Donnerstag, 4. Januar 2018

D: Solar/Wind vor Kohle/Atom

Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE haben Daten zur Stromerzeugung in Deutschland im Jahr 2017 vorgelegt. Danach lag die Stromproduktion aus Solar- und Windenergieanlagen mit 140 Terrawattstunden in Summe erstmals vor Braunkohle, Steinkohle und Kernkraft. 

Die Windenergie wurde zur zweitstärksten Energiequelle nach der Braunkohle. Der Anteil aller erneuerbaren Energiequellen an der öffentlichen Nettostromerzeugung, d.h. dem Strommix, der tatsächlich aus der Steckdose kommt, lag bei ca. 38%. Photovoltaikanlagen speisten im Jahr 2017 etwa 38,4 Terrawattstunden in das öffentliche Netz ein. Die Produktion hat sich gegenüber dem Vorjahr um ca. 0,4 Terrawattstunden (TWh) bzw. 1% erhöht, lag aber noch unter dem Wert von 2015 (38,7 TWh). Die installierte PV-Leistung lag Ende Oktober bei ca. 42,7 Gigawatt (GW). Der Zubau bis Oktober 2017 beträgt ca. 2 GW. Die maximale Solarleistung betrug ca. 28 GW am 27.05.2017 um 13:00 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt kamen 42% der gesamten Stromerzeugung aus Photovoltaik. Im Juni 2017 war die monatliche Stromerzeugung von PV-Anlagen höher als von Steinkohlekraftwerken.

Die Windenergie produzierte im Jahr 2017 ca. 104 TWh und lag dabei mehr als 30% über der Produktion des Vorjahres (78,6 TWh). Die Windenergie lag damit erstmals als zweitstärkste Energiequelle vor der Steinkohle und der Kernenergie, aber noch hinter der Braunkohle. In zehn Monaten übertraf die Windstromproduktion die Erzeugung aus Steinkohle und aus Kernenergie. Die maximal erzeugte Leistung betrug ca. 40 GW am 28.10.2017 um 20:15 Uhr. Der Anteil von onshore Wind betrug ca. 85 TWh, 20 TWh mehr als in 2016. Offshore Wind konnte die Produktion von 12 TWh in 2016 auf über 17,4 TWh in 2017 steigern. Ende Oktober 2017 lag die installierte Leistung von onshore Wind bei 50 GW und von offshore Wind bei 5,3 GW. 

Die Wasserkraft produzierte ca. 20,9 TWh und liegt damit ungefähr auf dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. Die Produktion war im Januar mit 1 TWh am Geringsten und im Mai mit 2 TWh am Höchsten. Aus Biomasse wurden ca. 47 TWh produziert. Die Produktion liegt auf dem Niveau des Vorjahres. In Summe produzierten die Erneuerbaren Energiequellen Solar, Wind, Wasser und Biomasse im Jahr 2017 ca. 210 TWh. Sie liegen damit 15% über dem Niveau des Vorjahres mit 182 TWh und erreichen einen Anteil von ca. 38% an der öffentlichen Nettostromerzeugung. Der Anteil an der gesamten Bruttostromerzeugung einschließlich der Kraftwerke der „Betriebe im verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden“, die für den Eigenverbrauch produzieren, liegt bei ca. 35%. 

Nettostromerzeugung zur öffentlichen Stromversorgung 2017




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© Foto Foto Fraunhofer ISE, Grafik: B. Burger, Quelle: https://www.energy-charts.de/energy_pie_de.htm
Die Grafik zeigt die Nettostromerzeugung aus Kraftwerken zur öffentlichen Stromversorgung. Die Erzeugung aus Kraftwerken von „Betrieben im verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden“, d.h. die industrielle Erzeugung für den Eigenverbrauch, ist bei dieser Darstellung nicht berücksichtigt.
Die Nettostromproduktion aus Kernkraftwerken betrug ca. 72 TWh und lag damit 10% unter dem Vorjahresniveau. Gründe für den Rückgang sind hauptsächlich längere Reparatur- und Wartungsarbeiten. Zum 31.12.2017 wurde das Kernkraftwerk Gundremmingen B endgültig abgeschaltet. Braunkohlekraftwerke produzierten ca. 134 TWh netto. Das sind ca. 1 TWh bzw. 0,7% weniger als 2016. Insbesondere bei hoher Windeinspeisung haben sie ihre Leistung stärker als in früheren Jahren gedrosselt. Nach wie vor sind Braunkohlekraftwerke aber noch unflexibel in ihrer Reaktion auf die hohe Einspeisung von Erneuerbaren Energien. Die Nettoproduktion aus Steinkohlekraftwerken betrug 83 TWh und sank damit um 17 TWh gegenüber Jahr 2016.



Gaskraftwerke haben ca. 46 TWh netto für die öffentliche Stromversorgung produziert. Sie lagen damit etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Zusätzlich produzierten Gaskraftwerke im Bergbau und Verarbeitenden Gewerbe ca. 20 bis 25 TWh für den industriellen Eigenbedarf. 

Im Jahr 2017 wurde ein Exportüberschuss von ca. 50 TWh erzielt. Dieser Wert liegt ungefähr auf dem Niveau von 2016. Der Großteil der Exporte floss in die Schweiz (16,6 TWh), die hauptsächlich als Transitland nach Italien dient. Auf Rang zwei folgt Österreich mit 14,7 TWh. Die Niederlande auf Platz drei und Polen auf Rang vier fungieren hauptsächlich als Transitländer. Deutschland importierte deutlich weniger Strom aus Frankreich als in den vergangenen Jahren, weil einige französische Kernkraftwerke aus Sicherheitsgründen zeitweise abgeschaltet wurden. Deutschland dient als Transitland für französischen Strom und leitet diesen an die Nachbarländer weiter. Die durchschnittlich exportierte Leistung betrug ca. 5,7 GW. Das entspricht der Leistung von fünf Kernkraftwerken. Während ca. 8200 Stunden des Jahres 2017 (93,7%) wurde Strom exportiert und an ca. 500 Stunden (6,3%) wurde Strom importiert. 

Für den Außenhandel mit Strom liegen bisher nur Zahlen von Januar bis einschließlich Oktober 2017 vor. In dieser Zeit wurden ein Exportüberschuss von 41 TWh und Einnahmen im Wert von 1,39 Mrd. Euro erwirtschaftet. Eingeführter Strom kostete durchschnittlich 38,07 Euro/MWh, ausgeführter Strom 35,48 Euro/MWh. Der durchschnittliche volumengewichtete Day-Ahead Börsenstrompreis liegt mit 32,89 Euro/MWh etwas über dem Wert des Vorjahres von 28,78 Euro/MWh.

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