Mittwoch, 2. Juli 2014

Juwi muss Stellen abbauen

Juwi gilt als DAS Vorzeigeunternehmen der Erneuerbare-Energien-Branche. Der deutsche Anlagenbauer wurde in den vergangenen Jahren wiederholt auch als hervorragender Arbeitgeber ausgezeichnet - und nun kommt der Hammer selbst für Juwi, ein Stellenabbau um 400 Arbeitsplätze scheint gemäss Mitteilung des Unternehmens unausweichlich, um das Unternehmen flexibel und zukunftssicher aufzustellen. 


Mit einem umfangreichen Restrukturierungs- und Kostensenkungsprogramm will der  Vorstand der juwi - Gruppe (im Bild der Hauptsitz in Wörrstadt) das Unternehmen auf die sich abzeichnenden Veränderungen auf den  Energiemärkten  vorbereiten. „Wir müssen erkennen, dass auf vielen unserer  Kernmärkte die Einsicht in die  Notwendigkeit von Klimaschutzmaßnahmen an Bedeutung  stark abgenommen hat “, so die bei den Gründer und Vorstände Fred Jung und Matthias Willenbacher.  Die juwi-Gruppe , die von  ihren Gründern in den vergangenen 18 Jahren zu einem erfolgreichen Unternehmen der Energiebranche mit  etwa 1.500 Mitarbeitern gewachsen  ist , will sich künftig  auf die beiden Bereiche  Projektentwicklung und  Betriebsführung konzentrieren und  weitet die bereits seit 2012 eingeschlagene Neuausrichtung des  Unternehmens  aus .

„Ein robustes und zukunftssicheres Geschäftsmodell ist im aktuellen Umfeld nur mit drastischen  Weichenstellungen zu erreichen. So schmerzhaft die  jetzigen  Maßnahmen auch sind: Wir haben angesichts der  widrigen Umstände keine Alternative “, so Willenbacher und Jung weiter. So  wird  zum Beispiel die nun weitgehend beschlossene Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) den Ausbau der erneuerbaren  Energien (EE)  entgegen der klimapolitischen Notwendigkeit  eben gerade nicht beschleunigen.  Der Bioenergie-Ausbau wird nahezu zum Erliegen kommen, und  die sogenannte Stichtagsregelung für Windenergie - Projekte  hat  dem Markt  vorübergehend  das Vertrauen entzogen. „Wir wissen, dass wir mit  diesen Maßnahmen  eine Zäsur in der bisherigen Firmengeschichte herbeiführen“,  erläutern die beiden juwi-Eigentümer Matthias Willenbacher und Fred Jung.

„ Wir sehen  aber keine Alternative  zu diesen gravierenden und für viele Mitarbeiter und Freunde des Unternehmens schmerzhaften Maßnahmen,  wenn wir unsere Zukunft sichern wollen.“ Experten sind sich weitgehend einig, dass die Maßnahmen  zum Klimaschutz und zum Ausbau erneuerbarer Energien weltweit beschleunigt werden müssen.  Zuletzt hatte  der renommierte britische Ökonom Sir Nicholas Stern in einer neuen Studie gewarnt, dass  der Klimawandel  größere ökonomische Schäden anrichten könnte als bisher gedacht. Gute Gründe also, den Ausbau der  erneuerbaren Energien voranzutreiben.

Zum Hintergrund
  • 2012 hat die damalige schwarz-gelbe Bundesregierung den Ausstieg aus der solaren Stromerzeugung  eingeleitet. Deshalb richten wir uns seit 2012 aufgrund dieser ständig neuen politischen Vorgaben im  Bereich der Förderung erneuerbarer Energien kontinuierlich  neu aus; auch mit der Unterstützung von  externen Experten und im engen Austausch mit unseren Geschäfts - und Finanzierungspartnern.
  • Was wir nun tun ist folglich ein Resultat der Energiewende: Die Rahmenbedingungen haben sich sehr  drastisch verändert, vor allem in einem (ehemaligen) Kernsegment der juwi - Gruppe, dem Bau großer  Solaranlagen in Deutschland. Ein Marktsegment „großflächige Solaranlage“ gibt es seit letztem Jahr so  gut wie nicht mehr in Deutschland. Generell wird der gesamte Photovoltaik - Markt nach Einschätzung von Experten deutlich zusammenbrechen: Die Installationszahlen der gesamten Branche 2014 werden  sich gegenüber 2012 voraussichtlich auf ein Viertel reduzieren.
  • Wir haben festgestellt, dass die bisher eingeleiteten Maßnahmen nicht ausreichen, um langfristig  profitabel zu wirtschaften und flexibel auf Marktveränderungen reagieren zu können. Dabei hatten wir  lange darauf vertraut, dass sich die Bedingungen für erneuerbare Energien in Deutschland und im  europäischen Ausland wieder verbessern werden. Spätestens mit den Anfang des Jahres von Wirtschaftsminister Gabriel vorgestellten ersten Eckpunkten zur EEG - Novelle mussten wir erkennen,  dass sich der Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland nicht beschleunigen wird. Deswegen ist eine weitere Neuausrichtung unumgänglich.

1 Kommentar:

  1. Es ist schon erstaunlich, wieviele deutsche Solarunternehmen ins Schleudern geraten oder wie Juwi Leute entlassen müssen.

    Die dt. Regierung sollte von dem Zick-Zack-Kurs absehen.

    Aber es ist typisch für ein Land, in welchem Gesetze sogar rückwirkend (!) geändert werden dürfen, wie z. B. bei Steuergesetzen x-mal geschehen.

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