Bei
der Produktion von Solar- und Windstrom liegt die Schweiz im
europäischen Vergleich auf den hintersten Rängen. Um das Ziel des
Bundesrats – Netto Null Treibhausgasemis-sionen bis 2050 – zu erreichen,
besteht dringender Handlungsbedarf. Das neue Energiegesetz muss gleich
lange Spiesse mit dem Ausland schaffen und die Finanzierung erneuerbarer
Energien sicherstellen.
In einer Kurzstudie hat die
Schweizerische Energie-Stiftung (SES) die Pro-Kopf-Produktion von
Sonnen- und Windenergie in der Schweiz und den 28 Staaten der
Europäischen Union verglichen. Die Schweiz konnte gegenüber dem letzten
Jahr einen Rang gut machen und landet auf Platz 24, knapp vor
Tschechien, Ungarn, Slowenien, der Slowakei und Lettland. Im Vergleich
mit den neun umliegenden Ländern (siehe Grafik) landet die Schweiz auf
dem vorletzten Platz. Nur 4.2% des Stromverbrauchs werden
hierzulande mit den beiden erneuerbaren Technologien erzeugt – in
Dänemark sind es über 50%, in Deutschland 33%.
An der Spitze der Liste stehen seit Jahren nordeuropäische Länder:
Dänemark, Deutschland und Schweden produzieren alle ein Vielfaches an
Windenergie im Vergleich zur Schweiz. Betrachtet man ausschliesslich die
Photovoltaik, liegt die Schweiz immerhin auf Rang 7. Wir werden hier
von Deutschland, Malta, Italien, Belgien, Griechenland und den
Niederlanden, also teilweise auch von nördlicheren Ländern mit weniger
Sonneneinstrahlung geschlagen.
Klimaziele in Gefahr: Die Schweiz täte gut daran, bei der Solar- und Windkraft aufzuholen.
Mit den Bemühungen im Klimaschutz gewinnt der Stromsektor an Bedeutung.
«Die Elektrifizierung in den Bereichen Verkehr und Gebäude wird
zusätzlich zum Ersatz des Atomstroms einen Mehrbedarf an einheimischer
Elektrizität schaffen», erklärt Felix Nipkow, Leiter Fachbereich
erneuerbare Energien. Die Teilrevision des Energiegesetzes, die
Bundesrätin Sommaruga im April in die Vernehmlassung geschickt hat,
bietet die Gelegenheit, den notwendigen Rahmen für das Erreichen des
Netto Null-Ziels zu setzen.
Aus Sicht der SES ist ein zweites Massnahmenpaket zur Energiestrategie
2050 fällig. Felix Nipkow führt aus: «Im Energiegesetz müssen
insbesondere die Ausbauziele klar erhöht werden, so dass diese im
Einklang mit den Klimazielen sind. Bis 2035 müssen wir die
Jahresproduktion aus erneuerbaren Energien auf 70 bis 80 Terawattstunden
(TWh) erhöhen.» Heute stammen bereits rund 36 TWh aus Wasserkraft. Die
übrige Energie müssen neue erneuerbare liefern. Solche Ziele erfordern
ein Finanzierungsmodell, das für InvestorInnen die nötigen Anreize
schafft. Denn Schweizer Stromversorger haben in den letzten Jahren
vornehmlich im Ausland in erneuerbare Energien investiert. Auch sie
beklagen die schlechten Investitionsbedingungen in der Schweiz. Und
gerade hinsichtlich der geplanten Strommarktöffnung ist diese
Absicherung wichtig. Ansonsten bleiben die Investitionen aus und die
Schweiz wird abhängig von Importen aus dem Ausland. «Der Ausbau
erneuerbarer Energien ist die einfachste aller Klimaschutzmassnahme.
Nutzen wir, was wir haben: Sonne, Wind und Wasser – und unsere Köpfe»,
bilanziert Felix Nipkow.
» Download Grafik «Ländervergleich 2019» (pdf)
» Download Kurzstudie «Ländervergleich 2019» (pdf)
Weitere Informationen
Felix Nipkow, Leiter Fachbereich erneuerbare Energien
Tel.: 044 275 21 28
Mobile: 077 413 24 31
Mail: felix.nipkow@energiestiftung.ch
Twitter: @FelixNipkow
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Energiepolitischer Hintergrund
Am 3. April hat der Bundesrat die Vernehmlassung zum Energiegesetz (EnG) gestartet. Nach dem CO2-Gesetz ist dies die derzeit wichtigste klima- und energiepolitische Vorlage auf Bundesebene. Der Bundesrat nimmt damit einen zweiten Anlauf für das 2. Massnahmenpaket der Energiestrategie 2050. Diese gibt vor, dass die Schweiz auf eine nachhaltige Energieversorgung ohne Atomstrom umschwenkt. Ein erster Vorschlag für ein 2. Massnahmenpaket auf Basis eines Lenkungssystems wurde 2017 vom Parlament abgelehnt.
Weitergehende Massnahmen im Energiesektor werden notwendig aufgrund der Ratifizierung des Klimaabkommens von Paris und dem Entscheid des Bundesrats, 2050 Netto Null Treibhausgasemissionen erreichen zu wollen. Fokussiert das CO2-Gesetz vor allem auf die Reduktion der Treibhausgasemissionen, soll das EnG die Substitution fossiler Brenn- und Treibstoffe auf klimafreundliche Energieträger voranbringen. Eine Hauptrolle kommt dabei Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu.
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Felix Nipkow, Leiter Fachbereich erneuerbare Energien
Tel.: 044 275 21 28
Mobile: 077 413 24 31
Mail: felix.nipkow@energiestiftung.ch
Twitter: @FelixNipkow
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Energiepolitischer Hintergrund
Am 3. April hat der Bundesrat die Vernehmlassung zum Energiegesetz (EnG) gestartet. Nach dem CO2-Gesetz ist dies die derzeit wichtigste klima- und energiepolitische Vorlage auf Bundesebene. Der Bundesrat nimmt damit einen zweiten Anlauf für das 2. Massnahmenpaket der Energiestrategie 2050. Diese gibt vor, dass die Schweiz auf eine nachhaltige Energieversorgung ohne Atomstrom umschwenkt. Ein erster Vorschlag für ein 2. Massnahmenpaket auf Basis eines Lenkungssystems wurde 2017 vom Parlament abgelehnt.
Weitergehende Massnahmen im Energiesektor werden notwendig aufgrund der Ratifizierung des Klimaabkommens von Paris und dem Entscheid des Bundesrats, 2050 Netto Null Treibhausgasemissionen erreichen zu wollen. Fokussiert das CO2-Gesetz vor allem auf die Reduktion der Treibhausgasemissionen, soll das EnG die Substitution fossiler Brenn- und Treibstoffe auf klimafreundliche Energieträger voranbringen. Eine Hauptrolle kommt dabei Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu.
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Es ist sehr gut, dass wir in den Ausbauzielen bei Wind und Solar massiv in Rücklage sind. Dadurch bleben uns dann viele gestrandete Investitionen (Fehlinvestitionen) erspart, wenn wir endlich Gas- und neue Kernkraftwerke bauen, ohne die die sichere Versorgung unseres Landes erwiesenermassen gar nicht möglich ist.
AntwortenLöschenDann ist der Term "bessere Investitionsbedingungen" eine Euphemismus für "höhere Subventionen" - das muss endlich ehrlich eingeräumt werden. Auch im Ausland wird weniger in Wind und Solar investiert, sobald weniger subventioniert wird. Dass Wind und Solar immer wettbewerbsfähiger würden, ist leider ins Land der Märchen zu verweisen. Die Systemkosten dieser Energieträger steigen mit zunehmendem Versorgungsanteil überproportional, wie viele Ökonomen schon lange erläutern und empirisch nachweisen.