Achtung – hier kommt ein geballtes Zahlenbündel! Deshalb zuerst in Worten: Der Siegeszug der Photovoltaik (PV), also der
Stromerzeugung mit der Energie der Sonne, setzt sich unvermindert, ja
gesteigert fort. Dergestalt, dass wir in diesen Wochen Historisches erleben. Kapazitäten für solare Stromerzeugung überholen jene der atomaren - von Solarmedia-Autor Guntram Rehsche.
Atomstrom wurde einst – rund 60 Jahre sind es her – als die grosse Befreiung
aus der Energieabhängigkeit gefeiert. Zur Erinnerung: Auch Schweizer
Sozialdemokraten (etwa der spätere Bundesrat Willi Ritschard) waren zu jener
Zeit glühende Verfechter der so genannt friedlichen Nutzung der Spaltung des
Atoms respektive von dessen Kern, weshalb der Spuk auch bald Kernenergie
genannt wurde. Während in den 70ern erste Absetzbewegungen von der Atomeuphorie begannen,
startete eine andere Technologie ihren Siegeszug. Ursprünglich sehr teuer in
der Nutzung (was die Atomenergie ja auch war), fehlte der Solarenergie aber der
Gefahrenmakel und sie setzte sich bald in den Köpfen einiger weniger als die
wahre Alternative der Energiegewinnung fest. Zu den Pionieren gehörte etwa der
(deutsche) Sozialdemokrat Hermann Scheer – der anfangs der 90er Jahre mit seinem
Buch «Sonnenstrategie – Politik ohne Alternative» auch dem hier Schreibenden
die Augen öffnete (Verlag Piper 1993). Hier fehlt der Raum, die vielen weiteren
Schritte zu skizzieren, die dieser Strategie schliesslich zu dem verhalf, was
sie heute ist: die am schnellsten wachsende Quelle erneuerbare Energie –
schlicht die Zukunft der Energie!
Womit man den Zahlen nicht mehr ausweichen kann – und die präsentieren
sich weltweit eben jetzt als eindrücklich: Um 32 Prozent ist die installierte
Photovoltaik-Leistung IRENA zufolge im vergangenen Jahr gewachsen, auf fast 400
Gigawatt weltweit. Die Windenergie konnte nur um zehn Prozent zulegen, alle
Erneuerbaren zusammen nur um rund acht Prozent. Der große Erfolg für die
Photovoltaik geht vor allem auf die Kostensenkungen in den vergangenen Jahren
zurück. In Fortschreibung der rund 100 Gigawatt Zubau 2017 heisst das auch,
dass in diesen Wochen weltweit rund 440 Gigawatt Solarkapazität erstellt sind
(Ende Jahr werden es dann bereits über 550 Gigawatt sein, weil insbesondere
China sein atemberaubendes Ausbautempo beibehält). Und nun kommt es: die
atomare Kapazität zur Stromerzeugung stagniert seit Jahren bei rund diesen 440
Gigawatt, die die Solaranlagen nunmehr erreicht haben – Solar überholt also
Atom.
Spitzenleistung ist nicht gleich Gesamtleistung gilt es da gleich
anzufügen. Mit anderen Worten: eine Leistungseinheit Solar erzeugt im
Jahresverlauf viel weniger Strom als eine atomare – weil erstere nur bei
optimalem Sonnenschein die Leistungsspitze erreicht, die Atomanlage aber
im Normalfall ununterbrochen funktioniert (also 6-7000 Stunden jährlich bei dem
immer auch nötigen Wartungsunterbruch - gegenüber beispielsweise in der Schweiz rund 1000 Stunden einer
Solarstromanlage). Dennoch: gerade zu Spitzenzeiten des Strombedarfs (also
etwa bei hohen Temperaturen für die Kühlung und zur Mittagszeit für das Kochen)
ist solare Elektrizität bereits in der Pole-Position der Stromlieferanten –
selbstredend wegen mangelnder Speicherkapazität vorderhand in der
Nacht inexistent.
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Wie die Solar-Website pv-magazine.de unlängst schrieb, verzeichneten den
größten Photovoltaik-Zubau mit 72
Gigawatt (GW) Asien, davon 53 in China (+68 Prozent im Vergleich zu 2016),
9,6 in Indien (+100 Prozent) und sieben in Japan (+17
Prozent). Neben diesen drei Ländern sowie Brasilien installierten fünf weitere
Länder 2017 mehr als ein Gigawatt: USA mit 8,2 GW, die Türkei mit 2,6, Deutschland mit 1,7, Australien mit 1,2 und
Südkorea mit 1,1 GW. Dem gilt anzufügen, dass die Schweiz wegen ihrer Kleinheit natürlich
nicht aufgeführt ist – aber immerhin wurde hierzulande mit einem Anlagenbestand von rund 1,9
GW der Anteil des Solarstroms bereits die Drei-Prozent-Schwelle überschritten.
Unter den «neuen» erneuerbaren Energien (wozu die gerade in der
Schweiz so wichtige Wasserkraft nicht zählt) hat weltweit die Windenergie zwar
noch die Nase vorn gegenüber der Solarkraft – aber Windstrom hatte sein grosses
Wachstum wie auch seine starke Kostensenkung in den Nuller-Jahren nach der
Jahrtausendwende erlebt. Photovoltaik demgegenüber steht gerade erst am Anfang eines
phänomenalen Aufschwungs. Unterdessen vermag sie in Auktionen für
Stromerzeugungsanlagen in besonders günstigen Gebieten bereits sämtliche
Konkurrenten hinter sich zu lassen, sowohl die (viel zu billigen fossilen
Kapazitäten wie Kohle und Erdgas) als eben auch den Windstrom, der derzeit vor allem
kräftig zulegt bei den Offshore-Anlagen auf hoher See – dort aber auch mit
besonders hohen Kosten belastet ist.
Dies hielt unlängst auch IRENA-Generaldirektor Adnan Amin fest. Er ist Direktor jener
UN-Organisation für die Erneuerbaren, die auch wieder auf den 2010 verstorbenen
und oben erwähnten Pionier Hermann Scheer zurückgeht. Nach seinen Worten
«bestätigen die jüngsten Daten,
dass die globale Energiewende dank rasch fallender Preise, technologischer
Verbesserungen und einem zunehmend günstigeren politischen Umfeld schnell
voranschreitet». Die sinkenden Stromgestehungskosten
spielten dabei in den vergangenen Jahren vor allem der Photovoltaik in die
Karten. IRENA zufolge sanken die Kosten zwischen 2010 und 2017 in der Photovoltaik
um 73 Prozent, in der Windenergie hingegen nur um rund ein Viertel. Damit
liegen die beiden Technologien inzwischen im Kostenbereich der fossilen
Energieerzeugung.
Wenn an diesem 1. Mai also vor allem der Tag der Arbeit
gefeiert wird, ist daran zu erinnern, dass die Energiefrage gerade auch
in ihrer Bedeutung für die menschliche Arbeit derzeit einen immensen Wandel
vollzieht – die Solarenergie hat die Atomenergie besiegt!
Re. PV-Ausbau China
AntwortenLöschenwww.sxcoal.com/news/4571725/info/en
Nicht verifiziert. SX macht selten Falschmelsdungen aber laesst hin und wieder Daten weg.