Die Wasserkraft ist unsere wichtigste einheimische Quelle erneuerbarer Energie. 57 Prozent der Elektrizität produziert die Schweiz aus Wasser. Den Löwenanteil liefern dabei die grossen Anlagen. Auf die Kleinwasserkraftwerke könnte die Schweiz aber nicht verzichten. Welche Rolle sie spielen, das zeigt die neue/überarbeitete «Gesamt-Dokumentation Kleinwasserkraft».
In der Schweiz gibt es über 1‘500 Kleinwasserkraftwerke – im Schnitt pro Gemeinde fast ein Kraftwerk. Diese Anlagen sind oft „fast unsichtbar“, bestehen seit Jahrzehnten oder sind so in bestehende Infrastruktur integriert, dass sie kaum wahrgenommen werden. Anhand von zwölf Beispielen zeigt eine neue Publikation des Bundesamts für Energie die Vielfalt dieser Anlagen auf: Auf Französisch erscheint sie erstmals, die deutsche Ausgabe wurde aktualisiert. Unter anderem aufgeführt sind diese drei Kraftwerke:
Historisches Kraftwerk La Scierie de Moiry (VD): (2kW/3kW)
Die Sägerei in Moiry (VD) wurde im Jahr 1850 am Ufer der Morvaz erbaut. Die Morvaz ist ein Nebenfluss der Venoge (VD), welcher in den Genfersee mündet. Die Sägerei wurde durch ein Wasserrad mit einem Durchmesser von 6 Meter angetrieben, welches im Jahr 1890 in Betrieb genommen wurde und welches noch immer für den Antrieb der Sägerei und zur lokalen Stromversorgung genutzt wird. Im Jahr 2000 wurde ein zweites Wasserrad im Oberlauf gebaut, welches mit Solarpanels ergänzt wurde. Damit kann die Stromautonomie des Gebiets unterstützt werden, da dieses noch immer nicht an das öffentliche Netz angeschlossen ist.
Das Abwasserkraftwerk Profray in Verbier (VS): (350kW)
Die Quelle des Kleinwasserkraftwerks Profray liegt bei der Skistation
Verbier: Dessen Abwasser wird in einem Becken gefasst. Dieses ist mit
einem 6 Millimeter breiten Rechen ausgestattet, welcher Materialien, die
die Turbine beschädigen könnten, entfernt. Über eine 2,3 Kilometer
lange Druckleitung wird das Abwasser der Turbine zugeführt, welche sich
im gleichen Gebäude wie die Kläranlage befindet. Anschliessend wird das
Abwasser auf gewohnte Weise aufbereitet und bei Dranse de Bagnes in den
Fluss geleitet.
Wässerwasser-Kraftwerk Mund (VS): (2800 kW)
Seit
Jahrhunderten wird aus dem Mundbach Wasser zur Bewässerung und zur
Viehtränke gefasst und über Wasserleiten auf die Äcker und Wiesen
geleitet. Hierfür besteht ein System aus insgesamt acht Wasserleiten
(Suonen), welche das Wasser mittels einer gemeinsamen Fassung aus dem
Mundbach beziehen. Durch den Bau der drei Kraftwerkszentralen kann das
ohnehin dem Mundbach entnommene Wasser nun auch zur Gewinnung
einheimischer, sauberer Energie genutzt werden. Dies unter Miteinbezug
bestehender Infrastruktur. Gleichzeitig bleibt die Zufuhr von
Wässerwasser für die Landwirtschaft auf Jahrzehnte hinaus gesichert.
Die beschriebenen Beispiele illustrieren den Beitrag der Kleinwasserkraft zur Elektrizitätsversorgung der Schweiz und zeigen, welche wichtige Rolle die Anlagen bei der Entwicklung des ländlichen Raums spielen. Die Beispiele stammen aus allen Landesteilen der Schweiz.
Die Gesamtdokumentation Kleinwasserkraft enthält neben den Fallbeispielen alle möglichen Aspekte zum Thema und kann als Nachschlagewerk dienen. Man findet darin unter anderem einen Überblick über die Geschichte der Kleinwasserkraft, die Akteure, den Stand heute, technische oder wirtschaftliche Aspekte. Ein Modul zeigt die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen zur Nutzung der Wasserkraft auf, in einem weiteren Modul ist die Umwelt ein Thema. Da geht es um Gewässerökologie, Nutzungskonflikte und die Umweltverträglichkeit von Kleinwasserkraftanlagen.
Brigitte Mader, Kommunikation Bundesamt für Energie
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