Mittwoch, 11. Februar 2015

SolartechnikerInnen für den Kongo

Kinsahsa ist mit über neun Millionenen Einwohnern die zweitgrösste frankophone Stadt nach Paris. Hans Greuter seufzt, als ich ihm die Frage stelle, wie sich die Stadt verändert habe, seit er sie zum ersten Mal besucht hat. Das war im Jahre 1962, kurz nach der Unabhängigkeit der Demokratischen Republik Kongo von Belgien. Hans Greuter reiste als junger Sekundarlehrer nach Kinshasa, im Auftrag eines evangelischen Hilfswerks. Die Stadt zählte damals rund 500 000 Einwohner.

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Ohne Raumplanung, Baurecht, Strom- und Wasserversorgung, so ist die Stadt gewachsen. Millionen von Menschen sind der Stadt zugewandert, getrieben durch die Hoffnung auf Arbeit, Sicherheit und auf ein besseres Leben. Hans Greuter verschweigt die prekäre Situation nicht, welche sich durch diesen rasanten Bevölkerungszulauf ergeben hat. Die EPROBA, l’Ecole Professionnelle du Bâtiment, stellt sich diesem Problem entgegen indem sie Berufsausbildungen im Bereich des Bauwesens anbietet. Die Idee sei nicht von ihm gekommen, beteuert Greuter. Mr. Kabangu, ein lokaler Bauunternehmer mit Schweizer Frau, spielte schon lange mit dem Gedanken einer Berufsschule nach Schweizer Vorbild. Die beiden hatten früh erkannt, dass Bildung der Grundstein für eine nachhaltige Entwicklung des Landes ist.

Greuters langjährige Erfahrung hat gezeigt, dass die duale Berufsbildung äusserst erfolgsversprechend ist. Die Abgänger der EPROBA sind dank diesem System bereit, direkt ins Berufsleben einzusteigen ohne vorher noch praktische Erfahrungen sammeln zu müssen. Ein System, in der Schweiz gang und gäbe, im belgisch – französisch geprägten Bildungssystem der DRK jedoch völlig unbekannt ist und daher anfänglich mit Ablehnung behandelt wurde. Nichtsdestotrotz hat sich die Schule bis heute gehalten – trotz Zeiten von Unruhe, Aufständen und Unsicherheit konnte die EPROBA kürzlich ihr 25-jähriges Bestehen feiern.


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Der Ausbildner Crispin Assimbo zusammen mit dem Schweizer Botschafter der DRC, Christian Gobet,  an der 25-Jahres Jubiläumsfeier der EPROBA.


Vor kurzem wurde die Elektrikerausbildung der EPROBA um die Solartechnik erweitert. Dies war möglich durch die erfolgreiche Zusammenarbeit der EPROBA, Solafrica und Greenpeace Schweiz. Gestartet wurde das neue Ausbidlungsmodul gleich mit der Installation einer Solaranlage für die Schule selber.

Die jahrelange Erfahrung von Solafrica in der Ausbildung von Solartechniker/innen leistete beim Aufbau dieses Programmes eine grosse Hilfe. So konnte das Ausbildungsmaterial teilweise vom Sarah Obama Solar Learning Centre in Kenya übernommen werden. Auch konnte der Crispin Assimbo, der als Solartrainer bereits viel Erfahrungen in Kenia machen konnte, als Ausbildner für Kurse in Solartechnik an der EPROBA gewonnen werden. Hans Greuter sieht in dieser Zusammenarbeit grosses Potential. Obwohl er der Sache anfänglich skeptisch gegenüber stand, habe ihn die Idee der Solarenergie überzeugt, sodass er nun mit grosser Begeisterung dahinter steht. In einer Stadt wie Kinshasa, in der ein Anschluss ans Stromnetz Luxus bedeutet, hat die Nutzung der Solarenergie nicht nur den Vorteil umweltfreundlich zu sein. Sie ermöglicht die Unabhängigkeit vom instabilen staatlichen Stromnetz und beständige Versorgung mit sauberer Energie.

Die Autorin Seraina Hürlemann hat Sinologie studiert. Sie absolviert derzeit ein Praktikum beim Greenpeace Youth Support Centre und begleitet unter anderem das Projekt zur Einführung der Solarenergieausbildung an der EPROBA. Der Solafrica-Blog bietet involvierten und interessierten Personen eine Plattform für Beiträge zu den Themen von Solafrica. Die hier veröffentlichten Beiträge sind persönliche Stellungnahmen der Autoren/innen und entsprechen nicht zwingend den Ansichten von Solafrica.

Quelle mit freundlicher Genehmigung: Solafrica

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