Die visionäre Aussage mag für viele gesellschaftliche Bereiche hierzulande gelten – und dabei reine Vision bleiben. Für den Energiesektor allerdings scheint eine Realisierung greifbar nahe, denn die notwendigen Techniken sind bekannt. Auf diesen simplen und dennoch einleuchtenden Nenner brachte der deutsche Journalist Franz Alt seine Einsichten zu den Energieproblemen der Welt an einem Vortrag, organisiert durch die Zeitschrift «Aufbruch». Ausgangspunkt der vielseitigen publizistischen Arbeit Alts über die sechs Erneuerbaren Energien Sonne, Wind, Wasser, Biomasse, Gezeitenkraft und Geothermie bildete die Katastrophe von Tschernobyl. Der damalige Lenker der Sowjetunion Michael Gorbatschow hatte Alt einst im Vertrauen die Kosten genannt, die der grösste Reaktorunfall aller Zeiten verursachte: 500 Milliarden Dollar. Und was Gorbatschow offenbar nicht erwähnte: Tschernobyl stand wohl auch dem Zerfall der Sowjetunion Pate.
Seither weiss Alt, was sich derzeit auf breiter Basis durchzusetzen beginnt. Die Sonne steht als unerschöpfliche Energiequelle zur Verfügung, während die fossilen Brennstoffe inklusive Uran ihren Zenit überschritten haben und sich dem Ende zuneigen. Das lässt sich nur schon an den Kosten ablesen, wovon unterdessen auch Wirtschaftskreise Kenntnis genommen haben wie etwa die Verantwortlichen grosser Energiekonzerne. Innerhalb eines Jahrzehnts stiegen die Erzeugerkosten für die alten fossilen Energien um bis das Dreifache, während sich die Kosten der Erneuerbaren halbierten. So hat unterdessen beispielsweise die Windkraft bereits die Schwelle zur Rentabilität erreicht – und für direkt solar erzeugte Energie dürfte das in besonders günstigen Gebieten wie Spanien innert weniger Jahre auch der Fall sein.
Doch selbst in Mitteleuropa stehen die Chancen entgegen einem immer noch weit verbreiteten Irrglauben gut. So ist Deutschland dank dem Gesetz über Erneuerbare Energien zu einem Mekka für die photovoltaische Forschung und Produktion geworden, also für die direkte Gewinnung von Elektrizität mit Solarmodulen. Und was in Deutschland möglich ist, gilt für die Schweiz ebenso. Kommt dazu, dass bezüglich der Nutzung von Wasserkraft sowohl in der direkten Energieerzeugung wie auch als Energiespeicher in den Pumpkraftwerken hierzulande optimale Voraussetzungen gegeben sind. Wäre da nur nicht die Deckelung der Kostendeckenden Einspeisevergütung, die viele projektierte Vorhaben für die Solarenergiegewinnung auf die lange Bank geschoben hat. Unverständlich für Franz Alt, der darauf verweisen kann, dass das deutsche Modell einer unbegrenzten Förderung neuer Energien inzwischen weltweit in mehr als 45 Ländern Schule gemacht hat, darunter auch in China.
Untermauert hat Franz Alt seine umfassenden Thesen im kürzlich erschienenen Buch «Sonnige Aussichten – Wie Klimaschutz zum Gewinn für alle wird», das durch seine Gesamtschau besticht. Wer also einen der leider immer noch seltenen Auftritte Alts in der Schweiz verpasste, ist mit dem Buch bestens gerüstet für den Einstieg in die solare Weltwirtschaft. Getreu nach dem Motto von Alt, «Bürger zur Sonne, zur Freiheit» – und getreu nach der Einsicht, dass auch die Schweiz den Umstieg auf Erneuerbare Energien bald und umfassend schaffen kann.
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