Samstag, 19. August 2017

Solar billiger als Kohle

In Indien werden derzeit noch rund 80 Prozent des Stroms in fossilen Kraftwerken erzeugt. Das soll sich ändern, denn der Ausbau der Erneuerbaren ist nicht nur politisch gewünscht, sondern inzwischen auch günstiger.

Noch dominiert Kohle die Stromerzeugung in Indien. Kohlekraftwerke mit einer Leistung von über 194.000 Megawatt (MW) sorgen in ganz Indien für Strom. Das sind fast 60 Prozent der indischen Stromerzeugungskapazitäten. Die Photovoltaik kommt bereits auf fast 14.000 MW und soll bis 2020 nach den Regierungsplänen auf 100.000 MW ansteigen. Inzwischen ist Solarstrom günstiger als Kohlestrom, sodass der größte Kohleproduzent des Landes Medienberichten zufolge fast 100 Kohleminen schließen wird. 

Coal India, der größte Kohleproduzent in Indien und weltweit, soll in den nächsten zwei bis drei Jahren insgesamt fast 100 der knapp 400 Kohleminen schließen. In diesem Jahr sollen bereits 37 Minen den Betrieb beenden, berichtet The Economic Times. Bereits im vergangenen Jahr habe Coal India, als größter Kohleproduzent für über 80 Prozent der Kohle in Indien verantwortlich, insgesamt 15 Minen geschlossen. Grund ist die fehlende Wirtschaftlichkeit der Produktionsstätten. Nach einer Studie aus dem vergangenen Jahr verfüge das Unternehmen über 15 wirklich hocheffiziente Minen und über weitere 90 Minen, die wirtschaftlich gemacht werden könnten. Die Kohlestromerzeugung bekommt zunehmend Konkurrenz durch erneuerbare Energien.

Solarstrom ist inzwischen günstiger geworden als Kohlestrom. Das zeigen die Ergebnisse aktueller Solarkraftwerks-Auktionen. Bei einer Photovoltaik-Ausschreibung mit einem Umfang von 500 MW im zweiten Quartal 2017 ist mit 2,44 indische Rupien (etwa 3,1 Eurocent) je Kilowattstunde (kWh) der günstigste Tarif für Solarprojekte überhaupt erzielt worden. Da kann auch die Kohleverstromung nicht mehr mithalten. Wie das Portal Quartz India berichtet, verkauft der größte Stromerzeuger Indiens, NTPC, den Strom aus den Kohlekraftwerken für 3,20 Rupien je kWh. 

Dennoch könnte der rasante Solarausbau in Indien ins Straucheln geraten. Darauf weist das Beratungsinstitut Mercom India Research hin. So sei die Einführung der sogenannten „Goods und Service Tax“, die eine umfassende Reform des gesamten Umsatzsteuersystems darstellt, zwar wie angekündigt umgesetzt worden, doch die Regelungen würden immer noch für viel Verwirrung sorgen. Im Photovoltaik-Bereich sei unklar, auf welche Komponenten einer PV-Anlage die verschiedenen Steuersätze anzusetzen sind. Zudem wollen die Versorger die Vergütungstarife für Solarstrom weiter drücken, was laut Mercom India Research bereits zu Projektverzögerungen führt. 

1 Kommentar:

  1. Interessant. Allerdings sollten wir uns nicht zuerst an die eigene Nase fassen. Für die meisten geht es bei Solaranlagen darum, was sie sparen können. Es sollte aber doch erstmal darum gehen, was ich mit meiner Investition für die Umwelt tun kann

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