Dienstag, 29. Juli 2014

Mehr als ??? bei Solarworld

Einst Highflyer der Solarbranche, dann wie viele andere (vor allem deutsche) Solarunternehmen vom Branchentod bedroht - unterdessen wieder auferstanden. Dank oder trotz Firmengründer Frank Asbeck ist Solarworld wieder im Kampf um einen Platz an der Solarfront - Fragezeichen aber bleiben betreffs Vergangenheit und Zukunft.
 
Es war nicht das erste Mal, dass der Solarworld-Chef (im Bild in jugendlicheren Zeiten), im Branchenslang als Sonnenkönig bezeichnet, für das Porträt einer grossen deutschen Fernsehanstalt hinhalten musste. Das Ergebnis dürfte sich Asbeck anders vorgestellt haben. Als zum Schluss des Hintergrundfilms bei der ARD am späten Montagabend in einem Interview Ungereimtheiten bei der Sanierung des Unternehmens zur Rede kommen, verlässt Asbeck enerviert den Interviewtermin.

So bleiben, neben einem unangenehmen Nachgeschmack, vor allem offene Fragen. Zur Sache hier nur so viel (eine ausführliche Darstellung würde wohl eher langweilen): Solarworld war eines der ersten erfolgreichen Unternehmen, das Photovoltaik-(PV)-Module zur Generation von Solarstrom weltweit und im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts sehr erfolgreich verkaufen konnte. In der Folge explodierte der Börsenkurs des seit rund zehn Jahren kotierten Unternehmens. Was viele KleinanlegerInnen reich und vor allem den Firmengründer sehr reich machte. Noch heute, nach dem Niedergang wegen der chinesischen Konkurrenz einerseits, vielleicht auch wegen verpasster Innovationen andererseits, soll Asbeck ein Vermögen von rund 500 Millionen Euro sein Eigen nennen.

Das wurde auch nicht geschmälert, als die Kapitalbasis von Solarworld vergangenes Jahr praktisch auf Null abgeschrieben werden musste, um in der Folge neues Kapital an Bord zu holen. Der Clou bei der Sache - Asbeck hatte seine Aktien schon vorher verkauft. Als ihm die TV-Macher indirekt Insiderhandeln vorwarfen (also das Ausnützen firmeninternen Wissens als Vorsprung gegenüber den sonstigen Aktionären) platzte dem umtriebigen Asbeck der Kragen. Für Unstimmigkeit sorgte auch, dass just in diese Zeit der millionenteure Kauf einer schlossähnlichen Liegenschaft fiel.

So bleibt vorderhand zumindest die Sache mit dem Insiderwissen ungeahndet - offen aber auch, warum da kein Gericht ermittelt. Ebenso, ob die hauptsächlich von Asbeck sowohl in den USA wie in Deutschland geforderten Dumping-Massnahmen gegen billige PV-Module aus China ihr Ziel erreichen werden. 

Derzeit spricht man bei Solarworld zwar von einem Markt, der wieder Fahrt aufgenommen hat. Gleichzeitig drohen dem Unternehmen aber auch noch Nachforderungen aus unerfüllten Verträgen bei der Beschaffung von Rohstoffen - mit offenem Ende. Und auch der Geschäftserfolg lässt wohl länger auf sich warten, als man das ursprünglich kommunizierte. Heisst es doch in der am Dienstag publizierten Mitteilung zum Halbjahresergebnis etwas verklausuliert: «Wenn sich der Absatz im 2. Halbjahr 2014 wie im bisherigen Jahresverlauf weiter in Richtung Modulliefergeschäft verschiebt, dann ist es aus heutiger Sicht wahrscheinlich, dass das Ziel, den Konzernumsatz im Jahr 2014 auf mehr als 680 Mio. € zu steigern, nicht voll erreicht wird.» Da wundert auch nicht, wenn das Anlegermagazin «Der Aktionär» folgert: «Selbst auf dem drastisch reduzierten Niveau ist die Solarworld-Aktie nicht wirklich günstig.»

Quellen:
TV-Reportage unter: http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/wdr/sonnenkoenig-100.html
http://www.wiwo.de/unternehmen/industrie/photovoltaikkonzern-solar-world-nach-schuldenschnitt-im-aufschwung/9969920.html
http://www.deraktionaer.de/aktie/solarworld--jugendsuenden-belasten-71860.htm

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