Dienstag, 9. Dezember 2014

Stromversorger unter Druck

Der anhaltende Ausbau von dezentralen Energieerzeugungs-Anlagen sowie Energieeffizienz-Maßnahmen könnten die Nachfrage bei den Stromversorgungs-Unternehmen erheblich bremsen und deren Umsätze einbrechen lassen. Das Managementberatungs-Unternehmen Accenture (New York, USA) geht in der Studie „Digitally Enabled Grid” davon aus, dass die Umsätze der Stromversorger in den USA bis 2025 dadurch um bis zu 48 Milliarden US-Dollar und in Europa um bis zu 61 Milliarden USD jährlich niedriger sein werden, wie solarserver.de berichtet.
 
Das global tätige Beratungsunternehmen hat in drei Szenarien untersucht, wie sich Photovoltaik, Energiespeicher, Elektro-Heizungen, Elektromobilität, Energieeffizienz und Energiesparmaßnahmen auf das Stromnetz und die Geschäftsmodelle der Stromversorger auswirken.  Accenture ermittelte außerdem, dass die Stromversorger sich mehr um ihre Umsätze sorgen als im vergangenen Jahr: 61 % rechnen mit einem mäßigen bis starken Umsatzeinbruch aufgrund der dezentralen Stromerzeugung z.B. durch Photovoltaik, 2013 waren es noch 43 %.

„Das wahrscheinlichste Szenario für die nächsten zehn Jahre könnte zu Umsatzeinbußen in der Größenordnung von 18 Milliarden USD in den USA und 39 Milliarden USD in Europa führen“, sagte Valentin de Miguel von Accenture Smart Grid Services. „Da Energieeffizienz-Maßnahmen und dezentrale Anlagen sich auch ohne Förderung lohnen, steigt ihr Marktanteil. Die Technologiekosten sinken, während die Strompreise der Versorger leicht steigen, insbesondere in Europa.“

In vielen US-Bundesstaaten ist die Photovoltaik-Netzparität bereits erreicht, das heisst Solarstrom kostet dort gleich viel oder sogar weniger als Netzstrom. Laut Accenture tritt sie 2015 in Australien und den meisten EU-Ländern ein. Ausnahmen seien nur weniger sonnige Länder wie Schweden und Polen sowie Spanien, wo es regulatorische Hürden zu überwinden gilt. Auch in Japan werde die Photovoltaik  in ein paar Jahren Netzparität erreichen, gefolgt vom übrigen Nordamerika – außer in einigen US-Bundesstaaten und Kanada mit sehr niedrigen Strompreisen. 

Einige Berichte sprechen von einer sich abzeichnenden „Todesspirale” für Stromversorger, bei der Kunden das Stromnetz nur noch als Backup-Lösung nutzen. Die Studie von Accenture zeigt jedoch, dass dies unwahrscheinlich und für viele Kunden unrentabel ist, da sie keine eigene Anlage installieren oder sich leisten können. 79 % der Vertreter von Stromversorgungs-Unternehmen sind überzeugt, dass es sich für Endverbraucher bis 2030 nicht lohnt, sich ohne Fördermittel vom Netz unabhängig zu machen. Bis 2035 werden sich voraussichtlich 12 % der Nordamerikaner und 11 % der Europäer komplett selbst mit Energie versorgen.


„Zusätzlich zu dem finanziellen Druck, unter dem Stromversorger stehen, werden sie erhebliche Probleme beim Netzbetrieb bekommen. Der technische Druck auf das Stromnetz steigt und öffnet den Markt für neue Wettbewerber mit Energieprodukten und -dienstleistungen.“ Fast zwei Drittel der Stromversorger gehen davon aus, dass Netzstörungen bis 2020 zunehmen werden, wenn immer mehr dezentrale Niedrigspannungs-Anlagen angeschlossen werden. Letztes Jahr dachten das noch 41 %. Mehr als die Hälfte rechnet außerdem mit Problemen, weil große erneuerbare Kraftwerke angeschlossen werden (2013: 33 %).

Die meisten Stromversorger rechnen mit einem anhaltenden Wettbewerb durch neue Anbieter von datenbezogenen Services, dezentraler Stromerzeugung, Lastmanagement, Elektrofahrzeugen und zugehöriger Ladeinfrastruktur. „Deshalb müssen sie ihr Geschäftsmodell grundlegend ändern und neue Dienstleistungen anbieten, um ein komplexeres und dezentraleres Netz zu managen“, so de Miguel. „In diesem Zusammenhang sollten sie sich mit den Regulierungsbehörden beraten, neue Stromtarife ausarbeiten, neue Märkte erschließen, in die Netzoptimierung investieren und neue Produkte und Dienstleistungen für die Kunden entwickeln.“

Quelle: Accenture | solarserver.de

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