Montag, 5. Januar 2015

Speichern technologisch gelöst


Dies ist ein dicker Schinken geworden. Aber es geht ja auch um ein wichtiges und gewichtiges Thema: Um Speicher für erneuerbare Energien. 

Die Autoren Michael Sterner, Professor für Elektronik und Informationstechnik an der TH Regensburg und Ingo Stadler, Professor für Energiewirtschaft an der FH Köln, sagen schon in den ersten Zeilen des Vorworts allen Skeptikern: „Wir haben kein Energiespeicherproblem, wir haben eher die Qual der Wahl zwischen all den Flexibilitäts- und Speicheroptionen… Es gibt ausreichende Kapazitäten in Deutschland, Europa und weltweit.“

Technologisch ist also das Speicherproblem gelöst. Das ist deshalb so wichtig, weil ein Haupteinwand gegen die rasche Energiewende schon immer hieß: Dazu gibt es keine Speicher. Richtig ist, dass es bisher keine guten Bücher gab, die diesen Einwand widerlegten. Mit dem Buch „Energiespeicher – Bedarf – Technologien, Integration“ ist diese schmerzliche Lücke geschlossen. Es gibt jetzt, ihr lieben alten Energieversorger und ihr Bedenkenträger in der Politik, keine Ausreden mehr.  Also endlich ein umfassendes Buch zur Energiewende, das auch für technische Laien verständlich und inspirierend geschrieben ist. 

Alle Energieversorgungssysteme haben schon immer auf Energiespeicherung beruht. Lediglich die Perspektiven ändern sich. Das Energiesystem, das wir gerade hinter uns lassen, hat hauptsächlich Primärenergie gespeichert. Im System der Erneuerbaren speichern wir eher Strom und Endenergie. Vor etwa 2 Milliarden Jahren begann die Photosynthese mit der ersten Energiespeicherung. Sie speichert Solarenergie in Form organischer Verbindungen und ermöglicht somit alles Leben auf unserem Planeten. Vor etwa 1,5 Millionen Jahre wurde das Feuer entdeckt und als Energiespeicher in Form von Holz genutzt. 

Seit etwa 200 Jahren nutzen wir Menschen fossile Energieträger als langfristig gespeicherte Energie. In den letzten Jahrzehnten wurden neue Speichertechnologien wie  Batterien, Pumpspeicher, Druckluftspeicher, BHKW, Power-to-Gas-Technologien und Wasserstoff-Technologien entwickelt. Die Autoren beschreiben zunächst die Bedeutung von Energiespeichern in der Energieversorgung und definieren ihre Rolle darin. Dann gehen sie auf den Speicherbedarf in der Strom-, Wärme- und Kraftstoffversorgung im Kontext der Energiewende ein. Im Hauptteil werden die verschiedenen Speichertechnologien ausführlich vorgestellt sowie ihre Vor- und Nachteile diskutiert. 

Praktische Anwendungsbeispiele und die Integration von Speichern über alle Energiesektoren hinweg runden das Buch ab. Zahlreiche Grafiken und Beispiele veranschaulichen das gesamte Feld der Energiespeicher und sind als Ergänzung samt Animationen online in Farbe verfügbar. Zielgruppen dieses unendlich wichtigen und hilfreichen Buches sind Ingenieure, Energieplaner, Wissenschaftler, Energiepolitiker, Energiegenossenschaften, Stadtwerke, Kommunalpolitiker, Energiewissenschaftler in Forschung und Industrie sowie Studierende in Maschinenbau, Verfahrenstechnik, Elektronik und Energietechnik.

Um deutlich zu machen wie ganzheitlich die Autoren ticken sei der originelle Epilog zu diesem Buch von Michael Sterner zitiert:

Die technischen Mittel sind da, um die Energie zu wenden.
Daher sollten wir keine Zeit verschwenden
Und der Umwelt und dem Klima die Zeit spenden,
den Transformationsplan zu vollenden.

Denn was sind wir ohne unsere natürlichen Lebensgrundlagen?
Kein Wirtschaften wär möglich, umsonst wär alles Mühen und Plagen!
Können wir es daher überhaupt wagen,
das alles aufs Spiel zu setzen und zu versagen?

Wir haben das Wissen gesammelt, das Know-How ist vorhanden,
die Herausforderung ist uns bewusst, wir haben verstanden,
doch nicht an Worten, an Taten sind wir zu messen,
zu verfangen sind wir, zu besessen,
von Profit, Wachstum und der Kurzfristigkeit,
unnatürlicher Wettbewerb statt Einigkeit.

Doch die Ökonomisierung unseres Lebens,
treibt uns nicht in den Wohlstand, ist vergebens,
wenn wir keinen Lebensraum mehr haben,
uns überwerfen, uns nicht mehr vertragen.

Die Dinge sind aber nicht starr, sondern immer zu Wandeln,
es bleibt uns nur noch zu Handeln
und an dem anzubandeln,
was uns gegeben ist:

Das Universum ist 14 Milliarden Jahre alt
Und einmalig in seiner Gestalt.
Was es gelernt hat, steckt in uns, in Fleisch und Blut, in jedem Atem,
die Natur macht es uns vor – legt in uns Ideen wie Saaten,
treibt die spirale Dynamik voran, schreit nach Taten!
Also los, worauf noch warten?


Prof. Dr.-Ing. Michael Sterner 
erforscht und lehrt an der Technischen Hochschule Regensburg in der Fakultät Elektro- und Informationstechnik die Bereiche Energiespeicher, Energiewirtschaft und Integration erneuerbarer Energien. Zuvor war er am Fraunhofer IWES in leitender Funktion verantwortlich für die Bereiche Systemanalyse und Energiewirtschaft und hat mit Kollegen die Speichertechnologie Power-to-Gas entwickelt. Der Ingenieur arbeitet ehrenamtlich in der Energietechnischen Gesellschaft des VDE, dem bayerischen Wirtschaftsministerium und dem Weltklimarat (IPCC), leitet Speicherkonferenzen von VDI und OTTI, ist beratend für die Bundesregierung tätig und im wissenschaftlichen Beirat der International Renewable Energy Storage Conference der Eurosolar sowie der Energy Storage Düsseldorf.
Prof. Dr.-Ing. habil. Ingo Stadler forscht und lehrt an der Fachhochschule Köln und ist dort für die Erneuerbaren Energien und Energiewirtschaft verantwortlich. Er habilitierte an der Universität Kassel. Seine Arbeiten umfassen die Netzintegration Erneuerbarer Energien und Energiesysteme mit hohen Anteilen an Erneuerbaren Energien und konzentriert sich auf die über die Elektrizität hinausgehenden, nichtelektrischen Speicher und das Lastmanagement. Er ist Mitglied des Beirats der International Renewable Energy Storage Conference sowie des International Centre for Sustainable Development of Energy, Water and Environment Systems. Über ein Jahrzehnt arbeitete er im Photovoltaik-Programm der Internationalen Energieagentur IEA.

Quelle: Franz Alt / sonnenseite.com

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