Die Diskussion um
die Versorgungssicherheit mit Strom treibt muntere Blüten – der Direktor der
Elcom hat dabei wohl den Vogel abgeschossen, als er landauf landab für den Kauf
und das Horten von Kerzen und Holz warb. Hier soll es um substantielle
Argumente gehen, die aufzeigen, dass
auch ohne solche Absurditäten die angestrebte Sicherheit erreichbar ist. Bei der
Diskussion in neuester Zeit sind dabei zwei altgediente Experten der
Erneuerbaren Energien aufgefallen – Thomas Nordmann und Anton Gunzinger. Von
letzterem hoffte man nach seinem Bestseller «Kraftwerk Schweiz» aus dem Jahre
2015 schon länger zu hören, wie er die Versorgungssicherheit unter den
aktuellen Bedingungen einstuft – schon in seinem Buch hatte der ETH-Computer-Professor
dargelegt, dass eine Vollversorgung mit Erneuerbaren für die Schweiz absolut
machbar sei.
Nun denn, Gunzinger hat geliefert – leider zwar nur etwas versteckt, aber immerhin: In der Webzeitung «Inside Paradeplatz» (siehe hier >) nennt er alles, was es an Gründen braucht, um die Beherrschbarkeit einer allfälligen Stromlücke auch im Winter zu belegen, ausgehend von den beiden künftigen zusätzlichen Stromkonsum-Bereichen, dem elektrifizierten Verkehr und dem Heizen von Gebäuden (mit Wärmepumpen und damit ebenfalls Mehrverbrauch an Strom).
Gunzinger will die folgenden Fragen beantworten: Wie viel Elektrizität werden wir (beim skizzierten Umstieg) benötigen? Wie wird die Elektrizität in Zukunft produziert? Und macht der Umbau der Energieversorgung finanziell Sinn? Beim Heizen ist erfreulicherweise schon so einiges erreicht – also gilt es nur konsequenter auf diesem Weg fortzuschreiten. Angesichts des hohen Altbaubestands ist die aktuelle Renovationsrate einfach nur viel zu gering. Gunzinger hält fest: «Mit dieser Rate wird es noch fast 70 Jahre bis zur kompletten Erneuerung dauern.» Auch wenn der Verbrauch fossiler Energie fürs Heizen in den letzten 10 Jahren um etwa 25% reduziert werden konnte. Angesichts der vorherrschenden Mietverhältnisse sind die Anreize für die Vermieterschaft leider nicht gegeben, schneller mehr zu machen – und den Mieter*innen sind in der Regel die Hände gebunden.
Die Wirkung einer
Gesamtsanierung des CH-Gebäudeparks wäre gemäss Gunzinger phänomenal: Werden
alle Häuser der Schweiz saniert und mit Wärmepumpen betrieben, so reduzieren
sich die momentan fossilen 58 TWh (27 TWh Öl, 31 TWh Gas) für das Heizen auf
etwa 6 TWh zusätzliche elektrische Energie. Das wäre fürwahr ein gewaltiger
Schritt eben nicht nur in der Energiebetrachtung für sich, sondern auch für’s
Klima, die Dekarbonisierung, also der Schritt zu Netto-Null CO2 wäre riesig.
Ähnliche Fortschritte wurden im Verkehrssektor in den letzten Jahren nicht erreicht: Bei einer angenommenen Voll-Elektrifizierung, was gemäss Gunzinger an den viel schwereren Personenfahrzeugen gegenüber früher liegt: «Wir transportieren heute viermal mehr Masse für die gleiche Mobilität». Das könne nicht ohne Folgen für den Energieverbrauch bleiben. Weil der Effizienzgrad der Elektromobilität viel höher sei, werde sich der Mehrverbrach an Energie aber bescheiden gestalten, Gunzinger rechnet mit lediglich vier Prozent – mahnt dabei aber auch Verhaltensänderungen im Mobilitäts-Verhalten an, insbesondere Verzicht aufs Auto für kurze Distanzen.
Beide
Energiebereiche zusammen genommen, dürfte der Stromverbrauch weniger stark
zunehmen als allgemein angenommen, nur zehn bis 15 Prozent. Wozu sich
allerdings die wegfallenden Kilowattstunden der einzumottenden Atomkraftwerke
gesellt. Die würden auf jeden Fall wegfallen, da zu teuer und für das neue
Energiesystem auch zu unflexibel. Gunzinger bedauert, dass in der Schweiz
Windstrom wohl nicht in gewünschtem Ausmass zum Einsatz gelangen kann, sieht in
der Solarenergie aber genug Potential, um das wettzumachen. Fazit: Eine
Winterstromlücke muss es in der Schweiz mittel- und langfristig nicht geben!
Zunehmend spielen die konkreten Zahlen eine wichtige Rolle bei der Beurteilung der Energiewende in der Schweiz. Das zeigt sich unterdessen an den präziseren Zahlen zum verfügbaren Solarstrom. Dieser ist unterdesen auf rund sieben Prozent am Gesamtverbrauch gestiegen. Um die Entwicklung genau zu verfolgen, hat Solarpionier Thomas Nordmann einerseits die Plattform www.energy-charts.ch geschaffen, die jedermann und jedefrau ansteuern kann.
Zudem versorgt der Meilemer
Ingenieur über sein Unternehmen TNC die Öffentlichkeit jetzt mit einem
Newsletter zum Stand der Dinge. Der Neueste ist gerade erschienen (siehe hier
>) - beides zentrale Quellen zur ideologisch
aufgeheizten Debatte über Erfolg und Misserfolg der Energiestrategie 2050.
Bundesrätin Simonetta Sommaruga hat sich ja aktuell in den Sonntagsmedien zu
deren Erfolg unmissverständlich geäussert (siehe hier >). Gescheitert sei ihrer Meinung nach die
von der SVP favorisierte Strategie des Einsatzes fossiler Energien (Öl und Gas)
- während sich bei genauem Hinsehen die
Energiestrategie gut entwickle, was unter anderem das Unternehmen TNC mit seiner
Arbeit ja nun hinlänglich belegt.
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