Montag, 15. Dezember 2014

X-Fabrik weiter auf Investorensuche

Der Institutsleiter des Fraunhofer ISE, Eicke Weber, kämpft weiter für die Realisierung einer großen Fabrik für Photovoltaik-Module in Europa. Er erklärte nun in Berlin, warum der erste Investor abgesprungen ist und trotzdem noch eine große Realisierungschance besteht. Ein Bericht des Solarmagazins pv-magazine.de.

Die Gigawatt-Solarmodulfabrik, für die sich Eicke Weber seit längerer Zeit einsetzt, soll die Rettung für den Produktions- und Forschungsstandort Europa sein. Jetzt wurde bekannt, dass ein möglicher ernsthaft interessierter Großinvestor aus Frankreich abgesprungen ist, um lieber „weiter das verlustbehaftete Geschäft mit der Nuklearenergie zu machen“, wie Weber am Donnerstag bei einem Pressegespräch in Berlin erklärte. Der Institutsleiter des Fraunhofer ISE strahlte trotzdem noch Zuversicht aus, dass es gelingt, dieses Projekt zu realisieren. Die Fabrik soll fortschrittliche Technologien verwenden und den europäischen Maschinenbauern helfen, diese zu entwickeln und auf dem Weltmarkt anzubieten.

Dabei seien nicht mehr die Technologien in der Planung, für die das Institut vor einem knappen Jahr eine Machbarkeitsstudie veröffentlicht hat, die detaillierte Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen enthielt. Diese analysierte eine mögliche Produktion von CIGS-Modulen, PERC, womit bereits etliche Linen aktuell produzieren, und einer PERC-Weiterentwicklung. Weber hat zwar nicht im Detail verraten, was geplant sei, die Technologie sei aber „disruptiv“ und spiele „in der Liga“ der Hocheffizienzmodule von Sunpower und Panasonic. Damit seien Wirkungsgrade von bis zu 25 Prozent möglich. Ein Modul habe dann 350 bis 400 Watt statt heute 250 bis 300 Watt.

Das Investitionsvolumen für das erste Gigawatt liege bei ungefähr 500 Millionen Euro. Dabei hält er es für unwahrscheinlich, dass die Fabrik wie ursprünglich anvisiert in Frankreich gebaut werde, wenn es keinen französischen Investor gebe. Zu den Zukunftschancen sagte er: „Ich darf das Stichwort Niederlande fallen lassen.“ Die Fabrik könne aber auch woanders gebaut werden, etwa in Frankfurt an der Oder.

Nach wie vor sieht er es so, dass sich auch der Staat oder Europa engagieren müssen, um in Europa eine Produktion aufzubauen. „Man braucht eine Industriepolitik“, sagt er. So würden Kreditgarantien sehr helfen. Genaugenommen hat das denselben Effekt wie das, was auch die chinesische Regierung unternommen und damit den Boom im eigenen Land vor einigen Jahren initiiert hat. Es verschafft den Investoren billigere Kredite und macht das Projekt dadurch attraktiver. Weber verweist auch auf die USA. Dort unterstütze der Staat New York ein ähnliches Projekt von Silevo mit 750 Millionen Euro.

Deutschland und Europa sind in dieser Hinsicht sehr zurückhaltend. Eicke Weber sieht allerdings, dass „der Wille sehr stark zunimmt“. Die Gigawatt-Fabrik habe es auch auf die Vorschlagsliste Deutschlands für das Europäische Konjunkturprogramm geschafft. Die EU-Kommission will private Investitionen anreizen und absichern. Nach jüngsten Berichten sollen mit dem Programm 315 Milliarden Euro investiert werden. Europaweit seien Projekte mit einem Volumen von 1.300 Milliarden Euro vorgeschlagen worden, sagt Weber. Mit den bestehenden Modulproduzenten in Europa, Solarworld hat zum Beispiel schon mehr als ein Gigawatt Produktionskapazität, gebe es dabei keinen Konflikt. „Das was wir vorhaben, steht bei den Technologie-Roadmaps der Hersteller ganz weit in der Zukunft“, sagt Weber. Die europäischen Hersteller könnten daher am Ende mit dabei sein, was etwa Frank Asbeck, Vorstandsvorsitzender von Solarworld, auch in Aussicht gestellt habe.

Wissenschaftler haben übrigens schon länger die Vision, dass man die Technologien von Sunpower und Panasonic, auf die sich Eicke Weber bezog, miteinander kombinieren müsse. Beide Unternehmen stellen seit Jahren so genannte n-Typ Zellen her. Sunpower hat dabei eine Rückkontakttechnolgie entwickelt, die als sehr zukunftsweisend gilt. Panasonic kombiniert die kristallinen Zellen mit Dünnschicht-Methoden, was die Verluste an der Oberfläche reduziert.


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