Über
300 Forschende erarbeiteten im Rahmen der Nationalen
Forschungsprogramme "Energiewende" (NFP 70) und "Steuerung des
Energieverbrauchs" (NFP 71) zahlreiche Innovationen und Erkenntnisse, um
die Energiestrategie 2050 umzusetzen. Nun sind die Programme
abgeschlossen und der Schweizerische Nationalfonds legt unter dem Titel
"Nationales Forschungsprogramm Energie" das gemeinsame Resümee vor.
"Die
Erkenntnisse aus den über 100 Forschungsprojekten des Nationalen
Forschungsprogramms ‘Energie‘ zeigen, dass ein wirtschaftlich und sozial
verträglicher Ausstieg aus der Kernenergie und der CO2-intensiven
Energiewelt schon mit den heute bekannten technischen und finanziellen
Mitteln grundsätzlich möglich ist", betont Hans-Rudolf Schalcher,
Präsident der Leitungsgruppe des NFP 70. "Doch von alleine werden sich
neue Technologien, erst recht aber neue Verhaltensweisen nicht im Alltag
durchsetzen. Dafür müssen wir alle unsere Verantwortung wahrnehmen: als
Bürgerinnen und Bürger, Konsumentinnen und Konsumenten, Politikerinnen
und Politiker sowie in unseren sonstigen Rollen", ergänzt Andreas
Balthasar, Präsident der Leitungsgruppe des NFP 71.
Transformation des Energiesystems ist technisch und finanziell machbar
Das
NFP "Energie" hat zahlreiche technische Innovationen hervorgebracht. So
wurden bekannte Technologien wie die gebäudeintegrierte Photovoltaik
oder die tiefe Geothermie weiterentwickelt. Neue Verfahren zur
Produktionsoptimierung erhöhen das Potenzial der Wasserkraft. Zudem
wurden innovative Technologien wie etwa für die Energiespeicherung
mittels Batterien oder Druckluft sowie neuartige Brennstoffzellen
erforscht.
Ohne Zweifel ist die Transformation des Energiesystems eine grosse finanzielle Herausforderung. Die Forschung zeigt aber, dass sie mit einer Lenkungsabgabe und einem Rückverteilungsmechanismus wirtschaftlich und sozialverträglich zu schaffen ist. Mit einer ökologischen Steuerreform und neuen Finanzierungsmodellen wie etwa Energiegenossenschaften kann diese Aufgabe zudem breit abgestützt werden.
Wie die Versorgungssicherheit in diesem neuen Energiesystem gewährleistet werden kann, haben die Forschenden ebenfalls im Rahmen des NFP "Energie" untersucht. Wesentlichen Einfluss auf die Versorgungssicherheit und die Entwicklung der Strompreise wird jedoch auch der Abschluss eines Stromabkommens mit der EU haben.
Alle sind gefordert – an Akzeptanz und Wissen fehlt es aber noch
Für
die Transformation des Energiesystems braucht es ausser neuen
Technologien und Infrastrukturen sowohl wirksame Regulierungen als auch
Anreize für freiwillige Verhaltensänderungen. Nur dann lässt sich zum
Beispiel die energetische Sanierungsrate von Gebäuden steigern oder die
Mobilität und Logistik effizienter gestalten.
Um die Menschen dafür zu gewinnen, müssen Wissensdefizite abgebaut werden. Verschiedene Forschungsprojekte des NFP «Energie» haben nachgewiesen, dass es noch nicht gelungen ist, ausreichend über die Vorteile neuer Technologien und Verhaltensweisen zu informieren. Das gilt nicht nur für Bürgerinnen und Bürger, sondern auch für Entscheider in Politik und Wirtschaft. Die Kenntnis der generellen Funktionsweise und Wirkung, etwa einer Lenkungsabgabe, aber auch der persönlichen Vorteile, zum Beispiel in Form von mehr Lebensqualität und Komfort durch eine energetisch optimierte Wohnsituation, ist der Schlüssel dazu.
Aus der Forschung in die Gesellschaft
Damit
neue Technologien und Verhaltensweisen in der Gesellschaft ankommen und
zur Transformation des Energiesystems beitragen, gibt das Resümee des
NFP "Energie" konkrete Handlungsempfehlungen für Energieversorger,
Haushalte, Betriebe, Hauseigentümerinnen und -eigentümer, Kapitalgeber,
öffentliche Verwaltungen, Verbände und NGO sowie für die
Stimmbevölkerung und die Politik.
"Wenn es gelingt – und dafür sind die Voraussetzungen ideal –, die jeweils optimalen Technologien weiterzuentwickeln, die finanziellen Mittel in die richtige Richtung zu lenken, die Menschen für den Umstieg zu gewinnen und dies im Verhalten dauerhaft zu verankern, kann die Schweiz mit einem neuen nachhaltigen Energiesystem in die Zukunft gehen", fasst Frédéric Varone, Delegierter des Nationalen Forschungsrates, die Ergebnisse des NFP "Energie" zusammen.
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