Samstag, 8. Februar 2020

Neue Variante für die Stromspeicherung

Der Verzicht auf Kernkraftwerke und der Ausbau von Solar- und Windenergie führen dazu, dass die Stromproduktion volatiler wird. Damit Strom dann zur Verfügung steht, wenn er gebraucht wird, braucht es neue Speichersysteme. So die Synthese des NFP-70-Verbundprojekts "Stromspeicherung über adiabatische Druckluftspeicherung".

Druckluftspeicher decken einen Leistungs- und Kapazitätsbereich ab, der dem von Pumpspeichern ähnelt, bieten aber im Vergleich einige Vorteile.
Eine vielversprechende Technologie ist die adiabatische Druckluftspeicherung. Sie nutzt überschüssigen Strom aus Solar- und Windanlagen, um Umgebungsluft zu komprimieren und diese in einem unterirdischen Hohlraum zu speichern. Bei Bedarf wird die komprimierte Luft wieder expandiert; sie treibt dabei eine Turbine an und erzeugt wieder Strom. Da die bei der Komprimierung entstandene Wärme genutzt wird, beträgt die Effizienz 65 bis 75 Prozent; das ist ein ähnlicher Wert wie jener, den Pumpspeicher erreichen. Auch die Umweltverträglichkeit von Druckluftspeichern ist, gemessen am Treibhausgaspotenzial und an Schäden an Ökosystemen, vergleichbar mit jener von Pumpspeichern.

Druckluftspeicher sind technisch machbar. Wichtige Komponenten wie Turbomaschinen und Wärmespeicher sind entweder bereits auf dem Markt erhältlich oder wurden in einer Pilotanlage erprobt. Der Bau von Hohlräumen ist zudem durch die Erfahrungen im Tunnel- und Kavernenbau ausgereift. Adiabatische Druckluftspeicher sind also eine effiziente, umweltverträgliche und technisch machbare Speicherlösung. Wegen der hohen Kapitalkosten sowie der unklaren wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen ist allerdings ungewiss, ob sie wirtschaftlich sein können.

 

Empfehlungen

Bezüglich adiabatischer Druckluftspeicherung liegen die Fakten auf dem Tisch: Die Technologie ist umweltverträglich, effizient und sicher. Um ihr zum Durchbruch zu verhelfen, braucht es aber weitere Massnahmen, vor allem seitens der Politik, der Energieversorger und der Verbände:
  • Die Politik muss klare wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen schaffen – und eine "Energiespeicherstrategie 2050" ausarbeiten.
  • Verbände müssen aktiver und koordiniert vorgehen, um Politik, Wirtschaft und Bevölkerung über Energiespeicher zu informieren. Zudem sollten sie von der Politik klare wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen für Energiespeicher fordern.
  • Energieversorger sollen von der Politik klare wirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen verlangen – und die Forschung und Entwicklung neuer Speichertechnologien unterstützen.
  • Die Bevölkerung muss besser über Energiespeicher informiert werden. Die Informationskampagne soll die gesellschaftliche Akzeptanz von Energiespeichern erhöhen.

1 Kommentar:

  1. "Wegen der hohen Kapitalkosten ...": Versteckt und etwas verklausuliert... Im Klartext heisst das, dass adiabatische Lösungen nicht finanzierbar sind bzw. zu exorbitanten Speicherkosten führen. Die Rahmenbedingungen, die in den Empfehlungen gleich 3 von 4 Lemmas belegen, können ebenfalls im Klartext nur massive Subventionenen oder vergleichbare öffentliche Vorteile bedeuten. Dabei sind adiabatische Lösungen funktional quasi mit Pumpspeicherkraftwerken identisch, die weit billiger sind. Zur saisonalen Speicherung, dem wirklichen Problem, das gelöst werden sollte, können beide nichts beitragen.

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