Seit Jahrzehnten berichtet der Autor Franz Alt über
Umweltprobleme und Kriege - und trotzdem bleibt der TV-Journalist, der
eben seinen 80. Geburtstag feierte (herzliche Gratulation!) ein Optimist. Hier erklärt Alt, der seit vielen Jahren den Blog sonnenseite.com betreibt und dessen Texte auch immer wieder im Blog Solarmedia erscheinen, warum er trotz allem an die Zukunft unseres
Planeten glaubt.
Eine gute Zukunft werden wir nur haben,
wenn wir endlich anfangen, den Planeten nicht weiter zu ruinieren. Die
Geringschätzung der Zukunft ist das größte Problem der Gegenwart. Jeden Tag:
- rotten wir zurzeit 150 Tier- und Pflanzenarten aus
- verlieren wir 86 Millionen Tonnen fruchtbaren Boden
- vergrößern wir die Wüsten um 50.000 Hektar
- emittieren wir 150 Millionen Tonnen Treibhausgase und
- über 20.000 Menschen sterben auch heute an Hunger.
Sind wir
noch zu retten?
Meine
Lebenserfahrung von 80 Jahren sagt mir, dass alle Probleme, die Menschen
geschaffen haben, auch von Menschen gelöst werden können. Das gilt auch für die
Themen Krieg oder Frieden, Klimawandel und auch für die Überwindung des
Hungers. Wenn wir künftig einiges intelligenter machen als heute, dann muss
bald kein Kind mehr verhungern. Eine Generation, die Atombomben geschaffen hat,
kann auch Atomwaffen wieder abschaffen. Immerhin haben vor einem Jahr in der
UNO 124 Länder für eine atomwaffenfreie Welt gestimmt. Und mit Hilfe einer
hundertprozentigen Energiewende ist der Klimawandel noch zu stoppen.
Das
Friedensprojekt Europäische Union
Deutschland
und Frankreich haben sich Jahrhunderte mit Kriegen bekämpft. Aber nach 1945,
nach über 50 Millionen Toten im zweiten Weltkrieg, haben wir uns endlich für
eine neue Politik entschieden und die deutsch-französische Freundschaft
aufgebaut. Dasselbe gilt für die deutsch-polnische Aussöhnung. Das größte
europäische Wunder war wohl, dass nach der Katastrophe des zweiten
Weltkriegs das russische Volk – trotz
der Millionen Toten in Russland - uns
Deutschen die Hand zur Aussöhnung reichte. Die Westeuropäer haben die
Europäische Union gegründet und das einmalige „Wunder“ geschah: Seit jetzt 60
Jahren hat noch nie ein Land der EU gegen ein anderes EU-Land einen Krieg
geführt. Mein Freund, der Dalai Lama, hat mir oft gesagt: Die ganze Welt sieht
heute deshalb in der EU ein Vorbild. Frieden ist möglich. Auch die moderne
Hirnforschung lehrt uns, dass die intelligente Zusammenarbeit von Menschen und
Völkern natürlicher und menschlicher ist als der ewige Kampf und die
unmenschlichen Kriege.
Auch die
Energiewende ist möglich
Die oben
genannten Zahlen machen deutlich, dass die Klimaerhitzung und die
Energieprobleme die Überlebensfragen der Menschheit sind. Doch auch die
Energiewende ist machbar. Heute verbrennen wir an e i n e m Tag so viel Kohle,
Gas und Öl wie die Natur in einer
Million Tagen geschaffen hat. Deshalb wird es immer heißer auf unserem
Planeten. Und deshalb haben wir die Ausbreitung der Wüsten, die Eischmelze an
den Polen, zunehmende Stürme, und immer mehr Artensterben. Die Natur braucht
30.000 Jahre, um eine neue Tier- oder Pflanzenart zu schaffen, aber wir sind
die erste Generation, die dem lieben Gott oder der Evolution voll ins Handwerk
pfuscht. Wir spielen Evolution rückwärts.
Doch auch
hier hat die Natur für Alternativen gesorgt. Allein die Sonne schickt uns
15.000mal mehr Energie als heute alle 7,5 Milliarden Menschen verbrauchen.
Hinzu kommen die erneuerbaren und umweltfreundlichen Energien aus Windkraft,
Wasserkraft, Bioenergie, Wellen- und Strömungsenergien der Ozeane. Die Welt ist
voller alternativer Energie. Wir können den hundertprozentigen Umstieg auf
erneuerbare Energie in spätestens 20 Jahren schaffen. Wenn wir gut sind, geht
es auch früher.
Positive
Beispiele für diesen möglichen Wandel:
- Deutschland produzierte im Jahr 2.000 fünf Prozent erneuerbaren Strom, 2018 sind wir immerhin bei 42%.
- Noch vor 20 Jahren war die hundertprozentige Energiewende eine „verrückte Idee“ von wenigen, heute sind 90% der Deutschen davon überzeugt.
- Kürzlich erzählte mir der frühere Präsident von Island, sein Land sei bereits zu 100% erneuerbar.
- Das klassische Argument gegen erneuerbare Energie hieß früher, sie sei zu teuer. Heute wird in Dänemark die Kilowattstunde Solarstrom für 5,3 Cent erzeugt, in Deutschland sogar für unter fünf Cent. Der Strom aus der Steckdose kostet etwa 27 Cent. Die Sonne schickt eben keine Rechnung. Solarenergie ist im wahrsten Sinn des Wortes ein Geschenk des Himmels, ebenso der Windstrom. Saudi-Arabien will ab 2025 Solarstrom für einen Cent pro Kilowattstunde gewinnen. Wir wissen inzwischen auch wie das Speicherproblem zu lösen ist, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht. Die Digitalisierung hilft, das Speicherproblem zu lösen. Atomenergie hat schon aus finanziellen Gründen global ausgedient. Die Folgekosten sind niemals finanzierbar. Atomenergie ist nicht nur die gefährlichste, sondern auch die teuerste Energiequelle. Der Atommüll strahlt eine Million Jahre.
- Im Dezember 2015 haben in Paris 195 Staaten beschlossen, bis zum Jahr 2050 komplett aus der alten fossil-atomaren Energieversorgung auszusteigen. Das Pariser Klimaabkommen gelang, weil sich die Regierungen von Konfrontation auf Kooperation umgestellt haben. Die Welt verstand sich – vielleicht zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte als Menschheitsfamilie. Endlich ein Vertrag, den „Vereinte Nationen“ zustande gebracht haben – auch wenn Donald Trump inzwischen ausgeschieden ist. Aber die Trumps dieser Welt kommen und gehen. Doch der Klimaschutz als Hauptaufgabe unserer Zeit bleibt.
Eine gute Zukunft werden wir nur haben, wenn wir endlich
anfangen, den Planeten nicht weiter zu ruinieren. Die Zukunft gehört denen, die
gegen den Wahnsinn des zerstörerischen heutigen Wirtschaftssystems Widerstand
leisten und nicht mehr gegen die Natur, sondern mit der Natur arbeiten, leben
und wirtschaften. Widerstand leisten kann man lernen wie Skifahren oder
Radfahren.
Es ist einfach nicht wahr, dass der Markt alles regelt. Der
Markt ist ökologisch, kulturell und ethisch blind. Deshalb brauchen wir künftig
– wie es Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato Si“ vorschlägt - eine
öko-soziale Marktwirtschaft. Unser Auftrag ist nicht, die Demokratie
marktkonform zu machen, sondern die Marktwirtschaft demokratiekonform.
Bayern ist erneuerbar, Europa ist erneuerbar, die Welt ist
erneuerbar.
Quelle: sonnenseite.com
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