Zürich wird in naher Zukunft kaum in grossem Stil über Erdwärme verfügen. Doch bietet die Kombination anderer Erneuerbarer Energien genügend Möglichkeiten für den Atomausstieg und die 2000-Watt-Gesellschaft.
Lapidar tönte es am Montag von Seiten des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich zur geothermischen Sondierbohrung beim Triemlispital: «Zur Zeit bestehen wenig Hinweise, dass Wasser in genügender Temperatur und Menge für eine Wärmenutzung vorhanden ist. Es ist erwartet worden, dass vor allem im Malm oder im Muschelkalk wasserdurchlässige Schichten gefunden werden könnten.» Um eine deutlichere Formulierung drückten sich die EWZ-Verantwortlichen. Diese kann nur heissen: das Geothermie-Projekt am Fusse des Üetlibergs ist gestorben – und damit die Hoffnung, Erdwärme könne bald einen Beitrag für den Übergang zu einer atomfreien und CO2-armen Energieversorgung leisten.
Auch ohne Geothermie kann Zürich auf die weit gehende Nutzung erneuerbarer Energien einschwenken, zum Beispiel mit Kollektoren zur Nutzung von Solarwärme. Das Bild zeigt eine neue Grossanlage an der Sihlfeldstrasse (Bild: Guntram Rehsche).
Was nun? Die Optionen sind trotz allem vielfältig, denn für die Nutzung von Erneuerbaren Energien sind viele Kombinationen denkbar. Allerdings erinnert uns das unerfreuliche Bohrergebnis daran, was zuvorderst bei allen energiepolitischen Bemühungen stehen muss: ein steter Kampf um effizientere Verbrauchslösungen und Sparanstrengungen auf allen Ebenen. Womit wir natürlich auch noch keine Energie im Haus haben. Aber wir haben sie beispielsweise auf den Dächern. Solarmedia setzt sich seit nunmehr bald einem Jahr vehement für eine resolute Zuwendung zur Photovoltaik ein, also zur direkten Stromerzeugung durch Umwandlung der Sonnenstrahlen. Zu kurz gekommen ist dabei gelegentlich die Rolle, die die Solarwärme spielen könnte und kann: Seit kurzem ist beispielsweise eine weitere Grossanlage auf Zürcher Stadtgebiet installiert (siehe Bild von der Sihlfeldstrasse im Kreis 5). Sie erzeugt mit Sonnenkollektoren der Firma Ernst Schweizer Metallbau (neuerdings mit integrierbaren Dachfenstern) Warmwasser / Heizungswärme für rund 300 Wohnungen. Eine Lösung, die noch für viele Dächer in der Region denkbar und ökonomisch viel versprechend ist.
Solare Wärmeerzeugung ist also nahe liegend. Dennoch ist auch die Photovoltaik weiter zu fördern, die Bedingungen der Solarstrombörse weiter zu verbessern, insbesondere solange sich die Bundespolitik schwer tut mit der Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV). Dann gibt es auch noch Biomasse als Energielieferanten (Stichwort Pelletheizung) – und schliesslich das heimische Wasserschloss, das weiterhin die Basis der inländischen Stromerzeugung bilden muss. Der (zugebenermassen teils umstrittene) Ausbau der Kapazität von Pumpspeicherkraftwerken schafft eine Basis, unregelmässig anfallenden Strom aus erneuerbaren Quellen (wie Sonne und auch Wind) zu speichern für Zeiten, da diese Quellen nicht zur Verfügung stehen. Gemäss «energia» der Zeitschrift des Bundesamts für Energie, beträgt deren Kapazität heute jene des grossen AKW’s in Leibstadt – und zugebaut wird noch einmal so viel (Axpo-Projekt Limmern im Linthtal).
Vollständige Energieunabhängigkeit vom Ausland ist eine unzeitgemässe Forderung: Wir sind es nicht in der Landwirtschaft (Selbstversorgung unter 60 Prozent) und wir werden es in absehbarer Zeit realistischerweise auch nicht bei der Energie sein. Was angesichts der internationalen Verflechtungen zudem kaum erstrebenswert ist – abgesehen davon, dass Atomenergie wegen des nötigen Rohstoffs Uran und der Zusammenarbeit bei der Wiederaufbereitung und Entsorgung niemals von Unabhängigkeit gesprochen werden kann. Also steht auch die Windenergie ganz oben auf der Optionenliste – deren Ausbau in der Nordsee geht jetzt mit Riesenschritten voran. Fazit: Das Aus für die Geothermie im Raume Zürich ist zwar bedauerlich (lässt diese andernorts voraussichtlich dennoch dampfen). Der Mix aller Erneuerbarer kann dennoch die Lösung der Energie- und CO2-Probleme bringen, nicht nur für ein atomfreies und CO2-armes Zürich. Vorausgesetzt allerdings, der politische Willen ist vorhanden und überwindet den Widerstand der alten Energielobby.
© Solarmedia
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