Freitag, 8. Januar 2010

Grösster Park Deutschlands

Der größte deutsche Solarpark im bayrischen Straßkirchen ist seit Weihnachten am Netz. Aber Grossanlagen haben auch ihre Gegner.

Mit einer installierten Leistung von 54 Megawatt Peak (MWP) ist es sogar der zweitgrößte Solarpark der Welt. Die Inbetriebnahme des Freiflächenanlage erfolgte noch rechtzeitig vor dem Jahreswechsel, so dass der Solarstrom über 20 Jahre hinweg noch mit 31,94 ct/kWh vergütet wird, anstatt der 28,75 ct/kWh, die für Freiflächenanlagen ab 2010 gelten.

Täglich wurden im Solarpark Strasskirchen rund 18.000 Module installiert. Das ermöglichte eine rekordschnelle Fertigstellung des Riesenprojekts.
Foto: Q-Cells SE


Ab sofort wird die Freiflächen-Anlage erwartete 60 Millionen Kilowattstunden jährlich einspeisen Das entspricht dem Stromverbrauch von 15.000 Haushalten. Errichtet wurde der 160 Millionen Euro teure Straßkirchener Solarpark von einem Joint Venture zwischen dem Solarzellenhersteller Q-Cells SE und dem US-amerikanischen Hersteller von Siliziumscheiben MEMC Electronic Materials Inc. Beide Unternehmen haben das Projekt gemeinsam bis zu einem Verkauf an einen Drittinvestor zwischenfinanziert. Zwischen der Verkündung der Joint-Venture-Gründung und der Fertigstellung des Solarparks sind gerade einmal rund fünf Monate vergangen.

Initiator des Leuchtturm-Projektes war der Straßkirchener Unternehmer Klaus Krinner (71), der anlässlich der Rekordbauzeit in einem Interview mit der Passauer Neuen Presse zu Recht stolz ist: „Weltweit ist wohl noch nie so schnell und so sauber ein Projekt in dieser Größenordnung gebaut worden.“ Kennen Sie Herrn Krinner? „Nie gehört“ werden Sie sagen, aber schauen Sie doch einmal, wer Ihren gerade wieder frei gewordenen Christbaumständer hergestellt hat. Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens begann mit der Erfindung des Christbaumständers mit „Rundum-Einseil-Technik“. Und wo Krinner gerade so viel Spaß am Erfinden von Befestigungssystemen hatte, erfand er auch noch gleich das „Schraubfundament“ für Freiland-Solaranlagen. Die überdimensionalen Erddübel werden maschinell punktgenau eingesetzt und halten ganz ohne Betonfundamente die Montageschienen der Solarpanels.

Im Solarpark Straßkirchen wurden auf einer Fläche von 135 Hektar, das entspricht 270 Fußballfeldern, 51.000 dieser Schraubfundamente gesetzt. Sie halten 225.000 multikristalline Solarmodule des sachsen-anhaltinischen Herstellers Q-Cells. Etwa 1.640 Tonnen Aluminium und rund 1.516 Tonnen Stahl wurden verbaut. Die Traggestelle wurden mit über 900.000 Schrauben und Muttern fixiert. Die immense Freifläche kaufte Krinner in Form des Gutes Gänsdorf von einer der größten Großgrundbesitzer Deutschlands, keiner geringeren als Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. Und auch aus der Heimatgemeinde gab es die nötige Unterstützung. „Schnell und unbürokratisch“ verlief das Genehmigungsverfahren für den Solarpark in der kleinen Kommune. Im Gemeinderat von Straßkirchen, einem Ort mit gerade einmal 3.482 Einwohnern, fielen alle Beschlüsse einstimmig. Auch in der Nachbargemeinde Stephansposching, in der ein kleiner Teil der Anlage liegt, ging es zügig. Vielleicht haben die in Aussicht gestellten Gewerbesteuereinnahmen die Entscheidung auch etwas beschleunigt.

Unter ökologischen Gesichtspunkten wurde die Großanlage so verträglich wie möglich gestaltet. Die Schraubfundamente versiegeln den Boden nicht. Bei der Befahrung des Geländes wurden speziell entwickelte Mehrachs-Fahrzeuge eingesetzt, die den Boden auch dank breiter Reifen nicht übermäßig verdichten. Zur Einbettung der Anlage in die Umgebung und als Sichtschutz wurden bereits 1.300 Bäume und 2.800 Sträucher gepflanzt. Im Laufe des Jahres folgen weitere 20.000 Gehölze.

Dass Großprojekte bei weiten nicht immer so harmonisch ablaufen, konnte die Fürstenfamilie von Thurn und Taxis jüngst selbst erfahren. Nachdem bekannt wurde, dass man auf Gut in Feldkirchen bei Straubing plane sogar 190 Hektar ihres Grundbesitzes in einen 65 MW-Solarpark umzuwandeln, liefen die Bürger der Nachbargemeinde Feldkirchen Sturm. Im Rahmen einer Unterschriftenaktion wurden schon 1.000 Proteststimmen gesammelt. Trotzdem stimmte Straubings Stadtrat nun für das Projekt. Die Straubinger könnten die zusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen von geschätzt einer Million jährlich sicher gut gebrauchen.

Quelle: Stromprinz.de

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