

Seit Jahrzehnten berichtet der Autor Franz Alt über Umweltprobleme und Kriege - und trotzdem bleibt der TV-Journalist, der eben seinen 80. Geburtstag feierte (herzliche Gratulation!) ein Optimist. Hier erklärt Alt, der seit vielen Jahren den Blog sonnenseite.com betreibt und dessen Texte auch immer wieder im Blog Solarmedia erscheinen, warum er trotz allem an die Zukunft unseres Planeten glaubt.

Eine gute Zukunft werden wir nur haben, wenn wir endlich anfangen, den Planeten nicht weiter zu ruinieren. Die Geringschätzung der Zukunft ist das größte Problem der Gegenwart. Jeden Tag:
  • rotten wir zurzeit 150 Tier- und Pflanzenarten aus
  • verlieren wir 86 Millionen Tonnen fruchtbaren Boden
  • vergrößern wir die Wüsten um 50.000 Hektar
  • emittieren wir 150 Millionen Tonnen Treibhausgase und
  • über 20.000 Menschen sterben auch heute an Hunger.
Sind wir noch zu retten?
Meine Lebenserfahrung von 80 Jahren sagt mir, dass alle Probleme, die Menschen geschaffen haben, auch von Menschen gelöst werden können. Das gilt auch für die Themen Krieg oder Frieden, Klimawandel und auch für die Überwindung des Hungers. Wenn wir künftig einiges intelligenter machen als heute, dann muss bald kein Kind mehr verhungern. Eine Generation, die Atombomben geschaffen hat, kann auch Atomwaffen wieder abschaffen. Immerhin haben vor einem Jahr in der UNO 124 Länder für eine atomwaffenfreie Welt gestimmt. Und mit Hilfe einer hundertprozentigen Energiewende ist der Klimawandel noch zu stoppen.

Das Friedensprojekt Europäische Union
Deutschland und Frankreich haben sich Jahrhunderte mit Kriegen bekämpft. Aber nach 1945, nach über 50 Millionen Toten im zweiten Weltkrieg, haben wir uns endlich für eine neue Politik entschieden und die deutsch-französische Freundschaft aufgebaut. Dasselbe gilt für die deutsch-polnische Aussöhnung. Das größte europäische Wunder war wohl, dass nach der Katastrophe des zweiten Weltkriegs  das russische Volk – trotz der Millionen Toten in Russland  - uns Deutschen die Hand zur Aussöhnung reichte. Die Westeuropäer haben die Europäische Union gegründet und das einmalige „Wunder“ geschah: Seit jetzt 60 Jahren hat noch nie ein Land der EU gegen ein anderes EU-Land einen Krieg geführt. Mein Freund, der Dalai Lama, hat mir oft gesagt: Die ganze Welt sieht heute deshalb in der EU ein Vorbild. Frieden ist möglich. Auch die moderne Hirnforschung lehrt uns, dass die intelligente Zusammenarbeit von Menschen und Völkern natürlicher und menschlicher ist als der ewige Kampf und die unmenschlichen Kriege.

Auch die Energiewende ist möglich
Die oben genannten Zahlen machen deutlich, dass die Klimaerhitzung und die Energieprobleme die Überlebensfragen der Menschheit sind. Doch auch die Energiewende ist machbar. Heute verbrennen wir an e i n e m Tag so viel Kohle, Gas und Öl  wie die Natur in einer Million Tagen geschaffen hat. Deshalb wird es immer heißer auf unserem Planeten. Und deshalb haben wir die Ausbreitung der Wüsten, die Eischmelze an den Polen, zunehmende Stürme, und immer mehr Artensterben. Die Natur braucht 30.000 Jahre, um eine neue Tier- oder Pflanzenart zu schaffen, aber wir sind die erste Generation, die dem lieben Gott oder der Evolution voll ins Handwerk pfuscht. Wir spielen Evolution rückwärts. 

Doch auch hier hat die Natur für Alternativen gesorgt. Allein die Sonne schickt uns 15.000mal mehr Energie als heute alle 7,5 Milliarden Menschen verbrauchen. Hinzu kommen die erneuerbaren und umweltfreundlichen Energien aus Windkraft, Wasserkraft, Bioenergie, Wellen- und Strömungsenergien der Ozeane. Die Welt ist voller alternativer Energie. Wir können den hundertprozentigen Umstieg auf erneuerbare Energie in spätestens 20 Jahren schaffen. Wenn wir gut sind, geht es auch früher.

Positive Beispiele für diesen möglichen Wandel:
  • Deutschland produzierte im Jahr 2.000 fünf Prozent erneuerbaren Strom, 2018 sind wir immerhin bei 42%.
  • Noch vor 20 Jahren war die hundertprozentige Energiewende eine „verrückte Idee“ von wenigen, heute sind 90% der Deutschen davon überzeugt.
  • Kürzlich erzählte mir der frühere Präsident von Island, sein Land sei bereits zu 100% erneuerbar.
  • Das klassische Argument gegen erneuerbare Energie hieß früher, sie sei zu teuer. Heute wird in Dänemark die Kilowattstunde Solarstrom für 5,3 Cent erzeugt, in Deutschland sogar für unter fünf Cent. Der Strom aus der Steckdose kostet etwa 27 Cent. Die Sonne schickt eben keine Rechnung. Solarenergie ist im wahrsten Sinn des Wortes ein Geschenk des Himmels, ebenso der Windstrom. Saudi-Arabien will ab 2025 Solarstrom für einen Cent pro Kilowattstunde gewinnen. Wir wissen inzwischen auch wie das Speicherproblem zu lösen ist, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht. Die Digitalisierung hilft, das Speicherproblem zu lösen.  Atomenergie hat schon aus finanziellen Gründen global ausgedient. Die Folgekosten sind niemals finanzierbar. Atomenergie ist nicht nur die gefährlichste, sondern auch die teuerste Energiequelle. Der Atommüll strahlt eine Million Jahre.
  • Im Dezember 2015 haben in Paris 195 Staaten beschlossen, bis zum Jahr 2050 komplett aus der alten fossil-atomaren Energieversorgung auszusteigen. Das Pariser Klimaabkommen gelang, weil sich die Regierungen von Konfrontation auf Kooperation umgestellt haben. Die Welt verstand sich – vielleicht zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte als Menschheitsfamilie. Endlich ein Vertrag, den „Vereinte Nationen“ zustande gebracht haben – auch wenn Donald Trump inzwischen ausgeschieden ist. Aber die Trumps dieser Welt kommen und gehen. Doch der Klimaschutz als Hauptaufgabe unserer Zeit bleibt.
Eine gute Zukunft werden wir nur haben, wenn wir endlich anfangen, den Planeten nicht weiter zu ruinieren. Die Zukunft gehört denen, die gegen den Wahnsinn des zerstörerischen heutigen Wirtschaftssystems Widerstand leisten und nicht mehr gegen die Natur, sondern mit der Natur arbeiten, leben und wirtschaften. Widerstand leisten kann man lernen wie Skifahren oder Radfahren.

Es ist einfach nicht wahr, dass der Markt alles regelt. Der Markt ist ökologisch, kulturell und ethisch blind. Deshalb brauchen wir künftig – wie es Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato Si“ vorschlägt - eine öko-soziale Marktwirtschaft. Unser Auftrag ist nicht, die Demokratie marktkonform zu machen, sondern die Marktwirtschaft demokratiekonform. 

Bayern ist erneuerbar, Europa ist erneuerbar, die Welt ist erneuerbar.

Quelle: sonnenseite.com

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