Der
Kompromiss der Kohle-Kommission hat Vor- und Nachteile. Er ist
gesellschaftspolitisch ein Fortschritt und demokratiepolitisch von Vorteil.
Erstmals haben jetzt auch die Hardliner in Politik und bei den alten
Energieversorgern anerkannt, dass Deutschland eine Energiewende braucht und das
Kohlezeitalter zu Ende geht. Ein Kommentar des deutschen Energie-Fachjournalisten Franz Alt.
Der gesellschaftliche Großkonflikt wird befriedet,
der Hambacher Forst bleibt (wahrscheinlich) erhalten und der Einstieg in den
Ausstieg aus der Kohle ist geschafft. Doch dieser Konsens ist klimapolitisch
ein Nonsens.: Klimapolitisch
ist der Beschluss, bis 2038 aus der
Kohle auszusteigen eine Katastrophe.
Das hieß nämlich: Noch 20 Jahre
Energieversorgung mit dem schlimmsten Klimakiller, 20 Jahre Dörfer abbackern, Kirchen
abreißen, Menschen umsiedeln und sie ihrer Heimat berauben. Eine
Kultur-Barbarei ohnegleichen – wie sie von RWE bisher praktiziert wurde und
auch weiterhin vorgesehen war. Der Erfolg
der erneuerbaren Energien im Strombereich seit dem Jahr 2.000 hat gezeigt wie
erfolgreich und schnell und mit vielen neuen Jobs die solare Energiewende
organisiert werden kann. Damals hatten wir in Deutschland fünf Prozent Ökostrom,
heute bereits 40%.
Alle wissen,
dass die Kohle ein Auslaufmodell ist – warum dann noch 20 Jahre auf den
kompletten Ausstieg warten, wenn er auch in zehn Jahren, also bis 2028, möglich
wäre? Oder wenigstens bis 2030 wie es die Umweltverbände fordern? Mein
Vorschlag: Jetzt muss die Gesellschaft für einen raschen Ausstieg kämpfen, Schüler und Studenten und alle Umweltverbände
müssen sich genau dafür einsetzen. Wir schaffen das zusammen so wie wir auch
den Einstieg geschafft haben.
Also: Nachverhandeln, nachverhandeln,
nachverhandeln
Unser bester Verbündeter ist der Preis für die Erneuerbaren.
Sie werden in den nächsten Jahren immer billiger, weil Sonne und Wind
bekanntlich keine Rechnung schicken. Darin liegt jetzt unsere große Chance.
Solar- und Windenergien sind bereits heute in 70 Ländern preiswerter als Kohle-
und Atomstrom. Sie schützen außerdem das Klima und schaffen weit mehr Jobs als
in der alten Kohlewirtschaft verloren gehen.
Warum müssen wir kämpfen? Wir müssen
diesen Kampf im Auftrag unserer Kinder und Enkel führen. Sie werden uns sonst
verfluchen. Die Schüler- und Studentenproteste für ein besseres Klima an jedem
Freitag zeigen uns, worum es jetzt wirklich geht. Die 16-jährige
behinderte schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg klagt die Eliten der
Welt wegen der Klimaerhitzung an (siehe Film ihres Auftritts am WEF in Davos von Januar 2019). Und Tausende Schüler in der ganzen Welt
folgen ihr jetzt. Beim Weltwirtschafts-Forum in Davos erklärte sie, worum es
nun wirklich geht: „Wollt ihr ein gutes Klima für alle oder noch mehr Geld für
wenige?“ Der Weckruf
der jungen Klima-Aktivisten breitet sich in immer mehr Ländern aus: Opfert
nicht unsere Zivilisation für eure Gier!
Wenn
die Alt-Parteien CDU, CSU, FDP und SPD den Weckruf der Jungen nicht hören
wollen, müssen wir sie bei allen nächsten Wahlen abstrafen so wie das die
Wähler und Wählerinnen bereits 2018 getan haben. Nur noch viel deutlicher. Auf
den Misthaufen der Geschichte mit den Schwerhörigen, die noch immer nur Geld
und Gier und Gunstwirtschaft verstehen. In einer Demokratie heißt das:
abwählen, abwählen, abwählen!
Protestiert, demonstriert, empört euch!
Solange bis wir ein deutlich früheres Ausstiegs-Datum für die Kohle haben.
2038
werde ich hundert Jahre alt. Das ist entschieden zu spät. Als Sohn eines
Kohlenhändlers will ich noch das Ende der Kohleverbrennung in Deutschland erleben. Nur mit den
Grünen in den nächsten Bundesregierungen, egal ob grün-rot oder grün-schwarz,
kann und wird es einen Kohleausstieg vor 2030 geben können. Die
Jungen kämpfen für eine grüne, erneuerbare und nachhaltige Zukunft ohne Kohle
so rasch wie möglich. Unterstützen wir sie dabei.
Franz Alt: Der Kohleausstieg - Flop oder Top? | Transparenz TV: Montag, 04. Februar 2019, 20:30 Uhr mit livechat
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