Jetzt hat IRENA beim „Energiewendedialog“ in Berlin eine Studie vorgelegt, wonach die globale Energiewende bis 2050 erreicht werden könne, aber nur unter diesen Voraussetzungen: Wind- und Sonnenenergie müssen sechsmal so schnell ausgebaut werden wie bisher, Häuser müssen dreimal so schnell wie bisher energetisch saniert werden und in Ökostrom muss 30% mehr Geld investiert werden als bisher. Ist dieses Ziel realisierbar? Aber ja! In Deutschland allerdings nur, wenn sich die Bundesregierung endlich rasch auf ein zeitnahes Datum für den Kohleausstieg einigen kann. Die englische Regierung hat sich dafür das Ziel 2025 gesetzt.
Noch
optimistischer als Hermann Scheer war, ist der Öko-Pionier und Silicon Valley-Unternehmer
Tony Seba in seinem Buch: „Die Welt wird sich verändern. Radikal. Bis 2030“.
Seba prophezeit die globale Energiewende in den nächsten 12 Jahren und erklärt
seine These mit „Disruption“. Das heißt: eine einmal begonnene Entwicklung
durch neue Technologien löst ein altes System weit schneller ab als bisher
angenommen. Siehe die IT-Entwicklungen der letzten Jahrzehnte. Kreative
Zerstörung! Vor allem
die Preis-Entwicklung für Solar-und Windstrom spricht für Sebas These. In den
USA sind die Kosten für PV-Anlagen seit 1970 um den Faktor 154 gefallen. In
derselben Zeit ist das Öl um den Faktor 20 teurer geworden. Noch Fragen bitte? Der
Unternehmer Tony Seba ist überzeugt, dass sich die preiswerteste Energie am
schnellsten durchsetzen wird. Alle Erfahrung spricht dafür. Der Rohstoff für
Solar- und Windenergie ist ein kostenloses Geschenk des Himmels und deshalb
unschlagbar preiswert. Sonne und Wind schicken keine Rechnung.
Zudem
kann IRENA nachweisen, dass durch die
ökologische Energiewende etwa dreimal mehr Arbeitsplätze entstehen als bei den
alten Energien wegfallen. Die globale Energiewende führe zu über elf Millionen
neuen Jobs. Wir müssen endlich den Zusammenhang zwischen der Energiekrise
und der Arbeitsplatzkrise sehen und
verstehen. Und diese Riesenchance ergreifen. Hinzu kommen
die steigenden Gesundheitskosten und Millionen Tote durch die alte
Energiewirtschaft. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat festgestellt,
dass 95% der Weltbevölkerung schlechte Luft atmen. Die Feinstaubbelastung
überschreitet fast überall die WHO-Grenzwerte. 2016 seien 6.7 Millionen
Menschen durch Luftverschmutzung gestorben.
Feinstaub,
so erklärt auch das US-amerikanische Institut für Gesundheitseffekte (HEI),
erzeuge Lungen- und Herzerkrankungen. Daran mussten allein in Deutschland 2016 37.000 Menschen sterben. In Indien
und China starben im selben Jahr, nach HEI-Berechnungen, daran je eine Million
Menschen. Hauptquelle der Emissionen war die Kohlenutzung. Ob der neue
IRENA-Bericht, die Berechnungen von Hermann Scheer oder von Tony Seba: Die
deutsche Bundesregierung hinkt weit hinter all diesen Prognosen her, obwohl das Land
am ehesten die technischen Voraussetzungen für eine rasche 100-prozentige
Energiewende hat.
- IRENA-Studie: „Global Energy Transformition – a Roadmap to 2050“
- Economy and Human Welfare to Grow Under IRENA’s 2050 Energy Transformation Roadmap
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