Die Idee ist so bestechend, dass erstaunt, wieso sie nicht längst
umgesetzt wurde: Eine Fassade mit Sonnenschutz und Photovoltaikanlage in
einem. Möglich hat es nun die Mobiliar zusammen mit GWJ Architektur AG
bei einem ihrer Berner Bürogebäude aus den 1980ern gemacht. Jetzt ist
die Sanierung an der Monbijoustrasse 68 abgeschlossen - ein Eigenbeschrieb des Berner Versicherungsunternehmens.
«Von Anfang an stand fest, dass wir zukunftsgerichtet umbauen wollen»,
sagt Markus Wyss, Leiter Immobilien der Mobiliar. Das Bürogebäude an der
Monbijoustrasse 68 in Bern, wenige hundert Meter vom Hauptsitz der
Mobiliar entfernt, musste gesamtsaniert werden – nicht nur wegen dem
verblichenen Charme aus den frühen 1980er-Jahren. Die Idee: Die
Gebäudehülle soll vor der Sonne schützen und gleichzeitig Strom
produzieren. Allerdings war kein Anbieter zu finden, der dieses Vorhaben
umsetzen konnte. Auf eine bereits ausgeführte Lösung konnten die
Planer, GWJ Architektur AG und Ingenieurbüro Hostettler, sowie Bauherrin
Mobiliar nicht zurückgreifen.
«Kein Grund, aufzugeben», sagt Markus Wyss. Im Gegenteil: Die Mobiliar
wollte mithelfen, eine sinnvolle Technologie weiterzuentwickeln und
Innovation zu ermöglichen. Für diese Vision brauchte es neue Wege. Es
sollte ein Leuchtturmprojekt werden, das neue Möglichkeiten aufzeigt. «Für die Umsetzung der Vision der Bauherrschaft liessen wir uns von
erprobten Elementen inspirieren, welche wir neu kombiniert interpretiert
haben», sagt Architekt Daniel Meyer von der GWJ Architektur AG in Bern.
Eine der grössten Herausforderungen war, dass die klassischen
kristallinen Solarzellen für die Stromproduktion zwar sehr effizient,
aber nicht transparent sind – für die Fassade also ungeeignet. Deshalb
wurden die Zellen ausgelasert, allerdings mit unbefriedigendem Resultat:
Die Beschattung war ungenügend. Als tauglich erwiesen sich schliesslich
Dünnschichtzellen auf der Basis von amorphem Silizium. Diese eigens für
dieses Gebäude entwickelten Glaslamellen produzieren genügend Strom und
sind gleichzeitig lichtdurchlässig, ähnlich einer Sonnenstore. Aus den Glaslamellen, geschosshoch und 45 cm breit, besteht nun die
gesamte Fassade des Bürogebäudes. Die Lamellen drehen sich nach dem
Sonnenstand und verändern so laufend die Gebäudeansicht. Vor allem aber
bieten sie optimalen Sonnenschutz und erreichen den grösstmöglichen
Wirkungsgrad für die Stromproduktion. Bei Heizbetrieb im Winter stehen
die Lamellen senkrecht und bewegen sich nicht.
Die Produktion der Fassadenanlage ergänzen handelsübliche kristalline
Photovoltaikmodule auf dem Flachdach. Die vor Ort gewonnene Energie von
rund 100‘000kWh wird auch gleich dort verbraucht: Sie deckt knapp 40%
des Bedarfs des Gebäudes. Das Bürogebäude, auch innen erneuert, bietet
rund 400 moderne Arbeitsplätze. Genutzt werden sie von der Mobiliar
selbst, grösstenteils von der Informatikabteilung. «Wir haben zwar nicht den einfachsten Weg gewählt für diese
Gesamterneuerung», sagt Markus Wyss. «Aber einen, der in die Zukunft
führt.»
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