Samstag, 10. November 2012

«Bund geht von falschen Zahlen aus»

In diesen Tagen ist Bern quasi Mekka der Erneuerbaren Energien. Neben einzelnen Fachveranstaltungen sorgen vor allem die Bau- und Energiemesse (seit Donnerstag bis Sonntag) sowie der 1. Nationale Kongress der Erneuerbaren Energien am Freitag 16. November für Aufmerksamkeit (siehe Hinweis rechts). Im Mittelpunkt steht bei allen Veranstaltungen das grosse Potenzial der Solarenergie – welches allerdings für das Bundesamt für Energie immer noch erst in weiter Ferne liegt.

Er war jahrzehntelang einer der umtriebigsten Unternehmer der Schweizer Solarszene und kennt die Praxis entsprechend gut. Besser offenbar als all die Beamten des Bundesamts für Energie, die in ihren Energieszenarien immer noch von Solarfacts ausgehen, die einer aktuellen Überprüfung nicht mehr standhalten. So hat Urs Muntwyler, unterdessen Professor für Solartechnik an der Fachhochschule Bern (siehe Bild), pünktlich zur Berner Bau- und Energiemesse eine Studie vorgelegt, die zeigt, wie rasant die Entwicklung der Solarbranche in den letzten Jahren verlaufen ist – und wie günstig Solarstrom unterdessen zu stehen kommt.

Für den Berner Solarprofessor ist klar: «Das Bundesamt für Energie geht von falschen Zahlen aus», wenn es die Solarszene hierzulande beleuchtet und einen Take off in der Anwendung erst auf die Zeit ab dem Jahre 2035 festlegt. Denn was der Bund mit 600 Megawatt (MW) als kurzfristiges Ausbauziel bis 2020 sieht, wird Ende 2012 bereits zu zwei Dritteln erreicht sein – und die vom Bund bezifferten Kosten des Solarstroms zwischen 30 und 40 Rappen pro Kilowattstunde (KWh) lägen auch bereits deutlich tiefer – und in wenigen Jahren unterhalb der Kosten für Haushaltsstrom bei rund 15 Rappen / KWh. Gemäss Muntwyler verliert die Schweiz also weitere wertvolle Jahre, wenn sie nicht sofort auf den radikalen Ausbau der Solarenergie setzt.

Kommt hinzu: Die Solarenergie ist nicht nur immer günstiger, sie ist in der Schweiz auch in genügendem Ausmass vorhanden. Muntwyler schätzt etwa, dass die hochalpinen Gebiete hierzulande ähnlich gute Voraussetzungen für die «Stromernte» bieten wie etwa Südspanien – und auch das Mittelland ist ergiebig – mindestens so ergiebig wie das nördlicher gelegene Deutschland, das in der Nutzung der Solarenergie unterdessen ja so viel weiter ist (bereits sechs Prozent Anteil an der gesamten Stromproduktion gegenüber 0,5 Prozent in der Schweiz). Muntwyler’s Fazit: «Die Entwicklung geht sehr viel schneller, als der Bund in seinen Energieperspektiven annimmt – und der unsinnige Deckel bei der Förderung der Solarenergie muss möglichst schnell entfernt werden». Die Förderung aber werde dann in wenigen Jahren, so ab 2021, gar nicht mehr nötig sein.

Die schnelle Entwicklung im Solar- wirkt sich auch aus auf den Gebäudebereich insgesamt: «Minergie haben wir hinter uns», hielt Messeinitiant Ruedi Meier an einer Medienorientierung fest, um gleich auch festzuhalten, dass natürlich noch ein weiter Weg vor uns liege in Bezug auf die Energiewende im Gebäudebereich. Dieser ist für mehr als einen Drittel des Gesamtenergieverbrauchs verantwortlich und hat ein entsprechend grosses Effizienzpotenzial. Auf jeden Fall gilt gemäss Meier: «2050 ist alles erneuerbar und bezahlbar», eine Aussage, die wiederum durch die rasante Kostenentwicklung im Solarbereich untermauert wird. Für Diskussionen sorgt also nicht die Frage des Ob, sondern des Wann, denn wir sind bereits mitten drin in der Energiewende – und bezogen auf das Solare wiederum wesentlich weiter, als es etwa der Bund zugestehen will.

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Diskussionspapier „Die Photovoltaik ist marktreif für die Schweiz“ hier >>> 

© Solarmedia Text und Bild

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