Die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) standen lange Jahre im Ruf, in Bezug
auf Erneuerbare Energien nicht gerade innovativ zu sein. Doch das hat sich
unterdessen schon fast klammheimlich ins Gegenteil verkehrt: Sie präsentieren sich plötzlich gar als Vorreiter von europäischem Format: In Volketswil entsteht eine der mutmasslich grössten Speicherbatterien des Kontinents.
Modell des in Volketswil geplanten Speichers - Bild: EKZ |
In schlechter Erinnerung steht etwa, dass die EKZ unter Einfluss von SVP-Regierungsrat Markus Kägi einst eine Solaranlage auf dem Dach der Universität Zürich partout verweigerten. Doch dann schienen sich die Angestellten zu emanzipieren – oder vielleicht realisierten sie ganz einfach, dass ihr Unternehmen dereinst gar nicht weiter bestehen könnte, würde es sich gegen den Lauf der Zeit stemmen. Als ersten und bereits erwähnenswerten Schritt lancierten sie auf dem Dach des Hauptsitzes in Dietikon eine weitherum anerkannte Testanlage für Solarmodule. Diese ergab übrigens im Lauf der Zeit, dass der mittlere Solarstromertrag in der Schweiz übers Jahr gerechnet höher liegen dürfte als zuvor angenommen – auf jeden Fall deutlich über den als Norm angenommenen 1000 Kilowattstunden (KWh) pro Kilowatt Leistung.
Vor fünf Jahren wurde ebenfalls in Dietikon auch ein erster Grossspeicher in Betrieb genommen, in Assoziation mit dem weltweit tätigen schweizerisch-schwedischen Techno-Konzern ABB und mit der damals beachtlichen Leistung von einem Megawatt (MW). Und jetzt also das: am Donnerstag haben die EKZ bekannt gegeben, einen Grosspeicher mit einer Maximalleistung von 18 Megawatt zu errichten. Mit dieser Grossbatterie machen die EKZ gemäss eigenen Angaben das Stromnetz fit für die Energiezukunft.
Der Batteriespeicher soll Anfang 2018 in Betrieb gehen und eine Speicherkapazität von rund 7,5 Megawattstunden zur Verfügung stellen. Das ist genügend Strom, um 600 durchschnittliche Vierpersonenhaushalte einen Tag lang zu versorgen. Im Betrieb wird die neue Grossbatterie allerdings nicht direkt für die Stromversorgung genutzt. «Der Speicher wird Regelenergie für die nationale Netzgesellschaft Swissgrid zur Verfügung stellen und damit zur Stabilisierung des Stromnetzes von Lissabon bis Istanbul beitragen», erklärt Marina González Vayá, Fachspezialistin Smart Grid bei den EKZ. In anderen Worten: Die Batterie liefert Strom, wenn im Netz zu wenig vorhanden ist. Und sie bezieht Storm, wenn es im Netz zu viel davon hat. Konkret wird die Batterie für die nationale Netzgesellschaft Swissgrid Regelenergie liefern. Sie wird also dazu beitragen, Schwankungen im kontinentaleuropäischen Stromnetz auszugleichen. Und gemäss González sei die Wirtschaftlichkeit durchaus gegeben, ja sie stehe bei diesem Projekt im Zentrum. Denn die Vermarktung von Regelenergie sei aufgrund bisheriger Erfahrungen auch wirtschaftlich interessant.
Das neue Batteriespeichersystem wird auf dem Gelände des EKZ Unterwerks Volketswil realisiert. Das Unterwerk wurde erst kürzlich neu gebaut. Gewisse Infrastrukturen des alten Unterwerks können für den Batteriespeicher genutzt werden. Zudem ist Volketswil bezüglich Leistungskapazität ein guter Standort im EKZ Netz. Die für die Realisierung benötigten Bewilligungen von der Gemeinde Volketswil und vom Eidgenössischen Starkstrominspektorat (ESTI) liegen vor. Die EKZ haben bereits fundierte Erfahrung mit dem Betrieb und der Integration von Batteriespeichern und sind in diesem Bereich in der Schweiz führend. Seit über fünf Jahren betreiben sie am Standort Dietikon einen 1-Megawatt-Batteriespeicher, der zuverlässig Primärregelenergie liefert. Mit der nun geplanten Grossbatterie leisten die EKZ einen weiteren Beitrag für das Stromnetz der Zukunft. «Immer mehr erneuerbare Energiequellen speisen Strom unvorhersehbar ins Netz ein», sagt Michael Koller, Leiter Technologiemanagement bei den EKZ. «Um die Netzstabilität zu gewährleisten, gewinnen solche dezentralen Speichermöglichkeiten immer mehr an Bedeutung.»
Das nun geplante
Batteriespeichersystem ist das grösste der Schweiz. Die Batterie hat mehr als
die zehnfache Speicherkapazität und mehr als die siebzehnfache Leistung des
bestehenden EKZ Speichers in Dietikon, braucht allerdings nur dreimal so viel
Platz. Die Batterie wird in drei Containern untergebracht. Lieferantin des
Speichers ist NEC Energy Solutions.
SRF-Interview mit der Projektverantwortlichen Marina González Vayá
SRF-Interview mit der Projektverantwortlichen Marina González Vayá
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