Nachdem diese Woche die Energiekonzerne Alpiq und Repower über tiefe Strompreise am europäischen
Markt geklagt haben, zieht nun die Axpo nach und titelt: «Hohe
Subventionen für Wind- und Solarenergie belasten konventionelle
Kraftwerke». Die SES bringt Licht ins Dunkel des Gejammers und kritisiert die «Strom-Dinosaurier».
Die
Förderung der Erneuerbaren ist laut der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES) nötig, solange die konventionellen
Energien weiterhin subventioniert werden. Die momentan tiefen
Marktpreise werden sich mit dem Verschwinden fossiler und nuklearer
Kraftwerke wieder erholen. Tatsache
ist, dass die Preise am europäischen Strommarkt sehr tief sind, weil in
Europa ein Angebotsüberhang besteht. Der Zubau an erneuerbaren
Kraftwerken, insbesondere Wind- und Solarkraftwerken, hat dazu
beigetragen. Dieser Zubau ist allerdings gewollt, die Energiewende und
der Ausstieg aus der Atomenergie ist ein politisches und
gesellschaftliches Ziel, gerade auch in Deutschland, wo der Zubau am
stärksten ist. Die Erneuerbaren finden statt – der erste Schritt in
Richtung Energiewende ist gemacht. Dass es zum Überangebot kommt, hängt
damit zusammen, dass die Betreiber von fossilen und nuklearen
Kraftwerken ihre Anlagen nicht vom Netz nehmen wollen.
Die
Schweizer Stromkonzerne sind vor allem in konventionellen Kraftwerken
investiert – den Zubau erneuerbarer Energien haben sie verschlafen
(siehe unten unter «weiterführende Informationen» →
IV). Weil sie den Markt falsch antizipierten und die Erneuerbaren
unterschätzten, stehen sie heute auf der Verliererseite. Statt jetzt auf
den erneuerbaren Zug aufzuspringen, rufen sie nach Subventionen für die
bewährte Grosswasserkraft. Gerade diese wird wegen ihrer Flexibilität
in Zukunft Gold wert sein (→ I).
Das
Jammern über die «marktverzerrenden Subventionen» hat vor allem ein
Ziel: Die in der Energiestrategie 2050 angedachte Förderung dezentraler,
erneuerbarer Energien in der Schweiz soll gebremst werden, bevor sie
Wirkung entwickelt. Ende 2013 werden Solar- und Windkraft erstmals die
1-Prozent-Marke knacken. Damit sind wir im internationalen Vergleich
wohl immer noch das Schlusslicht (→
VI). Nun ist aber die Förderung erneuerbarer Energien eben keine
Marktverzerrung, sondern eine Korrektur einer Marktverzerrung: In der
Schweiz wurde und wird die Atomenergie massiv subventioniert (→ II) und auch die fossilen Energien tragen die von ihnen verursachten Kosten nicht, der CO2-Preis ist viel zu tief dafür.
«Solange
die Atomenergie subventioniert bleibt, braucht es eine konsequente
Förderung erneuerbarer Energien. Sonst bleibt der Atomausstieg
Wunschdenken.» stellt Felix Nipkow, SES-Projektleiter Strom &
Erneuerbare fest. Die Energiewende mag aus Sicht der Energiedinosaurier
eine Herausforderung sein, aus gesellschaftlicher Sicht ist sie eine
Chance. Die Schweiz kann volkswirtschaftlich profitieren – je rascher
und konsequenter die Energiewende umgesetzt wird, desto mehr (→ III, V).
Last,
but not least: Die Atomenergie wird vor allem jene Generationen
belasten, die gar nie von ihr profitiert haben. Am internationalen
Atommüllkongress am 13. März 2014 werden Schweizer Fachleute und
internationale Experten die Herausforderungen der Atommüllentsorgung in
der Schweiz und im Ausland diskutieren: http://www.energiestiftung.ch/aktuell/archive/2013/12/13/internationaler-atommuellkongress-2014.html
Im Text genannte, weiterführende Informationen - oder das Beste der SES im 2013:
I. Keine Subventionierung der Grosswasserkraft, SES-Medienmitteilung vom 12.12.2013: http://www.energiestiftung.ch/aktuell/archive/2013/12/12/keine-subventionierung-der-grosswasserkraft.html
II. SES-Studie: «Atomvollkosten – Was der Atomstrom wirklich kostet» (November 2013): http://www.energiestiftung.ch/aktuell/archive/2013/11/21/neue-ses-studie-atomstrom-kostet-36-rappen-pro-kilowattstunde.html
III. Einheimisch,
erneuerbar, effizient: Kantonaler Wirtschaftsfaktor Energiewende. Die
SES zeigt, welche wirtschaftlichen Vorteile die einheimische und
erneuerbare Versorgung mit Energie mit sich bringt (September 2013): http://www.energiestiftung.ch/kantone/
IV. Noch keine Energiewende bei den grossen Stromkonzernen (Strommixvergleich, Juli 2013): http://www.energiestiftung.ch/aktuell/archive/2013/07/22/noch-keine-energiewende-bei-den-grossen-stromkonzernen.html
V. SES-Studie: Energiewende kostet weniger als die Nicht-Wende (Juni 2013): http://www.energiestiftung.ch/aktuell/archive/2013/06/18/energiewende-kostet-weniger-als-die-nicht-wende.html
VI. Die
Schweiz bleibt das Schlusslicht. Produktion von Strom aus Windkraft und
Photovoltaik im Vergleich mit dem europäischen Umland (Mai 2013): http://www.energiestiftung.ch/aktuell/archive/2013/05/02/die-schweiz-bleibt-das-schlusslicht.html
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