Für die Kantone sprach die
Berner Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer (siehe Bild links) und verwies darauf, dass der Kanton
Bern ein Szenarion für den Atomausstieg bereits im Jahr 2006 formuliert hatte – womit
der Kanton noch vor dem Bund im Jahre darauf erstmals zumindest in einem
Szenario die Möglichkeit des Aus- und eines Umstiegs skizzierte. Es sieht unter
anderem vor, bis ins jahr 2035 die Wärmebedürfnisse zu 70, den Strombedarf gar
zu 80 Prozent mit Erneuerbaren Energien zu decken.
Die letzten beissen die Hunde, ist man versucht zu schreiben, wenn man an die Worte des Stadtberner Gemeinderats Reto Nause erinnert, der die bisweilen noch mangelhafte Unterstützung für den ganz konkreten Ausstieg seitens der übergeordneten Behörden von Bund und Kantonen beklagte. Wobei er Bern explizit ausnahm. Erinnert werden kann da aber an die Stadt Zürich, deren 2000-Watt-Strategie beim Kanton bislang eher misstrauisch beäugt – und schon gar nicht von einem Atomausstiegsszenario unterstützt – wird. Nause erinnerte auch daran, dass sich die Atomkraftwerke hierzulande letztlich immer noch im Besitze der Kantone befinden – die dann allerdings auch die Kosten des Ausstiegs tragen.
Das Berner Wankdorfstadion mit seiner breiten Mantelnutzung beherbergte den ersten Nationalen Kongress der Erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz. Verborgen blieb dabei, was sich auf dem Stadiondach auch befindet: eine der grössten Photovoltaikanlagen der Schweiz mit einer Leistung von mehr als einem Megawatt oder dem Potenzial, mehr als 300 Haushalte mit Solarstrom zu versorgen.
Im laufenden Jahr ist die
Energiewende nun also wirklich zum breiten Thema geworden hierzulande. Auf allen Ebenen
der föderalistisch aufgebauten Willensnation Schweiz sind namhafte Exponenten
der Politik daran, den Erneuerbaren zum Durchbruch zu verhelfen. Zuoberst das
Bundesamt für Energie, welches unter Führung von Bundesrätin Doris Leuthard
einen – wenn auch noch vielseitig umstrittenen – Weg zur Wende hin zu den
Erneuerbaren in der Energiestrategie 2050 aufzeigt (siehe Solarmedia vom ).
Amtsdirektor Walter Steinmann wies die KongressteilnehmerInnen auf die Pfeiler
dieser Strategie hin: Mehr Effizienz, vor allem mehr Erneuerbare Energien und
die Deckung eines allfälligen Restbedarfs durch Stromimporte oder einzelne
grosse Gaskraftwerke.
Die allzuhäufig vergessene
Effizienz, also neben dem Sparen der Einsatz von Geräten und Technologien, die
gleiche Leistung mit weniger Ressourcen erbringen, steht für Steinmann gar im
Vordergrund. Sie ist schnell zu realisieren, bringt auch finanzielle Einsparungen
und ist in erster Linie im Gebäudebereich viel versprechend. Denn der ist für
46 Prozent, also fast die Hälfte, des Gesamtenergieverbrauchs der Schweiz
verantwortlich. Und bei einem Gebäudebestand von rund 1,64 Millionen Einheiten
gibt es wahrlich viel Arbeit – in erster Linie für das heimische Gewerbe. Und
wer industrieseitig mitzieht, wird von Abgaben wie der Kostendeckenden
Einspeisevergütung (KEV) befreit. So will es zumindest die Energiestrategie
2050, wenn sie denn das Parlament akzeptiert und ohne ein Referendum über die
Runden kommt.
In einer energiepolitischen
Diskussion bekannte sich Nationalrat Bastien Girod (Bild rechts) von der Grünen Partei dazu,
keine Frontalopposition gegen neue Anlagen irgendwelcher Art zu üben. Vielmehr
gebe es genügend technische Lösungen bei Konflikten mit den Anliegen des Umweltschutzes
– etwa Sensoren, die Windräder abschalten, wenn ein Vogelschwarm im Anflug sei.
Roger Nordmann, SP-Nationalrat und Präsident des Fachverbands Swissolar (Bild links) brachte
seine Vorstellungen von der Energiewende auf einen klaren Punkt – der Deckel
müsse weg insbesondere für die Förderung der Photovoltaik, also der direkten
Stromerzeugung durch Solarzellen.
Diese Forderung deckt sich gut
mit einem Gesamtkonzept für die Schweizer Stromversorgung, das auf die Säulen
Wasserkraft- und Sonnenlicht aufbaut. Nordmann zeigte zusammen mit dem
Meteorologen Jan Remund von Meteotest in einer unlängst veröffentlichten Studie, dass ein Szenario,
das den Atomstrom zu 70% durch Solarenergie ersetzt, realistisch und möglich
ist, ohne die Versorgungssicherheit im Winter zu gefährden, sofern die übrigen
30% durch Windkraft und Biomasse gedeckt werden. Der zusätzliche Speicherbedarf
für das Winterhalbjahr bleibe moderat, da sich die Sonnenenergie und die
Produktion der Laufwasserkraftwerke in der saisonalen Variabilität gut ergänzen.
Im Gegensatz zur Wasserkraft ist die Produktion der Photovoltaik im Februar,
März und April sehr hoch, sodass die hydroelektrische Produktionskapazität der
Stauwerke auf die Wintermonate konzentriert werden kann.
Konkret könnten gemäss der Studie Mühleberg, Beznau 1 + 2 sowie Gösgen mit einer nur mässigen Steigerung des Speichervermögens (+ 15%) oder des Stromhandels mit dem Ausland (+ 20%) stillgelegt werden. Dabei würde der Anteil des Solarstroms am Gesamtverbrauch bei 19% liegen (12 TWh). Für den Ersatz von Leibstadt mit denselben Massnahmen und für die Erreichung von 18 TWh Solarstrom muss entweder der Ein- und Ausfuhrsaldo um 50% erhöht, die Speicherkapazität um 30% aufgestockt oder eine moderate Unterstützung durch fossile Energieträger mithilfe der Wärmekraftkoppelung (2.5 TWh Strom/Jahr) in Betracht gezogen werden.
Konkret könnten gemäss der Studie Mühleberg, Beznau 1 + 2 sowie Gösgen mit einer nur mässigen Steigerung des Speichervermögens (+ 15%) oder des Stromhandels mit dem Ausland (+ 20%) stillgelegt werden. Dabei würde der Anteil des Solarstroms am Gesamtverbrauch bei 19% liegen (12 TWh). Für den Ersatz von Leibstadt mit denselben Massnahmen und für die Erreichung von 18 TWh Solarstrom muss entweder der Ein- und Ausfuhrsaldo um 50% erhöht, die Speicherkapazität um 30% aufgestockt oder eine moderate Unterstützung durch fossile Energieträger mithilfe der Wärmekraftkoppelung (2.5 TWh Strom/Jahr) in Betracht gezogen werden.
Neue Links zur Energiedebatte:
-
Energiestrategie des Bundes: www.energiestrategie2050.ch
-
Praxisbeispiele für Projekte mit Erneuerbarer
Energie: www.hier-ist-energie.ch
-
Studie zu Zusammenhang Ausbau Speicherkraftwerke
– Photovoltaik: www.roger-nordmann.ch/articles/2012.10.21_Swissolar_Rapport_Remund-Nordmann_PV_D.pdf
-
Referatsunterlagen zum 1. Nationalen Kongress
der erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz: www.aee-kongress.ch/referate
© Solarmedia Text und Bild
^^^ Nach oben
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen