Die streitbare deutsche Ökonomin Claudia Kemfert (eine der anerkanntermassen einflussreichsten überhaupt) hat mit «Mondays for Future» ein neues Buch vorgelegt, das in nichts den früheren nachsteht und ihrem Ruf als wichtige Stimme in der Auseinandersetzung ums Klima gerecht wird.
Wie sag ich es meinem Kind, könnte man als Eingangsfrage auch aufwerfen. Aber weit gefehlt, die Schrift ist zwar sehr verständlich und geläufig geschrieben, so dass auch ältere Kinder und Jugendliche folgen könnten, aber letztlich eben genauso Erwachsene - die sich ja teils auch an den Klimastreiks beteiligen. Der Vollständigkeit halber wird im Buch eingangs die Geschichte der Klimapolitik nachgezeichnet. Das muss man nicht unbedingt lesen, kann also ohne Schaden überspringen. Wie auch das Ganze in gewissem Sinne lexigraphisch aufgebaut ist, aber nicht langweilig wie ein Lexikon mit reinen Stichworten - sondern vielmehr mit längeren Aussagen, die den folgenden Inhalt gut umschreiben. Das hilft um so mehr, wenn man das Buch eben nicht von A bis Z lesen mag, sondern vielmehr interessengeleitet jene Abschnitte herauspickt, die für Leser und Leserin wichtig sind.
Beispiele gefällig? Mir hat etwa im geschichtlichen Teil der Abschnitt «Was wurde aus den Beschlüssen von Rio, etwa der Agenda 21» oder «Bei der Agenda 2030 ist Klimaschutz nur ein Punkt unter vielen?» gut gefallen. Manch Schweizer*in mag dann in den Abschnitten über aktive Politik erahnen, wie hilfreich die direkt-demokratischen Möglichkeiten hierzulande sind, um Umweltanliegen zum Durchbruch zu verhelfen - in ziemlichem Gegensatz zu Deutschland. Erfahrbar ist das ja auch in diesen Tagen, in denen das Schweizer Parlament dem CO2-Gesetz zum Durchbruch verhilft. Kemfert bezieht bezüglich der Systemfrage eindeutig Stellung im Kapitel «Warum ist eine gelenkte Demokratie wie China im Klimaschutz so erfolgreich?». Denn sie ist es eben nicht. Ihr eindeutiges Ergebnis lautet vielmehr «Demokratie schlägt Diktatur».
Dass Claudia Kemfert nicht nur der Theorie verfallen ist, zeigt sie immer wieder mit ihren aktualitätsbezogenen Interventionen in der Nachhaltigkeitsdiskussion, so etwa, als sie forderte, Finanzhilfen für Fluggesellschaften an Bedingungen zu koppeln. Sonst drohe eine Wiederholung der Fehler aus der Finanzkrise 2008, als Rettungsgelder wahllos ausgeschüttet worden seien, ohne auf Klimaverträglichkeit zu achten. Für die Zeit nach Corona möchte sie einen nachhaltigen Wiederaufbau der Wirtschaft (weiter hier auf >>> Watson).
© Text und Bild (Screenshot): GuntramRehsche / Solarmedia
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