Mittwoch, 18. Dezember 2013

SES kritisiert die Strom-Dinosaurier

Nachdem diese Woche die Energiekonzerne Alpiq und Repower über tiefe Strompreise am europäischen Markt geklagt haben, zieht nun die Axpo nach und titelt: «Hohe Subventionen für Wind- und Solarenergie belasten konventionelle Kraftwerke». Die SES bringt Licht ins Dunkel des Gejammers und kritisiert die «Strom-Dinosaurier». 

Die Förderung der Erneuerbaren ist laut der Schweizerischen Energie-Stiftung (SES) nötig, solange die konventionellen Energien weiterhin subventioniert werden. Die momentan tiefen Marktpreise werden sich mit dem Verschwinden fossiler und nuklearer Kraftwerke wieder erholen.  Tatsache ist, dass die Preise am europäischen Strommarkt sehr tief sind, weil in Europa ein Angebotsüberhang besteht. Der Zubau an erneuerbaren Kraftwerken, insbesondere Wind- und Solarkraftwerken, hat dazu beigetragen. Dieser Zubau ist allerdings gewollt, die Energiewende und der Ausstieg aus der Atomenergie ist ein politisches und gesellschaftliches Ziel, gerade auch in Deutschland, wo der Zubau am stärksten ist. Die Erneuerbaren finden statt – der erste Schritt in Richtung Energiewende ist gemacht. Dass es zum Überangebot kommt, hängt damit zusammen, dass die Betreiber von fossilen und nuklearen Kraftwerken ihre Anlagen nicht vom Netz nehmen wollen.
Die Schweizer Stromkonzerne sind vor allem in konventionellen Kraftwerken investiert – den Zubau erneuerbarer Energien haben sie verschlafen (siehe unten unter «weiterführende Informationen» IV). Weil sie den Markt falsch antizipierten und die Erneuerbaren unterschätzten, stehen sie heute auf der Verliererseite. Statt jetzt auf den erneuerbaren Zug aufzuspringen, rufen sie nach Subventionen für die bewährte Grosswasserkraft. Gerade diese wird wegen ihrer Flexibilität in Zukunft Gold wert sein ( I).
Das Jammern über die «marktverzerrenden Subventionen» hat vor allem ein Ziel: Die in der Energiestrategie 2050 angedachte Förderung dezentraler, erneuerbarer Energien in der Schweiz soll gebremst werden, bevor sie Wirkung entwickelt. Ende 2013 werden Solar- und Windkraft erstmals die 1-Prozent-Marke knacken. Damit sind wir im internationalen Vergleich wohl immer noch das Schlusslicht ( VI). Nun ist aber die Förderung erneuerbarer Energien eben keine Marktverzerrung, sondern eine Korrektur einer Marktverzerrung: In der Schweiz wurde und wird die Atomenergie massiv subventioniert ( II) und auch die fossilen Energien tragen die von ihnen verursachten Kosten nicht, der CO2-Preis ist viel zu tief dafür.
«Solange die Atomenergie subventioniert bleibt, braucht es eine konsequente Förderung erneuerbarer Energien. Sonst bleibt der Atomausstieg Wunschdenken.» stellt Felix Nipkow, SES-Projektleiter Strom & Erneuerbare fest. Die Energiewende mag aus Sicht der Energiedinosaurier eine Herausforderung sein, aus gesellschaftlicher Sicht ist sie eine Chance. Die Schweiz kann volkswirtschaftlich profitieren – je rascher und konsequenter die Energiewende umgesetzt wird, desto mehr ( III, V).

Last, but not least: Die Atomenergie wird vor allem jene Generationen belasten, die gar nie von ihr profitiert haben. Am internationalen Atommüllkongress am 13. März 2014 werden Schweizer Fachleute und internationale Experten die Herausforderungen der Atommüllentsorgung in der Schweiz und im Ausland diskutieren: http://www.energiestiftung.ch/aktuell/archive/2013/12/13/internationaler-atommuellkongress-2014.html

Im Text genannte, weiterführende Informationen - oder das Beste der SES im 2013:

I. Keine Subventionierung der Grosswasserkraft, SES-Medienmitteilung vom 12.12.2013: http://www.energiestiftung.ch/aktuell/archive/2013/12/12/keine-subventionierung-der-grosswasserkraft.html
II. SES-Studie: «Atomvollkosten – Was der Atomstrom wirklich kostet» (November 2013): http://www.energiestiftung.ch/aktuell/archive/2013/11/21/neue-ses-studie-atomstrom-kostet-36-rappen-pro-kilowattstunde.html
III. Einheimisch, erneuerbar, effizient: Kantonaler Wirtschaftsfaktor Energiewende. Die SES zeigt, welche wirtschaftlichen Vorteile die einheimische und erneuerbare Versorgung mit Energie mit sich bringt (September 2013): http://www.energiestiftung.ch/kantone/
IV. Noch keine Energiewende bei den grossen Stromkonzernen (Strommixvergleich, Juli 2013): http://www.energiestiftung.ch/aktuell/archive/2013/07/22/noch-keine-energiewende-bei-den-grossen-stromkonzernen.html
V. SES-Studie: Energiewende kostet weniger als die Nicht-Wende (Juni 2013): http://www.energiestiftung.ch/aktuell/archive/2013/06/18/energiewende-kostet-weniger-als-die-nicht-wende.html
VI. Die Schweiz bleibt das Schlusslicht. Produktion von Strom aus Windkraft und Photovoltaik im Vergleich mit dem europäischen Umland (Mai 2013): http://www.energiestiftung.ch/aktuell/archive/2013/05/02/die-schweiz-bleibt-das-schlusslicht.html

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