Die S.A.G. Solarstrom AG hat am Freitag Insolvenz angemeldet. Angesichts
nicht zeitgerecht erfolgter Mittelzuflüsse in Höhe von über 20 Mio. €
und des seit dem 29. November 2013 erwarteten operativen Verlustes waren
Refinanzierungsgespräche mit Banken, Finanzdienstleistern und weiteren
Gläubigern sowie Investoren geführt worden.
In den Gesprächen gelang es
jedoch nicht, zeitnah die entstandene Liquiditätslücke zu schließen und
damit eine fristenkongruente Zahlung von Verbindlichkeiten zu
gewährleisten. Die S.A.G. Solarstrom AG (im Bild der Firmensitz in Freiburg i.Br. ist damit zahlungsunfähig,
obwohl bilanziell keine Überschuldung vorliegt. Damit kann auch die am
16. Dezember 2013 fällige Zinszahlung für die Unternehmensanleihe (ISIN:
DE000A1E84A4, WKN: A1E84A) nicht bedient werden. Die
Unternehmensgruppe wird in dem angestrebten Insolvenzverfahren in
Eigenverwaltung in den nächsten drei Monaten gemeinsam mit einem
vorläufigen Sachwalter ein Restrukturierungskonzept erarbeiten, bei dem
die Gläubiger eng eingebunden werden. Ziel ist ein zukunftsfähiges
Konzept zur Fortführung der Unternehmensgruppe.
„Innerhalb
von noch nicht einmal vier Wochen waren wir mit einer Situation
konfrontiert, die für uns so in keiner Weise absehbar war“, so Dr. Karl
Kuhlmann, Vorstandsvorsitzender der S.A.G. Solarstrom AG. „Wir hatten
Mittelzuflüsse aus dem Closing des Verkaufs von deutschen
Photovoltaik-Projekten, aus dem Closing eines italienischen Projekts mit
7 Photovoltaik-Anlagen und aus einem Darlehen, das wir einer
italienischen Projektgesellschaft gewährt hatten, für November und
Dezember fest eingeplant. Sie haben sich aus ganz unterschiedlichen
Gründen verzögert. Insgesamt fehlt eine Summe von über 20 Mio. €. Diese
signifikante Liquiditätslücke konnten wir trotz aller Anstrengungen
nicht schließen.“
Bei
dem Closing des Verkaufs deutscher Projekte war die S.A.G. Solarstrom
AG im Jahresverlauf bereits von den Insolvenzen eines Modullieferanten
und einiger Dienstleister betroffen. Die Insolvenz des Modullieferanten
führte dazu, dass Bankenfinanzierungen für Projekte in Frage gestellt
oder abgesagt wurden. Alternative, von Banken akzeptierte
Versicherungslösungen waren nicht darstellbar. Auch bezüglich der
Dienstleister mussten Alternativlösungen gefunden werden und es musste
in erheblichem Umfang nachgearbeitet werden. Beides verzögerte das
Closing des Verkaufs dieser Anlagen und damit auch den geplanten
Mittelzufluss im hohen einstelligen Millionenbereich.
Im
Verlauf der zweiten Novemberhälfte stellte sich heraus, dass ein für
November erwarteter Mittelzufluss im mittleren einstelligen
Millionenbereich voraussichtlich erst im Jahresverlauf 2014 erfolgen
wird. Hier ließ sich das Closing des Verkaufs eines italienischen
Anlagenportfolios wegen einer rechtlichen Auseinandersetzung mit dem
Netzbetreiber nicht realisieren. Eindeutige Beurteilungen
durch externe Rechtsanwälte des Finanzierers zugunsten der
Projektgesellschaft stellten das Closing nicht in Frage.
Außerdem
stand Anfang Dezember endgültig fest, dass sich auch ein Mittelzufluss
an die S.A.G. Solarstrom AG im mittleren einstelligen Millionenbereich
aus einem Darlehen, das einer italienischen Projektgesellschaft gewährt
worden war, deutlich verschiebt. Der Darlehensrückfluss wird nun aus
formaljuristischen Gründen frühestens zum Ende des ersten Quartals 2014
erwartet. Auch hier lag ein externes Rechtsgutachten vor, das die
gegenteilige Rechtsauffassung bescheinigte.
Die
S.A.G. Solarstrom AG war bis zum 29. November 2013 davon ausgegangen,
die Prognose für das Geschäftsjahr mit einem positiven operativen EBIT
und einem Installations- und Absatzvolumen von mehr als 117 MWp zu
erreichen. Zu diesem Zeitpunkt dauerten Vertragsverhandlungen über die
Umsetzung einer Projektpipeline im dreistelligen MWp noch an.
Organisatorisch wäre jedoch nicht mehr das ganze, aus dieser
Projektpipeline für 2013 geplante Installationsvolumen umsetzbar
gewesen. Am 5. Dezember musste die S.A.G. Solarstrom AG dann das
Scheitern der Vertragsverhandlungen bekannt geben, da keine
Verhandlungslösung hinsichtlich der geforderten Bürgschaften zu erzielen
gewesen war. Diese hätten für die S.A.G. Solarstrom AG – insbesondere
vor dem Hintergrund der verzögerten Mittelzuflüsse – eine
unverhältnismäßig hohe Kapitalbindung dargestellt.
In
dem beantragten Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung wird die S.A.G.
Solarstrom AG in den nächsten drei Monaten gemeinsam mit dem vorläufigen
Sachwalter und dem vorläufigen Gläubigerausschuss ein tragfähiges
Restrukturierungskonzept erarbeiten.
Die
S.A.G. Solarstrom AG ist herstellerunabhängiger Anbieter von individuell für den Kunden
konfigurierten, qualitativ hochwertigen Photovoltaik-Anlagen. Die
Unternehmensgruppe errichtet national und international effiziente
Anlagen in allen Größenordnungen. Mit eigenen Anlagen produziert das
Unternehmen nachhaltig Solarstrom. Zum Leistungsportfolio der S.A.G.
Solarstrom AG gehören außerdem Dienstleistungen rund um den gesamten
Lebenszyklus von Photovoltaik-Anlagen, darunter Prognose- und
Energieservices, Ertragsgutachten, Fernwartung und Instandhaltung sowie
Versicherung und Finanzierung. Der Konzern bietet damit eine umfassende
Photovoltaik-Wertschöpfungskette vom Ertragsgutachten über Planung, Bau,
Betrieb, Überwachung bis hin zu Optimierung, Repowering oder Rückbau. Das
Unternehmen wurde 1998 gegründet und zählt zu den Pionieren der
Solarbranche. Rund 200 Spezialisten arbeiten an den vier Standorten in
Deutschland sowie bei den ausländischen Tochtergesellschaften.
Weitere Informationen: www.solarstromag.com
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