Montag, 25. Juni 2018

Energiewende droht weltweit zu scheitern

Der „Global Status Report“ zu den Erneuerbaren Energien zeigt mit schöner Regelmässigkeit deren Erfolge auf. Er tönte in früheren Ausgaben schon optimistischer als in der aktuellen.

Das ist ja so eine Sache mit den Jahresberichten. Sie enthalten oft wertvolle, andernorts meist gar nicht veröffentlichte oder dann gut versteckte Facts – eben so gut versteckt, dass sie kaum jemand zur Kenntnis nimmt. Dabei lohnt etwa die Lektüre des eben erschienen Berichts über die neuen Erneuerbaren Energien. Er fördert zutage, wie es im deutschen Handelsblatt hiess: «Die Energiewende droht zu scheitern, weil bislang von all den Rekorden nur der Stromsektor profitiert. Elektrizität ist aber nur für zwanzig Prozent des globalen Energiekonsums verantwortlich. Die Bereiche Wärme- und Kälte (48 Prozent) und Verkehr (38 Prozent) hingegen ziehen gemeinsam mehr als drei Viertel des weltweiten Energieverbrauchs auf sich.» Dieser allgemeinen Erkenntnis darf man sich im Energiediskurs nicht entziehen – und doch seien hier naheliegenderweise zuerst die solarbezogenen Facts in den Vordergrund gerückt. Es folgt eine Zusammenfassung in deutscher Übersetzung durch Solarmedia zu den solarbezogenen Ausführungen aus dem  „Global Status Report 2018“ für Erneuerbare Energien. 

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Im vergangenen Jahr hat die Photovoltaik weltweit erneut alle Rekorde geschlagen – und es wurden mehr Solaranlagen gebaut als in jeder anderen Energieerzeugungsart und sogar mehr als fossile und nukleare Kapazitäten zusammen neu hinzukamen – siehe Grafik. Global wurden solar 98 Gigawatt peak errichtet – wenn auch immer in Erinnerung bleiben muss, dass diese Grösse anders als andere Energiekapazitäten nur während der Sonnenscheindauer zum Einsatz kommt – in hiesigen Breitengraden also während 1000 und unter besten Sonnenscheinbedingunten deren 2000 Jahresstunden. Mit diesem Rekordzubau erreichte die Gesamtkapazität unterdessen 402 Gigawatt. Zurückzuführen ist das gewaltige Wachstum auf den besonders grossen Zuwachs in China (plus 53 Gigawatt), wichtig waren auch die Solarmärkte in Indien, Japan, den USA und neu in der Türkei. Und zum wiederholten Mal hat Asien rund drei Viertel aller neuen Solarkapazitäten geschaffen. Unterdessen verfügen 29 Länder weltweit über solche von mehr als einem Gigawatt – wozu auch die Schweiz mit deren zwei zählt.





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Die gewaltige Expansion 2017 führt die Studie auf die zunehmende Wettbewerbsfähigkeit der Solarenergie zurück und den steigenden Strombedarf in den Ländern des Südens. Hinzu kommt die Einsicht, dass gerade Photovoltaik geeignet ist, einen substantiellen Beitrag zur Lösung der CO2-Problematik zu leisten. Und doch benötigt es weiterhin passender Rahmenbedingungen, die die Politik der einzelnen Länder vorhalten muss, damit sich der Siegeszug fortsetzt. Der Bericht unterstreicht auch die zentrale Rolle, die China für den Solarmarkt insgesamt spielt – was sich in den letzten Tagen deutlich herausschälte, als die Ankündigung verminderter Förderung die Solarwirtschaft durchschüttelte. Obwohl weiterhin grossflächige Anlagen auch den grössten Teil des Zubaus beisteuern, hat sich gemäss dem Bericht der Anteil der kleinen dezentralen Anlagen deutlich auf bald einen Fünftel erhöht – und hier wiederum werden die Anlagen auf Hausdächern immer wichtiger – was sie hierzulande bekanntlich bereits sind.

Die Energiewende droht aber zu scheitern, weil bislang von all den Rekorden nur der Stromsektor profitiert. Elektrizität ist aber nur für zwanzig Prozent des globalen Energiekonsums verantwortlich, wie es im neuen „Global Status Report 2018“ heißt, den das Netzwerk für erneuerbare Energien REN21 vergangene Woche veröffentlicht hat. Die Bereiche Wärme- und Kälte (48 Prozent) und Verkehr (38 Prozent) hingegen ziehen gemeinsam mehr drei Viertel des weltweiten Energieverbrauchs auf sich.

Da hilft auch die Rekordmenge von weltweit 402 Gigawatt installierter Solarleistung nicht. „Damit die Energiewende gelingt, müssen Strom- und Wärmeerzeugung miteinander verzahnt und auch der Verkehrssektor mit einbezogen werden“, appelliert Rana Adib, die Generalsekretärin von REN21 im Gespräch mit dem Handelsblatt.  „Sektorenkopplung“ nennen das die Experten. Kaum eine Erneuerbaren-Konferenz kommt derzeit ohne diesen Begriff aus. Denn der Stromsektor alleine wird die nach dem Pariser Klimaabkommen vereinbarten Ziele nicht erreichen können, wenn allein der Wärmebereich für fast 40 Prozent aller Treibhausgasemissionen weltweit verantwortlich ist.

Laut dem „Global Status Report“ haben sich gerade mal 48 Länder weltweit Öko-Ziele im Bereich Wärme- und Kälte gesetzt, nur noch 42 Staaten formulieren Vorgaben für ihren Verkehrssektor. Dagegen haben ganze 146 Länder festgeschrieben, bis wann ein bestimmter Anteil des Stroms aus grünen Quellen kommen soll. Das einzige Land mit einem Plan für alle drei Sektoren ist Dänemark. Deutschland habe lange eine Vorreiterrolle eingenommen, sagt Adib. „Aber auch hier spielt sich die Energiewende bislang nur im Stromsektor ab“, und das reiche nicht.

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